Seminararbeit - WordPress.com

Werbung
Seminararbeit
„Gut und Böse“
2013/2014
Frauenrechtsverletzungen in Indien
Welche „Hausaufgaben“ muss Indien
noch erledigen?
Jule Arnold
Lena Zadravec
Kollwitz-Schule
Schuljahr 2013/2014
Reserveallee 5
76646 Bruchsal
Seminararbeit
Im W-Seminar „Gut und Böse“
Frauenrechtsverletzungen in Indien
Welche „Hausaufgaben“ muss Indien noch erledigen?
Individualthema: Gesellschaft
von
Jule Arnold
Betreuende Lehrer: Frau Hausmann/ Frau Kopitz
Abgabetermin: 04. Juni 2014
Punktzahl für die abgelieferte Arbeit:
Punktzahl für Präsentation mit Kolloquium:
Gesamtleistung in der Seminararbeit:
1
Kollwitz-Schule
Schuljahr 2013/2014
Reserveallee 5
76646 Bruchsal
Seminararbeit
Im W-Seminar „Gut und Böse“
Frauenrechtsverletzungen in Indien
Welche „Hausaufgaben“ muss Indien noch erledigen?
Individualthema: Staat
von
Lena Zadravec
Betreuende Lehrer: Frau Hausmann/ Frau Kopitz
Abgabetermin: 04. Juni 2014
Punktzahl für die abgelieferte Arbeit:
Punktzahl für Präsentation mit Kolloquium:
Gesamtleistung in der Seminararbeit:
2
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Begriffserklärungen
4
6
2. Gesellschaft
8
2.1. Glaube
10
2.2. Kastensystem
14
2.3. Schulbildung
16
3. Staat
19
3.1. Entwicklung des indischen Staats
19
3.2. Verfassung der föderalen Republik Indiens
20
3.3. Neuwahlen der indischen Regierung
23
3.4. Einfluss der britischen Kolonialmacht
26
3.5. Frauenbewegung
27
3.6. Frauenquote
28
3.7. Vertreter der Frauen in der Politik
29
4. Wirtschaft
30
5. Frauenrechtsverletzungen
32
5.1. Abtreibung
32
5.2. Genitalverstümmelung
34
5.3. Vergewaltigung
36
5.4. Zwangsheirat und Kinderheirat
39
5.5. Mitgiftmorde
42
5.6. Witwenverbrennung
44
5.7. Kinderhandel und Kinderarbeit
45
6. Entwicklung
47
6.1. Welche Entwicklung zeichnet sich in der Gesellschaft ab?
47
6.2. Welche Entwicklung zeichnet sich im Staat ab?
49
7. Eigene Meinung
51
8. Fazit
52
9. Quellen
54
10. Anhang: Fragebögen
62
11. Eigenständigkeitserklärung
79
3
1. Einleitung
Indien- das Land der Extreme und Widersprüche.
Lange Zeit war die größte Demokratie der Welt in Deutschland ein
Synonym für Armut, Krankheiten, Kriege und Hungersnöte, sowie auch
zahlreiche Diskriminierungen. Mitte der 1990er Jahre wandelte sich das
von der Presse negativ beherrschte Bild des Subkontinentes teilweise, da
Indien sich in den letzten Jahren wirtschaftlich rasant entwickelte. Seit
2006 ist Indien eine von der US-Regierung anerkannte Atommacht.1
Indien ist nach China das bevölkerungsreichste Land der Welt und wird
Prognosen zufolge China demographisch bis 2035 überholt haben2
(Bevölkerung Indien: 1,22 Milliarden (Stand: 2013) 3 Deutschland zum Vergleich: 80,5
Millionen (Stand: 2012)4 China: 1,35 Milliarden (Stand: 2012)5).
Demnach stellt Asien bald 70 Prozent der Weltbevölkerung dar.6 Aber ist
Indien mit den aktuellen Problemen weiteren 400 Millionen Menschen
gewachsen?
Wenn man sich mit Indien näher beschäftigt, ist es schnell offensichtlich,
dass es zwei Gesichter hat. Mit der Schattenseite hat Indien sehr zu
kämpfen. Die ungelöste soziale Frage, die enormen Gegensätze zwischen
Stadt und Land, aber auch die ungelösten politischen und religiösen
Konflikte sind weiterhin von großer Relevanz und stellen Indien vor riesige
Probleme. Ein Viertel aller Analphabeten weltweit bevölkern Indien.7 Trotz
der Tatsache, dass ungefähr ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung
nicht lesen und schreiben kann, besitzt das Land zugleich das zweitgrößte
1
Vgl.: http://www.heise.de/tp/artikel/36/36796/1.html, 12. Mai 2014
http://www.manager-magazin.de/finanzen/artikel/a-679602.html, 12. Mai 2014
3https://www.google.de/#q=indien+bev%C3%B6lkerung&stick=H4sIAAAAAAAAAGOovnz
8BQMDowAHjxKHfq6-gXFRtoGWaXaylX5OfnJiSWZnn5xCZAuLslMTsyJL0pNBwpZFeQXlOaAZePL84tyUuKTEvOyuxgdueBmCJFrhhMXJ8iM
FAPTcmOyDXGEGGKZbF5uIGRCgiGlxfHJqXnFpcWx0_yNj_536H_Bsjf56c5y72uPE6cA
AMSK1UItAQAA, 12. Mai 2014
4https://www.google.de/#q=deutschland+bev%C3%B6lkerung&stick=H4sIAAAAAAAAAG
Oovnz8BQMDowAHjxKHfq6-gbGJaYaWaXaylX5OfnJiSWZnn5xCZAuLslMTsyJL0pNBwpZFeQXlOaAZePL84tyUuKTEvOyuxgdueBmCJFrhhMXJ8iM
NIscy2SyDYE6xLy4mFwztnvkbdi-qTSsT3_76hyj8gdKbzhqANo1_rotAQAA, 12. Mai 2014
5 http://de.statista.com/statistik/daten/studie/19323/umfrage/gesamtbevoelkerung-inchina/, 12. Mai 2014
6 Vgl.: Indiens Erfolg mit der Globalisierung in: Neue Züricher Zeitung vom 25.April 2009,
in: Politik und Unterricht. Indien- Tradition und Umbruch, Heft 4-2010, S.21
7 ebd., S.23
2
4
Reservoir an Ingenieuren und Wissenschaftlern.8 Die Schere zwischen
Armen und Reichen ist sehr weit geöffnet, wobei sich durch den
wirtschaftlichen Aufschwung eine immer größer werdende Mittelschicht
herauskristallisiert.
