Anorganik II: Fragenkatalog: Teil III

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Nicolas Kratena
0925196
Anorganik II: Fragenkatalog: Teil III
1) Geben Sie je ein Beispiel für neutrale, anionische, kationische, πDonor, π-Akzeptor, σ-Donor, Chelat- und Brückenliganden und den
trans-Effekt und den trans-Einfluss an. Beschreiben bzw. erklären Sie
die π-Donor/ π-Akzeptor-Wechselwirkungen von Übergangsmetallen
mit CO im Detail.
Neutrale Liganden: H2O, ROH, HNR2, R2O, SR2, N2, CO
Anionische Liganden: RO-, NR2-, PR2-, F-, Cl-, Br-, I-, HKationische Liganden: NO+, Carbide
π-Donor: Halogenide, Amid, Phosphid
π-Akzeptor: CO, NO+, Isonitrile,
σ-Donor: H-, Alkyl, Fischer-Carbene, CNChelat: EDTA, en, acac, phen
Brückenliganden: O2-, RO-, NR2Trans-Einfluss: Eine Carbonylgruppe wird stärker gebunden, wenn der zu ihr trans-ständige Ligand
Elektronendonoreigenschaften besitzt, da trans-ständige Liganden die gleichen d-Orbitale des
Metalls benutzen. In einer Komplexverbindung mit zwei zueinander trans-ständigen Liganden L und
L‘ (L-M-L‘) beschreibt der trans-Einfluss von L, wie L eine grundständige Eigenschaft der Bindung von
L‘ zum Metall beeinflusst (Bindungslänge, Kopplungskonstante, Streckfrequenz). Der trans-Einfluss ist
ein thermodynamisches Phänomen.
Trans-Effekt: bezeichnet in der Komplexchemie den Effekt eines Liganden auf die
Substitutionsgeschwindigkeit des zu ihm trans-stehenden Liganden. Der Effekt ist gut bei
quadratisch-planaren Komplexen untersucht. Die Stärke des trans-Effekts eines Liganden wird durch
die Substitutionsgeschwindigkeit des dazu trans-ständigen Liganden bestimmt. Die Reihe
ansteigenden trans-Effekts: F-, H2O, -OH < NH3 < py < Cl- < Br- < IDer Trans-Effekt ist ein kinetisches Phänomen.
σ-Hin/π-Rückbindung:
Die für die Bindung des CO an das Metallzentrum wichtigen Orbitale sind das vorwiegend am C-Atom
lokalisierte σ- und das π*-Orbital. Das C-Ende des CO-Moleküls kann als σ-Donor und π-Akzeptor
fungieren. Das höchste besetzte CO-MO (HOMO) ist C-O-bindend und kann als das freie e--Paar am CAtom angesehen werden. Die Lokalisierung der σ-e--Dichte im Grenzorbitalbereich am C-Atom lässt
den CO-Liganden mit diesem Ende an das Metallatom binden. Bei Anbindung des CO-Liganden an ein
Metallatom wird Elektronendichte aus dem σ-HOMO des CO in ein leeres Orbital am Metallatom
gespendet. Es liegt eine rotationssymmetrische Bindung um die M-C-Achse vor, die auch als σ-Donoroder Hinbindung bezeichnet wird. Diese σ-Donor-Wechselwirkung allein ist aber zur Ausbildung einer
stabilen Metall-CO-Bindung in den „klassischen“ Metallcarbonylen zu schwach (Ni(CO)4, Fe(CO)5). Zur
Bindungsverstärkung bedarf es gleichzeitig der Wechselwirkung und des Transfers von
Elektronendichte aus besetzten d-Orbitalen am Metallatom in die leeren π*-Orbitale des Liganden.
Diese π-symmetrische Bindung mit einer Knotenebene nennt man auch Rückbindung. Quantitative
theoretische Betrachtungen führen zu dem Schluss, dass der Beitrag der Rückbindung für die
gesamte Metall-CO-Bindungsstärke wichtiger ist als die Hinbindung. Besonders ausgeprägt ist der
Beitrag der π-Rückbindung bei reduzierten Metallcarbonylen (sind reduziert damit mehr
Elektronendichte am Metallatom vorhanden ist)
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2) Oxidative Addition:
Einschub eines Metallatoms in eine Substratbindung OZ+KZ im Komplex um zwei Einheiten erhöht.
