Björn Brembs Freie Universität Berlin http://bjoern.brembs.net/downloads57.html Was ist Lernen? Lernen ist der Gedächtnis-bildende Prozess Gedächtnis Deklarativ (explizit) Semantisch Episodisch Nicht-deklarativ (implizit) Priming Nicht-assoziativ Assoziativ (prädiktiv) Sensitisierung Klassische Konditionierung Habituation Operante Konditionierung Assoziatives Lernen: Klassisches Konditionieren UR Pavlov‘s Hund Stimulus Substitution Klassisches Konditionieren Wo im Gehirn findet Lernen statt? Wichtig! CS: conditioned stimulus (Glocke) US: unconditioned stimulus (Futter) UR: unconditioned response (Speicheln) CR: conditioned response (Speicheln) CS-US Konvergenz-Punkt! Lernen in weniger komplexen Systemen Aplysia californica (See-Hase) Klassisches Konditionieren des Kiemen-Rückziehreflexes von Aplysia US p a UR CS CS/US Konvergenzpunkt! UR Was passiert am CS-US Konvergenzpunkt? Bahnung von sensori-motorischen Synapsen CS/US Konvergenzpunkt: Vorher: Nachher: US CS UR Prä-Synapse Post-Synapse AP Verbreiterung: Prä-synaptischer Mechanismus Molekulares Lernen Die Präsynapse während des Lernens (CS+US Paarung) Starke Reaktion UR US AP-Verbreiterung CS Molekulare Konvergenz von CS und US! Koinzidenzdetektor Klassisches Konditionieren • • • • • Olfaktorisches Lernen in Drosophila Furchtlernen in Ratten und Mäusen Lidschlussreflex in Kaninchen PER Konditionierung bei Bienen uvm. Mittlerweile sind die molekularen, neuronalen und Netzwerk-Mechanismen des klassischen Konditionierens sehr weit erforscht (und i.A. prüfungsrelevant!). Diese Mechanismen scheinen in allen Tierarten von der Schnecke bis zum Menschen prinzipiell sehr ähnlich abzulaufen (evolutionär konserviert) Patient H.M. (*1926) 1953: Medianer Schläfenlappen Patient H.M. (*1926) • Schwere anterograde Amnesie • Partielle retrograde Amnesie • Intaktes Arbeits-Gedächtnis H.M.: Magnetresonanz Tomographie Motorisches Lernen des Patienten HM Selektive Störung des deklarativen Gedächtnisses H.M. zeigt normales motorisches Lernen Wissenschaft und Kultur: Memento Deklaratives Lernen: Hippocampus Hippocampus: LTP Eine Form des zellulären Gedächtnisses LTP: Postsynaptische Mechanismen Der NMDA-Rezeptor als molekularer Koinzidenzdetektor • Nur Glutamat-Ausschüttung → der Kanal öffnet sich bleibt aber durch Mg verstopft • Glu-Ausschüttung mit gleichzeitiger Depolarisation des postsynaptischen Neurons → Ca2+ und Na+ strömen ein. Der intrazelluläre Anstieg des Ca2+ führt zu einer lang anhaltenden Verstärkung der Synapse (Langzeit-Potenzierung; LTP) LTP/LTD: Rezeptor-Umsatz Ein- und Auslagerung von nicht-NMDA-Rezeptoren Neuropsychopharmacology (2007) 3, 18-41 doi:10.1038/sj.npp.1301559 LTP: Präsynaptische Mechanismen NO ist ein gasförmiger Transmitter, der auch zur Präsynapse diffundiert (retrograder Transmitter) und dort über cGMP-abhängige Prozesse zu einer anhaltenden Verstärkung der Transmitterausschüttung führt. Übergang Kurz- zu Langzeitgedächtnis Kurzzeit-Gedächtnis: Verstellung der synaptischen Übertragung mit den vorhandenen Strukturen und Molekülen: Dendriten, Axone, Synapsen Langzeit-Gedächtnis: Spezifische Aktivierung von Genen, Neubildung von Strukturen: Zellkern LTP: Strukturelle Veränderungen Das lineare Modell der Gedächtnisbildung Funktioniert unser Gehirn tatsächlich wie eine Festplatte? Gedächtnis-Konsolidierung Operantes Konditionieren Lernen aus Verhaltenskonsquenzen: Skinner-Box • Gewohnheitslernen / Drogenabhängigkeit • Basalganglien (Striatum) Aber: • Molekulare Gundlagen unbekannt (versch. v. kK!) • Mechanismen für spontanes Verhalten unbekannt • Kein einheitlicher Prozess Interaktion multipler Gedächtnis-Systeme Lernen beruht auf einer Vielzahl von Mechanismen • Verschiedene Lernformen interagieren – Hippocampus-Manipulationen können operantes Hebeldrücken verbessern – Klassisch-Instrumenteller Transfer (PIT) – Vortrag: http://bjoern.brembs.net/downloads58.html http://video.google.com/videoplay?docid=-3724053082247932985&hl=en Ähnliche Lernsituation können auf unterschiedlichen Prozessen basieren Die gleiche Lernsituation kann zu Beginn und Ende des Lernens auf unterschiedlichen Prozessen basieren • Gedächtnis das lange nach seinem Erwerb abgerufen wird ist oft unabhängig von der Struktur, mit der es erworben wurde („systemische Konsolidierung“; s. Patient H.M.). • Erinnern, Vergessen, Neulernen und Umlernen sind komplexe Prozesse, die zum Teil ein Auflösen und eine „ReKonsolidierung“ des Gedächtnisses zur Folge haben.