Indien ist laut einer Studie der Organisation TrustLaw der Staat, in dem
die Rechte der weiblichen Bevölkerung am wenigsten geschützt werden.
Bei knapp 90 Prozent, der im Jahr 2011 registrierten 256.329
Gewaltdelikte, waren Frauen die Opfer.9 Die Dunkelziffer ist allerdings
erheblich höher.
Das liegt zum Teil an der nach wie vor sehr religiös geprägten
Gesellschaft. Die Inder halten an uralten Traditionen, wie dem
Kastensystem,
immer
noch
fest.
Daraus
resultieren
starke
Diskriminierungen gegenüber Frauen, die formal gleichgestellt sind, aber
in der Realität weiterhin unterdrückt werden. Jedoch tritt seit einigen
Jahren
die
bisherige
Missachtung
von
Frauenrechten
und
Respektlosigkeit zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit.
Das Überthema unseres Seminarkurses „Gut und Böse“ steht in zentraler
Beziehung zu unserem Thema „Frauenrechtsverletzungen in Indien“. Wir
haben uns dafür entschieden, da diese Problematik nach wie vor
brandaktuell ist. Der ehemalige Premierminister Jawaharlal Nehru hat
1947 Indien das Versprechen gegeben, das Land „von Armut, Krankheit
und Notdurft (…) in großem Maße zu befreien“.10 Nach sechzig Jahren
beziehungsweise drei Generationen später, stellt sich die Frage, welche
„Hausaufgaben“ Indien noch erledigen muss oder ob Indien sein
Versprechen eingehalten hat, um diesem Ideal nahe zu kommen.
Mit unserer Arbeit wollen wir dieser Frage nachgehen und ein möglichst
realistisches und vielfältiges Bild des Subkontinents darstellen. Wir wollen
uns damit befassen, wie die Gesellschaft und der indische Staat auf das
jahrelang todgeschwiegene Tabuthema reagieren.
8
Vgl.: Ihlau, Olaf: Indien auf dem Sprung zur Weltmacht, in: Aus Politik und
Zeitgeschichte, Heft 22/2008, S. 4
9 Vgl.: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/gewalt-gegen-frauen-vergleich-dersituation-in-verschiedenen-laendern-a-876618.html, 15. Mai 2014
10 Vgl.: Bernard Imhasly, Einreiches Land mit armen Menschen, in: Aus Politik und
Zeitgeschichte, Heft 22/2008, S. 13
5
Um genaue Eindrücke schildern zu können, haben wir einen Fragebogen
erstellt, den deutsche Bürger ausgefüllt haben, die momentan in Indien
leben oder die einen Urlaub dort verbracht haben. Außerdem haben sich
einige indische Frauen bereit erklärt den Fragebogen auszufüllen.
Im
speziellen
Hinblick
werden
wir
uns
mit
folgenden
Frauenrechtsverletzungen auseinandersetzen: Jule Arnold wird sich auf
Abtreibung, Vergewaltigung, Mitgiftmorde, Kinderhandel und Kinderarbeit
konzentrieren. Während Lena Zadravec weibliche Genitalverstümmelung,
Zwangsheirat und Kinderheirat, sowie Witwenverbrennung thematisiert.
Zur Kennzeichnung unserer Individualthemen haben wir die jeweiligen
Überschriften farblich markiert. Gemeinsam erarbeitete Themen sind in
schwarz gehalten.
Jule Arnold: Gesellschaft
Lena Zadravec: Staat
1.1. Begriffserklärungen
Grundlegend ist zu klären, was man unter Menschenrechten und dem
Status eines Landes versteht.
Dazu
folgt
zusammengefasst
die
allgemeine
Erklärung
der
Menschenrechte der UNO vom 10. Dezember 1948:11
Sie besagt, dass jeder, unabhängig von Rasse, Hautfarbe, Geschlecht,
Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugungen, nationaler
oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand gleiche
Rechte haben sollte. Die Erklärung beinhaltet das Recht auf Leben,
Freiheit und Sicherheit. Sie verbietet Sklaverei, Folter und willkürliche
Verhaftungen. Jedem wird die Gleichheit vor dem Gesetz versichert und
der
Anspruch
auf
ein
faires,
öffentliches
Verfahren
vor
einem
unabhängigen Gericht. Doch obwohl diese Rechte auch in der indischen
Verfassung verankert sind, werden sie sowohl von der Polizei als auch
von den Gerichten nicht geachtet. Auch die Regierung hat lange Zeit
11
Vgl.: http://www.un.org/depts/german/grunddok/ar217a3.html, 19. März 2014
6
kaum etwas gegen Verstöße unternommen und die Bevölkerung wehrte
sich bislang wenig.
Ein Entwicklungsland ist nach allgemeinem Verständnis ein Land, das
hinsichtlich seiner wirtschaftlichen, sozialen und politischen Entwicklung
einen relativ niedrigen Status aufweist.12
Als Schwellenland wird ein relativ fortgeschrittenes Entwicklungsland
bezeichnet, das aufgrund seiner hohen wirtschaftlichen Eigendynamik
(hohe
Wachstumsraten,
besonders
Industrialisierungsfortschritte
in
erzielen
der
Industrie)
konnte
und
beachtliche
in
seinem
Entwicklungsstand gegenüber den Industriestaaten deutlich aufgeholt hat.
Vielfach entsprechen soziale Indikatoren (z.B. Alphabetisierungsgrad und
Lebenserwartung) und politische Entwicklung (demokratische Strukturen)
nicht dem wirtschaftlichen Entwicklungsstand.13
Industrieland ist die Bezeichnung für einen Staat, dessen Wirtschaft
hauptsächlich durch die Industrie getragen wird. Industrieländer verfügen
über ein hohes Pro-Kopf-Einkommen, einen hohen Technologiestandard,
kapitalintensive
Güterproduktionen,
sehr hohe
Produktivität, hohes
Bildungsniveau, rege außenwirtschaftliche Beziehungen sowie eine
konvertible und meistens stabile Währung.14
12
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/entwicklungslaender.html, 28. Mai 2014
Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und
Alltag. 5. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2013. Lizenzausgabe Bonn:
Bundeszentrale für politische Bildung 2013, in:
http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/20580/schwellenlaender,
28. Mai 2014
14 Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und
Alltag. 5. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2013. Lizenzausgabe Bonn:
Bundeszentrale für politische Bildung 2013, in: http://www.bpb.de/wissen/12E6TH, 29.