Beispiel: Addition von RX an Mg  Synthese eines Grignard-Reagens
Chlorierung von SnCl2  SnCl4
Allgemein: LnM+Z + A-B  A-[LnM+Z+2]-B
Einteilung:
Oder 3.: 2 Mn + A-B  A-Mn+1 + B-Mn+1
1)
oder
Ohne Abdissoziation von Liganden  Salze
2)
3) Einelektronenoxidation an zwei Metallzentren (homolytische H2-Spaltung)
2 M· + H2  2 M-H; Beispiel: 2[Co(CN)5]3- + H2  2 [HCo(CN)5]3- (Oxidationszahl steigt von +II auf +III)
Heterolytische H2-Spaltung: X-M + H2 + Base  M-H + [H-Base]+X-
3) Geben Sie von folgenden Komplexen die OZ des Metalls die Anzahl der
VE, sowie die Anzahl der d-Elektronen an.
a) Ru2+ weil jedes Cl jeweils -1, CO neutral, PPh3 neutral und =CR2 neutral  d6
6 e- vom Ru2+ + 2 Cl- (= 4 e-) + 2 PPh3 (= 4 e-) + Carben (=2 e-) + CO (=2 e-) = 18 eb) Ta+1 weil Cl- = -1, Cp = -1, PR3 = neutral und C-tBu = +1  d4
4 e- + Cl- (= 2 e-) + 2 PMe3 (= 4 e-) + Cp (= 6 e-) + Carbin (= 2 e-) = 18 ec) Ti4+ weil jedes Cl- = -1 und η5-Pentadienyl = -1  d0
0 e- + 3 Cl- (= 6 e-) + η5-Pentadienyl ( = 6 e-) = 12 ed) Mn+ weil CO = neutral, η5-Pentadienyl = -1  d6
ACHTUNG! Metall-Metall-Bindung: pro M-M-Bindung 2 Elektronen
6 e- * 2 = 12 e- + 3 CO (= 6 e-) + 2 η5-Pentadienyl (= 12 e-) + 6 e- = 36 ee) Ir3+ weil H- = -1, Cl- = -1, PPh2 = 0, -Phenyl = -1  d6
6 e- + H- (= 2 e-) + Cl- (= 2 e-) + 3 PR3 (= 6 e-) + Phenyl (= 2 e-) = 18 e Ru4+ weil Br- = -1, 1,3-Dien = 0 und Cp =-1 sowie positive
Gesamtladung  d4
4 e- + 2 Br- (= 4 e-) + 1,3-Dien (= 4 e-) + Cp (= 6 e-) = 18 eGrundsätzlich ist der Lösungsweg immer gleich: Ladung des
Zentralatoms bestimmen, d-Elektronen mit Ligandelektronen
addieren. (für Nitrosylkomplexe ist noch zu sagen NO+ = +1)
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4) Gibt es in den Komplexen d) und e) Metall-Metall-Bindungen?
d) W2+ weil H- = -1, NO+ = +1 und Cp = -1  d4
4 e- * 2 = 8 e- + 4 H- (= 8 e-) + 2 Cp (= 12 e-) + 2 NO+ (= 4 e-) = 32 eIdeal wären 36 e- (18 * 2)  36-32 = 4/2 = 2 Metall-Metallbindungen evtl.
e) Pd2+ weil Cl- = -1 und η3-Allyl = -1  d8
8 e- * 2 = 16 e- + 2 η3-Allyl (= 8 e-) + 2 Cl- (= 8 e-) = 32 eIdealerweise 36 e- also wieder 2 Metall-Metallbindungen eventuell
5) Beschreiben Sie die Bindungsverhältnisse,
Synthesestrategien und Reaktivitäten von Alken
und 1,3-Dien-Komplexen.
Alken-Komplexe: σ-Donor-, π-Akzeptor-Liganden:
Struktur und Bindung: Man findet bei strukturellen Untersuchungen von
Metall-Olefin-Komplexen einen Verlust der Planarität des koordinierten Olefins. Verlängerung der CC-Bindung. Man unterscheidet zwischen zwei Grenzfällen:
M-C-Abstand „lang“:
M-C-Abstand „kurz“:
Metall-Alken-Addukt
Metallcyclopropan
Reaktivität: Die Metallkoordination eines Alkens führt zu seiner Aktivierung. Je nach der
elektronischen Situation am Metallatom kann entweder ein elektrophiler oder nucleophiler Angriff
am Olefin erfolgen. Elektronenreiche Zentralatome  elektrophiler Angriff am Olefin
Elektronenarme Zentralatome  nucleophiler Angriff am Olefin, Synthese siehe 10)
1,3-Dien-Komplexe:
Die Delokalisation der π-Orbitale beeinflusst auch die Wechselwirkung mit dem Metallatom. Höhere
Stabilität, Chelatligand.