Mai 2014
13
7
2. Gesellschaft
Die Gesellschaft Indiens ist so vielschichtig wie keine andere. Auf der
einen Seite zeigt sich der Reichtum der größten Milliardäre weltweit und
auf der anderen Seite die extreme Armut eines Großteils der Bevölkerung.
Ein Viertel der Inder leben unter der Armutsgrenze und müssen somit mit
weniger als einem Dollar am Tag überleben.15
Durch den wirtschaftlichen Aufschwung in den letzten Jahren, wurde das
Muster der Extreme durch die städtische Mittelschicht ansatzweise
durchbrochen.
Auf
etwa
250
Millionen
Menschen
wird
diese
konsumfreudige Mittelschicht geschätzt.16 Doch es gibt auch eine
Kehrseite des wirtschaftlichen Booms, denn Indien dreht sich immer weiter
in die Horrorspirale von Bevölkerungswachstum und Massenarmut. Die
Armen werden zahlreicher, während die Reichen reicher werden.17 Nur
wenige schaffen den Sprung aus der Armut in die Mittelschicht Indiens.
Das Problem ist dabei, dass die Oberschicht keinerlei Mitgefühl für die
Mittellosen zeigt, da diese ihr Schicksal nach hinduistischer Meinung
selbst zu verschulden haben. Etwa 100.000 Kleinbauern haben innerhalb
von zehn Jahren Suizid begangen, da sie keinen Ausweg aus der Armut
mehr gesehen haben.18
Während sich Indien wirtschaftlich und politisch dem Westen öffnet, ist der
gesellschaftliche Wandel nicht einheitlich. Da die Hälfte der Bevölkerung
nicht einmal 24 Jahre alt ist, liegen nur fünf Prozent über dem
Pensionsalter von 65 Jahren. Im Vergleich zu Deutschland, wo 19 Prozent
15
Vgl.: Indiens Erfolg mit der Globalisierung, in: Neue Züricher Zeitung vom 25.April
2009, in: Politik und Unterricht. Indien- Tradition und Umbruch, Heft 4-2010, S.23
16 Vgl.: Ihlau, Olaf: Indiens urbaner Rausch, in: Der Spiegel vom 22.Oktober 2006, in:
Politik und Unterricht. Indien- Tradition und Umbruch, Heft 4-2010, S.26
17 Vgl.: Ihlau, Olaf: Indien auf dem Sprung zur Weltmacht, in: Aus Politik und
Zeitgeschichte, Heft 22/2008, S.5
18 Vgl.: Müller, Harald/Rauch, Carsten: Indiens Weg zur Wirtschaftsmacht, in: Aus Politik
und Zeitgeschichte, Heft 22/2008, S.12
8
über
65
Jahre
alt
sind,
ist
Indien
extrem
jung.19
Die
junge
Bevölkerungsschicht in den Städten nimmt zunehmend westliche
Gepflogenheiten an, sodass sie als offen und tolerant gilt. Andererseits
halten konservative Kreise in der Stadt, aber vor allem auf dem Land, die
alten Werte hoch und sprechen sich klar gegen jegliche Änderungen aus.
Deshalb sind Frauen in ländlichen Gebieten oftmals mehr unterdrückt.
Im hinduistischen Gesetzbuch des Manu, dem Verhaltenskodex, wird
beschrieben wie sich eine Frau ihrem Ehemann gegenüber zu verhalten
hat. Er besagt, dass die Frau dem Mann ganz klar untergeordnet ist und
dass sie ihm dienen muss. Das äußert sich darin, dass die Frau erst essen
darf, wenn der Mann fertig gegessen hat, dass die Frau nicht vor ihrem
Mann schlafen gehen darf, aber vor ihm aufstehen muss, und dass sie die
Geduld niemals verlieren darf, wenn er sie misshandelt.20 Der Mann habe
demnach das Recht alles mit seiner Frau zu machen und sie darf sich
niemals gegen ihn stellen, sonst wird sie von der Gemeinde geächtet.
Nach unseren Befragten und zahlreichen Publikationen zu urteilen, ist
diese patriarchalische Gesellschaft noch immer aktuell.21
Dadurch, dass Mädchen oft jung verheiratet werden, bekommen sie auch
relativ früh Kinder. Durchschnittlich haben Familien drei Kinder. Die
Hoffnung nur Jungen zu bekommen ist groß, da Töchter als Schande
gesehen werden. Ärmere Familien können sich mehrere Töchter
außerdem überhaupt nicht leisten, da die Hochzeiten und die damit
verbundene Mitgift22 viel zu teuer wären.
19
Vgl.: Ihlau, Olaf: Indien auf dem Sprung zur Weltmacht, in: Aus Politik und
Zeitgeschichte, Heft 22/2008, S.3 f.
20 Vgl.: http://www.indiendiscover.de/fileadmin/assets/indien/PDFs/INFOS_Indische_Frauen_Religion_und_Status
.pdf, 2. April 2014
21 Anhang S.
22 Mitgift:
9
2.1. Glaube
In keinem anderen Land sind so viele Religionen nebeneinander vertreten,
wie in Indien.
Indien ist sogar die Geburtsstätte der zwei großen Weltreligionen
Hinduismus und Buddhismus. Auch die älteste Religion Zoroastrismus
und der Jainismus haben ihre Wurzeln in Indien.23
Abbildung 1: Religionen in Indien
Jedoch sind die verschiedenen Religionen sehr ungleich verteilt. Wie das
Diagramm zeigt, sind 80,5 Prozent der Bevölkerung Hindus. Deshalb
werde ich mich im Folgenden besonders auf diese Religion konzentrieren.
Dadurch, dass etwa eine Milliarde Inder an dem hinduistischen Glauben
festhalten, ist dieser auch tief im Alltag verankert.
Der Begriff „Hinduismus“ erweckt leicht den Eindruck, dass es sich um
eine Religion wie das Christentum handelt, die man leicht abgrenzen kann
und die sich durch bestimmte Riten und Lehren kennzeichnet. Vielmehr
sollte
23
man
aber
von
den
Hindu-Religionen
sprechen,
die
zu
Vgl.: http://www.bharat.de/religion.htm, 15. März 2014
10
unterschiedlichen
Zeiten
an
verschiedenen
Orten
des
indischen
Subkontinents entstanden sind. Man sollte den Hinduismus also eher als
einen Prozess sehen, als eine Struktur mit klaren charakteristischen
Ordnungselementen.
Die Hindu-Religionen unterscheiden sich im Glaube an unterschiedliche
Gottheiten und Mächten, aber auch in religiösen Praktiken.24 Deshalb
fühlen sich die Gläubigen mehr einer bestimmten Hindureligion zugehörig,
als dem Hinduismus. Dadurch, dass die Hindu-Religionen auch von
anderen Religionen stark beeinflusst wurden, verehren Hindus auch
Heilige und sakrale Gegenstände anderer Glaubensrichtungen. Es gibt
Millionen hinduistischer Götter und Göttinnen, aber niemand muss einen
davon verehren oder ihn anbeten. Götter und Göttinnen werden in ganz
unterschiedlichen Formen verehrt, in konkreten Gegenständen, in
menschenähnlicher Gestalt, in „menschen-tierischen“ Mischwesen oder in
Tieren, aber auch als Energie oder an bestimmten Orten, wie Flüssen
oder Bergen.
Hinduismus ist die einzige große Weltreligion, die nicht den Anspruch
erhebt, die einzige zu sein. Im Christentum, wie auch im Islam und
Judentum heißt es, dass nur die jeweilige Religion die einzig wahre sei.
„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum
Vater, denn durch mich“, heißt es in der Bibel (Johannes 14,6).
„Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet“, erklärt
zum Beispiel der Koran. 25
Die
Hindu-Religionen
behaupten
im
Gegensatz
dazu,
dass
alle
Glaubenswege gleichermaßen richtig sind. Es existiert dabei keine
organisierte
Kirche
mit
vorgeschriebenen
Glaubensüberzeugungen,
Dogmen oder kultischen Riten, sondern der Hindugedanke besteht darin,
dass jeder selbst seine eigene Wahrheit findet. Jedoch gibt es ein breites
Spektrum von Lehrmeinungen und Praktiken. Im Gesetzbuch des Manu
sind die Verhaltensregeln der Hindus festgehalten. „Als junges Mädchen
24
Vgl.: Wrogemann, Henning: Religionen im Gespräch, Hinduismus Buddhismus Islam,
Ein Arbeitsbuch zum interreligiösen Lernen, Stuttgart 2008, S.30 ff.
25 Tharoor, Shashi: Eine kleine Geschichte Indien, in: Bundeszentrale für politische
Bildung, Band 510, Bonn 2005, S.86
11
gehörte die Frau ihrem Vater, als Verheiratete ihrem Ehemann und als
Witwe ihren Söhnen und Verwandten, denn die Frau darf niemals
unabhängig sein“, so steht es in dem Gesetzbuch des Manu.26
Mädchen werden als pflichttreue Dienerinnen für die Männer erzogen, die
sich keinerlei eigene Ansichten erlauben dürfen. Dem Ehemann ist es
sogar erlaubt seine Frau mit Gewalt zu zügeln, um „ihren schwachen,
wankelmütigen Charakter“ unter Kontrolle zu bringen. 27 Somit sind die
Frauen in ständiger Abhängigkeit von ihren Männern. Nach dem
Gesetzbuch des Manu soll der Mann für die Frau gottgleich sein. Sie darf
ihn nie verlassen, gleichgültig was dieser ihr antut. Ein Mann darf jedoch
seine Ehefrau einfach auf die Straße setzen, wenn er sie nicht mehr will
und mehrmals heiraten.28
Die Existenzberechtigung und somit das wichtigste Ziel jeder Frau liegt
ausschließlich darin Söhne zu gebären. Nur dadurch erlangt sie soziale
Anerkennung. Die Geburt einer Tochter wird als Strafe für Fehlverhalten in
einem früheren Leben ausgelegt.
Es gibt aber auch Elemente, an die sich jeder Hindu hält, wie an die
sogenannten Sadharana Dharmas, die als allgemeine Verhaltensregeln
gelten. Das Dharma ist die wirkende Kraft, die die Ordnung der Natur und
den Lebenslauf des Menschen lenkt. 29
Für Hindus ist die Beachtung des Dharmas von sehr zentraler Bedeutung,
nicht nur als Voraussetzung des sozialen Wohlergehens, sondern auch für
eine positive persönliche Entwicklung. Von der Erfüllung des Dharmas
hängt nämlich auch das Karma ab,30 an das sich der Glaube an die
Seelenwanderung, Samsara, knüpft. Hindus sind davon überzeugt, dass
jedes Wesen bei der Geburt den verdienten Platz je nach guten oder
schlechten Taten im vorausgegangenen Leben innerhalb oder außerhalb
des Kastensystems erhält. Samsara ermöglicht jedem Menschen sein
nachfolgendes Leben durch gute Taten in diesem Leben zu verbessern.
26
http://www.fundus.org/pdf.asp?ID=12358, 02. April 2014
Knott, Kim: Der Hinduismus, Stuttgart 2009, S. 121 f.
28Vgl.: http://www.iz.shuttle.de/iz/avs/erdkunde/frauen.htm, 28. April 2014
29 Vgl.: http://www.rajasthan-indien-reise.de/indien/religionen-hinduismus.html, 05. Mai
2014
30 Vgl.: http://www.hindu-religion.de/dharma/, 04. Mai 2014
27
12
Durch selbstloses Handeln, spirituelle Erkenntnis oder durch die Hingabe
an eine Gottheit kann ein Mensch sein Karma verbessern. Vom guten
oder schlechten Karma hängt es ab, ob man als toter Gegenstand, Tier,
Mensch oder als göttliches Wesen wiedergeboren wird. Unmöglich ist es
wiederum innerhalb der Kaste im jetzigen Leben aufzusteigen, da jeder
sein Schicksal selbst durch seine Taten im vorrausgegangen Leben
verschuldet hat.31
Ziel des Gläubigen ist jedoch nicht die Wiedergeburt (Reinkarnation),
sondern die Loslösung von dem ewigen Zyklus der Reinkarnation, der
Erlösung, auch Moksha genannt. Um die Seele von den Karmas zu
befreien muss man ein gottgleiches Leben führen, bei dem rechter
Glaube, rechte Erkenntnis und rechtes Verhalten Voraussetzungen sind. 32
Als traditionelle Wege zur Erlösung gelten in den Hindu-Religionen der
Weg der Erkenntnis, des Handelns und der Hingabe.33
Obwohl die Hindu-Religionen als sehr tolerante Religionen bezeichnet
werden, kommt es immer wieder zu zahlreichen Konflikten mit Muslimen.