Grenzfälle:
= Metall-Olefin-Addukt (späte Übergangsmetalle, schwache Rückb.)
= Metall-Cyclopenten (frühe Übergangsmetalle, starke Rückbindung), Synthese siehe 10)
Reaktivität: cis/trans-Isomerisierung des Diens.
6) Vergleichen Sie Fischer- und Schrock-Carbenkomplexe (Synthese,
Eigenschaften, Reaktivität)
„klassische“ Synthese aus Carbonylkomplexen über Acylkomplexe:
Durch nucleophilen Angriff an Isonitrile: ->
Durch nucleophilen Angriff an VinylidenKomplexe:
HNuc wird benötigt, Nuc = OR, NR2, Cl
Protonierung von Vinyl-Komplexen
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Reaktivität:
Fischer
Die Carben-C-Atome zeigen eine elektrophile
Reaktivität, wenn ein Heteroatom oder eine
Acylgruppe und damit ein π-Donorsubstituent
am Carben-C-Atom vorliegt und/oder die
Koordinationssphäre des niedervalenten
Metallatoms von starken π-Akzeptor-Liganden
(CO) vervollständigt wird.
Fischer-Carbene sind starke π-Akzeptor-Liganden
Schrock
Bei einem Carben nucleophiler Reaktivität ist das
Carben-C-Atom nur C-Alkyl oder H-substituiert,
d.h. es liegen nur Organylsubstituenten ohne πDonor-Charakter vor. Gleichzeitig befindet sich
das Metallatom in einer hohen Oxidationsstufe.
Schrock-Carbene sind starka π-Donor-Liganden
7) Beschreiben Sie kurz die gängigsten Charakterisierungsmethoden in
der metallorganischen Chemie. Schlagen Sie für Carbonyl-, Carben,
Hydrid- und Phosphinkomplexe die aussagekräftigste Methode unter
Angabe der erwarteten Signale vor.
- Röntgenstrukturanalyse
- 13C-NMR, 31P-NMR, 1H-NMR
- IR-Spektroskopie
Carbonylkomplexe: IR-Spektroskopie sieht man sehr gut, wenn die π-Rückbindung stark ist: 18002000 cm-1 (abhängig von Stärke der Bindung)
Carbene: 13C-NMR sehr ins Tieffeld verschoben bis 400ppm
Hydrid: 1H-NMR, sie sind alle ins Hochfeld verschoben, rechts des Standards Si(CH3)4  -6,5ppm
Hydride sind sehr harte, reine σ-Donor-Liganden, viele reagieren wie Hydride allerdings können sie
auch sauer reagieren (Deprotonierung entspricht einer Reduktion, passiert vor allem wenn πAkzeptorliganden am Metall koordinieren)
Phophinkomplexe: 31P-NMR bei -60 bis 60ppm
8) Geben Sie Beispiele für die Synthese und Reaktivität von
Alkylkomplexen. Erklären Sie die α- und β-Eliminierung.
Exkurs: Alkyl-Komplexe allgemein:
Starke σ-Donor-Liganden mit einer polarisierten M-C-Bindung (negativ am Kohlenstoff, positiv am
Metallatom). Kinetische Problematik der Synthese, da eine Reihe von kinetisch begünstigten
Zersetzungsreaktionen.
Synthese: Metathese: LnM-X + M‘-R  LnM-R + M‘-X
Alkeninsertion LnM-H + CH2=CH2  H-LnM-II  LnM-CH2-CH2-H (H lagert sich vom M auf DB um)
Oxidative Addition: Ni(PR3)4 + R-Cl  2 PR3 + [Ni(PR3)2ClR]
α-Eliminierung: formale Oxidationsstufe ändert sich. β-Eliminierung:
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Der bei der β-Eliminierung entstehende Alken-Hydrid-Komplex spaltet meist das Alken ab:
Freie Koordinationsstelle am Metall in cis-Position zur Alkylgruppe notwendig, d.h. sterisch
anspruchsvolle Liganden verhindern, dass Metall-C-H-WW stattfinden. Es dürfen keine dValenzorbitale am Metallatom frei sein
9) Übergangsmetallalkylkomplexe: Siehe 8)
10) Beschreiben Sie mögliche Synthesestrategien und die Reaktivität von
Alken und Alkinkomplexen.