Diese Feindseligkeit war auch der maßgebliche Grund für die Trennung
Indiens nach der Unabhängigkeit 1947 in die muslimisch geprägten
Staaten Pakistan und später Bangladesch und die überwiegend
hinduistische Republik Indien.
Aber auch andere Minderheiten, wie die Christen, werden von Hindus
bedroht und verachtet. Radikale Hindus zwingen Andersgläubige oftmals
mit Gewalt und Brandschatzung zu konvertieren. Es gibt aber auch
Ausnahmen, da einige wichtige politische Ämter von Nicht-Hindus besetzt
werden.
Der
ehemalige
Premierminister
Manmohan
Singh
war
beispielsweise Sikhs.
Mit etwa 13% Muslimen, ist der Islam die zweitgrößte Glaubensrichtung in
Indien. Im Jahr 711 drangen die Muslime bis ins Innere Indiens vor und
missionierten die dort lebenden Bevölkerungsgruppen. Später unterlag
31
Vgl.: http://www.rajasthan-indien-reise.de/indien/religionen-hinduismus.html, 05. Mai
2014
32 Vgl.: http://www.rajasthan-indien-reise.de/hinduismus/weidergeburt/karmamoksha.html#karma, 05. Mai 2014
33 Vgl.: Wrogemann, Henning: Religionen im Gespräch, Hinduismus Buddhismus Islam,
Ein Arbeitsbuch zum interreligiösen Lernen, Stuttgart 2008, S.42 f
13
fast der gesamte indische Kontinent der muslimischen Herrschaft, aber
dennoch konnte sich der Hinduismus bewahren.
2.2. Kastensystem
Das jahrtausendealte hinduistische Kastensystem basiert im Wesentlichen
auf
drei
Säulen:
der
Trennung
gesellschaftlicher
Gruppen,
der
Arbeitsteilung und einer starken Hierarchie. Der Begriff Kaste stammt vom
portugiesischen Wort "casto", das so viel wie "rein" oder "keusch"
bedeutet.34 Die Portugiesen, als frühe Kolonialherren in Indien, versuchten
damit die gesellschaftlichen Gruppen hierarchisch anzuordnen und
abzugrenzen. Während der britischen Kolonialzeit von 1858-1947 festigte
sich das Kastensystem weiter. Die Trennung der "reineren" von den rituell
"unreineren" Kasten bildet demnach die Grundlage der Kasten-Hierarchie.
Da man aber in Indien auf Grund seiner Kaste diskriminiert und
ausgegrenzt wird, wurde das Kastensystem 1949 in der indischen
Verfassung abgeschafft.35 Jedoch bleibt diese Tradition bis heute
bestehen und spielt vor allem bei der Heirat und der Arbeitsteilung eine
große Rolle.36
34
Vgl.: http://www.bpb.de/internationales/asien/indien/44414/kastenwesen, 05. März
2014
35Vgl.:http://www2.klett.de/sixcms/list.php?page=geo_infothek&miniinfothek=&node=Indie
n&article=Infoblatt+Kastensystem+in+Indien, 08. März 2014
36 Vgl.: Fragebogen
14
4
Dalit
Abbildung 2: Einteilung der Kasten
Wie die Grafik zeigt, unterteilt man die Kasten in vier Hauptkasten, die so
genannten „varna“, was sinngemäß „Farbe“ bedeutet. Es kommt dabei
aber nicht nur auf die Hautfarbe, sondern auch auf Körperbau, Sprache
und Riten der unterschiedlichen Kaste an. Einer Sage nach sei dem UrMenschen Purusha vier varna entsprungen: aus dem Mund die
Brahmanen (Priester), aus der Schulter die Kshatriya (Krieger), aus einem
Schenkel die Vaishya (Händler) und aus der Fußsohle die Shudra
(Bediensteten). Wie die Art der Körperteile bereits andeutet, sind die vier
varna hierarchisch geordnet.37 Jede varna hat, im Sinne einer göttlich
auferlegten Pflicht, ihre Bestimmung und Funktion zu erfüllen:
Die Brahmanen stehen an der Spitze, sie allein haben das Recht, die
Schriften zu studieren und das Wissen zu lehren. Außerdem vollziehen
nur sie die religiösen Rituale. Die traditionelle Pflicht eines Kshatriya ist es,
die Gesellschaft zu führen, zu kämpfen und in den Krieg zu ziehen. Die
Vaishya sind für die Viehzucht, den Ackerbau, den Handel und
Geldverleih zuständig. Als Handwerker oder Bauer haben die Shudra die
Pflicht, den anderen drei Kasten zu dienen. Durch die Erfüllung der
Pflichten erwirbt man religiöse Verdienste, das heißt man erfüllt sein
Dharma und erhält dadurch gute Chancen in eine bessere Kaste geboren
37
Vgl.: Lüttich, Holger: Die Lehren der Vedischen Religionen–eine Einführung, Kursbuch
zum Religionsphilosophischen Seminar, Norderstedt 2010
15
zu werden und somit nach der Wiedergeburt ein besseres Leben zu
führen.
Noch bedeutsamer ist die Untergliederung dieser varnas in tausende
Unterkasten, auch Jati genannt. Jati heißt so viel wie Geburtsgruppe. Man
versteht darunter eine geschlossene Gruppe, in die jeder Hindu
hineingeboren wird und der er sein Leben lang angehört. Alle Mitglieder
üben traditionell gemeinsame Berufe aus und eine Heirat ist traditionell
nur innerhalb einer Jati möglich. Heute ist eine Einteilung in Varnas nicht
mehr möglich, aber die Jatis prägen bis heute das Zusammenleben der
Inder.
Außerhalb der hierarchisch strukturierten indischen Gesellschaft finden
sich circa 160 Millionen Kastenlose oder "Unberührbare", die sich selbst
Dalits (die Zerbrochenen) nennen.38 Zusammen mit den muslimischen,
buddhistischen und christlichen „Unberührbaren“ sind es ca. 240 Millionen
Menschen, also fast ein Viertel der indischen Bevölkerung,39 die trotz
gesetzlicher Gleichstellung den Bodensatz der Gesellschaft ausmachen.
Sie werden in allen Lebensbereichen von den Angehörigen der vier
Kasten als unwürdig, unrein und verachtenswert behandelt.
Die Dalits werden in vielen Religionen noch als Menschen dritter Klasse
betrachtet, die jede Willkür ertragen müssen. Vor allem Dalit-Frauen trifft
die Erniedrigung besonders hart. Sie werden von Angehörigen der
höheren Kasten als Eigentum behandelt, mit dem man alles ungestraft
machen darf. Nach Jahrhunderten der Demut ändert sich nun die Haltung
der Dalits langsam: Sie kennen die Kraft der Proteste und nutzen die
Presse um ihre Rechte zu erkämpfen. Ohne den Druck vom Westen
passiert nämlich nicht viel in Indien. Die Polizisten arbeiten zum Beispiel
Hand in Hand mit den Tätern der höheren Kasten.40
2.3. Schulbildung
38
http://liportal.giz.de/indien/gesellschaft/, 16. März 2014
Vgl.: http://www.thomasschirrmacher.info/wp-content/uploads/2009/10/Dalits.pdf, 18.
März 2014
40 Vgl.: Germund, Willi: Vergewaltigt und erhängt, in: Stuttgarter Zeitung, Samstag,
31.Mai 2014, Nr. 124 , S. 7
39
16
Indien will beweisen, dass es sich zu einer Weltmacht etablieren kann.
Sicher ist, dass das mit einem Viertel aller Analphabeten weltweit nicht
vertretbar ist.41 Deshalb plant der Subkontinent nun eine massive
Bildungsoffensive um zur „Supermacht des Wissens“ aufzusteigen.42
80
60
Insgesamt
40
Frauen
20
Männer
0
1951 1961 1971 1981 1991 2001 1011
Abbildung 3 Alphabetisierungsrate in Indien (1951-2011)
Wie das Schaubild zeigt, hat ein starker Zuwachs der Alphabetisierung
stattgefunden. Jedoch zeigt sich auch die große Diskrepanz zwischen der
Alphabetisierungsrate
der
Männer
und
der
Frauen.
Es
werden
durchschnittlich mehr Jungen eingeschult als Mädchen und mehr
Mädchen brechen die Schule frühzeitig ab, so dass sie ohne jeglichen
Schulabschluss von der Schule gehen. Der Grund dafür liegt bei der
gesellschaftlichen Stellung der Frau. Besonders in ländlichen Gebieten ist
man der Meinung, dass die Mädchen keine Bildung brauchen, da sie sich
später ausschließlich um den Haushalt kümmern müssen, während der
Mann zur Arbeit geht. Selbst wenn Mädchen eine grundlegende Bildung
erhalten, müssen sie im Teenageralter die Schule abbrechen, um sich auf
die zukünftige Ehe vorzubereiten.43
1988 brachte die Regierung eine Alphabetisierungskampagne, die
National Literacy Mission auf den Weg, die die Alphabetisierung der
ärmeren Bevölkerungsschicht vorantreiben sollte.44
41
Vgl.: Indiens Erfolg mit der Globalisierung in: Neue Züricher Zeitung vom 25.April 2009,
in: Politik und Unterricht. Indien- Tradition und Umbruch, Heft 4-2010, S.23
42 Vgl.: http://www.kooperation-international.de/detail/info/indiens-weg-zur-supermachtdes-wissens.html, 09. April 2014
43 Vgl.: http://www.jaisiyaram.de/blog/schule/7413-alphabetisierungsrate-in-indienbildung-fuer-maedchen-und-frauen-15-feb-11.html, 28. April 2014
44 Vgl.: http://www.arte.tv/de/analphabetismus-in-indien/1317392,CmC=1307534.html
17
Aber erst am 4. April 2009 wurde in der indischen Verfassung
festgeschrieben, dass die Schulbildung von Kindern zwischen sechs und
vierzehn Jahren Pflicht ist.45 Außerdem schreibt das Gesetz Privatschulen
vor,
mindestens
ein
Viertel
ihrer
Plätze
für
Kinder
aus sozial
benachteiligten Familien und behinderte Schüler zu reservieren.46 Bis
2015 will Indien die Zahl seiner Universitäten von 400 auf 1.500 erhöhen.
Schon
heute
werden
in
den
Universitäten
und
den
1.500
Forschungsinstituten in einem Jahr ungefähr 500.000 Ingenieure,
Techniker
und
Informatiker
ausgebildet.47
Jedoch
bleiben
viele
hochqualifizierte Arbeitskräfte nicht in Indien, sonder wandern vor allem in
die USA aus, da sie dort eine bessere Zukunft sehen. Durch den enormen
Druck den Anforderungen der Familie zu genügen und eine Arbeit zu
finden, haben nach amtlichen Angaben jährlich 4.000 Schüler und
Studenten Suizid begangen.48
Etwa 80 Prozent der Schulen auf dem Land sind staatlich. Bei
routinemäßigen Untersuchungen zeigt sich, dass in einigen der ärmsten
Bundesstaaten fast vierzig Prozent der Lehrer nicht regelmäßig zum
Dienst erscheinen. Das Problem hierbei sind die geringen Löhne, die bei
einem Grundschullehrer im Durchschnitt weniger als 200 Euro pro Monat
betragen.49 Deshalb versuchen Eltern ihre Kinder auf Privatschulen zu
schicken, doch vielen fehlt dazu das Geld.
Das Ausbildungsgefälle zwischen den staatlichen Schulen einerseits und
den renommierten Hochschulen, Ingenieurschulen und Universitäten
andererseits
ist
gravierend.