Alkene: Synthesestrategien:
Substitution labiler Liganden:
Gleichgewicht  Alken stärker gebunden als Ligand!
z.B.: Substitution von Halogeniden: mit Ag+: die hohe Gitterenergie von AgX ermöglicht die Bildung
koordinativ ungesättigter Komplexe. (oder auch Substitution von CO, thermisch und photochemisch)
Alkensynthese am Metall: Hydridabstraktion aus Alkylkomplexen:
Reaktivität: Angriff von Nucleophilen, vor allem bei schwacher Rückbindung (kationische Komplexe)
Kann intramolekular oder intermolekular (direkter Angriff des Nuc am Alken) geschehen.
Alkine: Allgemein:
Alkine sind fester als Alkene an Übergangsmetalle gebunden da elektropositiver. Alkine können
Olefina als Ligand verdrängen und außerdem als 2- oder 4-e- Donor fungieren. Ein Alkin hat zwei
Sätze von orthogonalen π/π*-Orbitalen. Mit dem einen Satz bindet es wie ein Alken an das
Metallfragment. Der zweite orthogonale Satz kann dann eine weitere π-Hinbindung (und eine δRückbindung) eingehen.
Wie auch beim Alken-Komplex kann man bei stark rückbindenden- von einer MetallcyclopropenStruktur ausgehen und bei schwach rückbindenden Komplexen von einem Metall-Alkin-Komplex.
Synthesestrategien:
Ligandensubstitutionsreaktionen (auch mit Alkenen, da Alkine stärker gebunden werden).
Thermisch oder photochemisch aus Carbonylen
Aus Fischer-Carben mit starkem Elektrophil (BF3), aus Schrock-Carben mit starkem Donor oder Base.
Reaktivität:
Pauson-Khand-Reaktion: Kopplung eines Alkens, eines Alkins und CO; Cobaltkatalysierte
Pyridinsynthese.
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11) Siehe 10) + das Wacker-Verfahren:
Oxidationsreaktionen: η2  η1-Olefin-Komplexe: katalytische Addition von molekularem Sauerstoff
an Alkene: Bruttogleichung: H2C=CH2 + ½ O2  CH3CHO (Kat.: PdCl2/CuCl2)
Erste Metallorganische Oxidationskatalyse:
Das Prinzip des Direktoxidationsverfahrens ist eine homogenkatalysierte, sehr selektive Oxidation
von Ethen zu Acetaldehyd, sie läuft über π- und σ-Komplexe des Palladium(II)-Katalysators ab.
Kennzeichen des Oxidationsmechanismus ist ein nucleophiler Angriff eines Lösemittelmoleküls (z.B.
Wasser) an die Doppelbindung des Ethens (π-koordiniert). Der künftige Aldehydsauerstoff
entstammt dem wässrigen Medium, in dem die Reaktion abläuft. Der Palladium-Katalysator wird
dabei zum Metall reduziert.
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12) Beschreiben Sie den Mechanismus einer Insertsionsreaktion. Was
sind wichtige Voraussetzungen für diesen Reaktionstyp? Geben Sie
zwei Beispiele für diese Reaktion:
Hierbei wird im eingesetzten Substrat formal eine Bindung gebrochen, ein Molekülfragment
eingefügt und die gebrochene Bindung am anderen Ende des Fragments wieder gebildet:
M-L + X  M-X-L
Beispiel 1,1-Insertion:
Beispiel 1,2-Insertion:
X=Z kann z.B.: CO, Alkene, Alkine, Carbene sein
Y kann z.B.: H-, R-, Acyl- sein
Intramolekularer Prozess: Voraussetzung: KZ muss um 1 erniedrigt werden können
(Erniedrigung der Valenzelektronen um 2 im Übergangszustand)
Details:
-) keine Veränderung der Oxidationsstufe des Metalls
-) cis-Stellung von X=Z und Y notwendig
-) leere Koordinationsstelle wird geschaffen
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