In
Indien
werden
die
besten
Softwareprogrammierer und Biotechnologen ausgebildet, aber es gibt zu
viele Analphabeten. Man kann die fehlende Ausbildung der Armen auf das
Erbe der Kolonialzeit schieben, da die Briten gutes Verwaltungspersonal
45
http://www.dw.de/lernen-mit-hindernissen-in-indien/a-15934785, 28. April 2014
Vgl.: http://www.handelsblatt.com/politik/international/bildung-indien-fuehrt-schulpflichtein/3233658.html, 29. April 2014
47 Vgl.: Olaf Ihlau: Indien auf dem Sprung zur Weltmacht, in: Aus Politik und
Zeitgeschichte. Indien, 22/2008, S.5
48 Vgl.: http://www.spiegel.de/spiegel/a-309366.html, 31. Mai 2014
49 Vgl.: http://www.dw.de/lernen-mit-hindernissen-in-indien/a-15934785, 28. April 2014
46
18
und
technische
Arbeiter
brauchten,
aber
keineswegs
die
breite
Volksbildung förderten.50 Doch Indien muss jetzt handeln und auch die
ärmere Bevölkerungsschicht mit ins Boot holen, sodass diese aus dem
Teufelskreis der Armut entkommen kann.
Außerdem ist es notwendig, dass Mädchen nicht mehr die Möglichkeit
genommen wird, zur Schule zu gehen. Durch Bildung kann man Unrecht,
Armut, Überbevölkerung und auch Extremismus bekämpfen. Den jungen
Frauen kann gezeigt werden, welche Rechte sie haben und wofür sie
kämpfen müssen. Es werden so selbstbewusste Frauen erzogen, die
eigenständig denken und die nicht nur darauf hoffen, einen guten
Ehemann zu bekommen.
3. Staat
3.1. Entwicklung des Indischen Staats
Am 15. August 1947 wurde Indien unabhängig. Mahatma Gandhi (*1869
Mohandas Karamchand Gandhi) gilt als der Vater der indischen
Freiheitsbewegung und als Nationalheld, da er sich 1915 für die
Unabhängigkeit seines britisch besetzen Landes einsetzte.51 Trotz
mehrfacher Inhaftierung auf Grund der Forderung eines unabhängigen
Indiens startete er 1933 und 1942–1944 mehrere erfolglose Versuche
Indien von der Kolonialmacht zu befreien. Bis Indien schließlich 1947
seine Unabhängigkeit erhielt. 52
Durch die Trennung von der britischen Kolonialmacht gewann Indien
einen effizienten Beamtenapparat, eine professionelle Armee, eine
unabhängige
Justiz
Regierungssystem.
und
Die
ein
nach
repräsentatives
der
alten
demokratisches
Verfassung
gewählte
50
Vgl.: Müller, Harald/Rauch, Carsten: Indiens Weg zur Wirtschaftsmach. Schwächen
und Risiken, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Indien, 22/2008, S.11
51 Vgl.: http://www.dieterwunderlich.de/Mahatma_Gandhi.htm, 20. Mai 2014
52Vgl.: http://gandhiserve.org/e/d/uber_gandhi.htm, 20. Mai 2014
19
konstituierende Versammlung entwarf nach der Unabhängigkeit, die neue
Verfassung der Indischen Republik, welche 1950 in Kraft trat und einen
föderalen Staat schuf. Die 28 Bundesstaaten fassten Bevölkerungen
unterschiedlicher Muttersprachen und kultureller Identitäten zusammen.
Die ersten freien Wahlen fanden in Indien 1952 statt, bei denen die
Kongresspartei als stärkste politische Kraft gewählt wurde. Jawaharlal
Nehru, war der erste Premierminister bis 1964 und glaubte fest daran,
dass die Demokratie die beste Regierungsform für das unabhängige
Indien sei, um den erwünschten Fortschritt zu erzielen.1950 wurden erste
Gesetze unter seiner Führung verabschiedet, welche die Emanzipation
der indischen Frauen und Landreformen durchsetzen sollten. Die
Wirksamkeit
blieb
auf
Grund
mangelnder
praktischer
Umsetzung
eingeschränkt. .53
3.2. Verfassung der föderalen Republik Indiens
Die Verfassung der Republik Indien ist mit 395 Artikeln und neun
Anhängen, eine der umfangreichsten Verfassungen der Welt. Durch die
Entlassung Indiens in die Unabhängigkeit, noch vor der Ausarbeitung
einer neuen Verfassung, galt die Vorgängerverfassung von 1935 als
gültig. Die neue Verfassung trat erst am 26. Januar 1950 in Kraft. Es
wurden 250 Artikel aus der Kolonialverfassung von 1935 übernommen.
Sie enthält das allgemeine Wahlrecht, den Menschenrechtskatalog,
welcher die Garantie der Gleichheit vor dem Gesetz beinhaltet, sowie das
Diskriminierungsverbot nach Religion, Kaste und Geschlecht. Die
Trennung
nach
Religion
beziehungsweise
Wählerschaften
In
der
indischen
Kaste
wurde
Verfassung
steht
unter
den
abgeschafft.
zusammengefasst
über
das
Kastensystem geschrieben, dass nach Artikel 47 der Staat keiner Person
die Gleichheit oder den Schutz durch das Gesetz verweigern darf. Artikel
53
Vgl.: Herrmann, Alex: Situation der Frauen und Kinder Informationen zur politischen
Bildung 296 ,4. Quartal 2007 – Indien, bpb S. 36ff.
20
15 besagt, die Untersagung der Benachteiligung von Bürgern auf Grund
ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse, Kaste oder Religion,
weder seines Geschlechts noch seiner Geburtsstellung. Laut Artikel 16
haben alle Bürger, denselben Zugang und die gleichen Möglichkeiten zu
Staatsämtern. Der nachfolgende Artikel behandelt das Verbot der
Aufrechterhaltung der Unberührbarkeit. Durch Artikel 46 sollten die
erzieherischen
und
wirtschaftlichen
Nöte
der
schwächeren
Bevölkerungsschichten gesichert werden.54
Zahlreiche Gesetze wurden bereits durch die Regierung verabschiedet,
wie zum Beispiel, das Gesetz gegen Abtreibung und das Verbot der
Kaste. Allerdings unternimmt der Staat dennoch nichts gegen die immer
noch währenden Verstöße.
Die indische Gewaltenteilung setzt sich zusammen aus der Exekutive, der
Legislative und der Judikative. Das Staatsoberhaupt verkörperte von 2007
bis 2012 erstmals mit Pratibha Patil eine Frau. Der Präsident wird von
einem Wahlkollegium gewählt. Die Amtsdauer beträgt fünf Jahre und eine
Wiederwahl ist möglich. In Anlehnung an die britische Demokratie stellen
der Premierminister und der Ministerrat das eigentliche Machtzentrum
Indiens dar. Trotzdem verfügt der Präsident über die umfassende
Vollmacht, ernennt den Premierminister und kann Landesregierungen
entlassen. Der Premierminister wird meist der Spitzenkandidat der
stärksten Parteien beziehungsweise der Mehrheitsfraktion in der Lok
Sabha. Er wird ebenfalls für fünf Jahre gewählt und kann wieder gewählt
werden. Somit ist eine langjährige Amtsperiode möglich. Indira Gandhis
Amtsperiode ist mit fast vierzehn Jahre die längste einer Frau. Die Polizei
und Armee stellen die wichtigsten Organe des Staates bezüglich der
Sicherheit nach außen dar. Allerdings fällt der Zuständigkeitsbereich der
Polizei zu den Bundesstaaten und gilt als politisiert und wenig effizient. Es
tauchen immer wieder Vorwürfe auf, die besagen, dass die Polizei Partei
bei Ausschreitungen zwischen Religions- und Kastengruppen ergreift. Die
Legislative, das indische Parlament, besteht laut der Verfassung aus dem
54
Vgl.: http://www.un.org/depts/german/grunddok/ar217a3.html, 25. Mai 2014
21
Abgeordnetenhaus, der Lok Sabha (Unterhaus), der Länderkammer, der
Rajya Sabha (Oberhaus) und dem Präsidenten. Die Lok Sabha entspricht
dem deutschen Bundestag und ihre Legislaturperiode beträgt fünf Jahre.
Die Kontrollfunktion der Lok Sabha zählt allgemein als gering, sie kann
dennoch ein Misstrauensvotum stellen. Die Rajya Sabha kann im
Gegensatz zur Lok Sabha nicht aufgelöst werden, hier beträgt die
Amtsdauer sechs Jahre. Sie beteiligt sich am Gesetzgebungsprozess und
verfügt über geringere Kompetenzen als die Lok Sabha. Die Zahl der
Abgeordneten im Abgeordnetenhaus richtet sich nach der Größe der
Bundesstaaten und den Abgeordneten aus den Unionsterritorien. In den
Wahlkreisen stellen die Abgeordneten eine zentrale Rolle für die Bürger
und Bürgerinnen dar, sie gelten als Ansprechpartner für Probleme. Die
Veränderung der sozialen Zusammensetzung in den Parlamenten,
spiegelt den sozialen Wandel in der indischen Gesellschaft wieder. So
stellte im ersten Parlament ausschließlich die oberste Kaste, die größte
Gruppe dar und mittlerweile sind es heute die mittleren Kasten. Die letzte
Säule der Gewaltenteilung bildet die Gerichtsbarkeit, die Judikative in der
indischen Demokratie. Fast zweihundert Jahren britischer Einfluss prägt
das angelsächsiche Rechtsverständnis55 in der indischen Kultur. So
orientieren sich Teile der Familiengesetzgebung an den Traditionen der
jeweiligen Religionszugehörigkeit. Der Oberste Gerichtshof bildet die
Spitze der Judikative, er stellt den Hüter der Verfassung dar. Durch Public
Interest Litigation (PIL) greift der Oberste Gerichtshof, die öffentlichen
Anliegen auf und entscheidet darüber. Er gewann somit in den letzten
Jahren deutlich an politischer Bedeutung. Allerdings sind die Gerichte
dauerhaft überlastet und weisen keine ausreichende demokratische
Legitimation56 auf. Viele Verfahren strecken sich deshalb bereits über
55
Angelsächsische Rechtsverständnis: Rechtsverständnis, der vorchristliche Religion der
Angelsachsen in Britannien, Vgl.: http://www.wikinger-normannen.ch/index.php/dieangelsachsen, 30.05.2014
56 Legitimation: die Beglaubigung/ Rechtfertigung, etwas Bestimmtes zu tun. Vgl.:
http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/pocket-politik/16482/legitimation, 30.05.2014
22
mehr als zehn Jahre, was bedeutet, dass die Rechtsstaatlichkeit,
hauptsächlich für die ärmere Bevölkerung, kaum gewährleistet wird.57
3.3. Neuwahlen der indischen Regierung
Indien ist die bevölkerungsreichste Demokratie der Welt.
Die
föderale
Republik58
besteht
aus
28
Bundesstaaten,
sechs
Unionsterritorien und der Hauptstadt Neu Delhi mit 1,12 Milliarden
Einwohner.59
Im April und Mai 2014 standen in Indien die Neuwahlen an, mit 814
Millionen Wahlberechtigten.60 Die vorher regierende Kongresspartei verlor
57Vgl.:
http://www.bpb.de/internationales/asien/indien/44443/politisches-system,
30.05.2014
58 Föderale Republik bezeichnet das Streben nach Erhaltung von Bundesstaaten mit
weitgehender Eigenständigkeit der Einzelstaaten,
Vgl.:http://www.duden.de/rechtschreibung/Foederalismus, 30.05.2014
59 Vgl.: Olaf Ihlau: Indien auf dem Sprung zur Weltmacht; in: Aus Politik und
Zeitgeschichte, bpb 22/2008 ; Indien :S.4
60 Vgl.: http://www.spiegel.de/politik/ausland/indien-haelt-groesste-wahl-der-welt-ab-a962141.html, 20. Mai 2014
23
an 162 Sitzen im neuen Parlament.61 Es war ihr bislang schlechtestes
Wahlergebnis, welches die seit 10 Jahren regierende Partei erzielt hat.
Indien steht somit vor einem historischen Regierungswechsel. Die zweite
Volkspartei Indiens, die Hindu–nationalistische Bharatiya Janata Party,
BJP62, sowie deren Verbündete stellen die neue Regierung dar. Sie
erhielten allein 282 und gemeinsam 340 von 543 Sitzen im Parlament. 63
Mit ihrem Spitzenkandidat Narendra Modi gewann die BJP in 280
Wahlkreisen und wäre somit auf keine Verbündete angewiesen. Dies ist
bereits seit 30 Jahren keiner Partei mehr gelungen. Dabei zählte Modi als
Geächteter, da in seinem regierenden Bundesstaat Gujarat im Frühjahr
2002 hunderte Muslime umgebracht wurden. Es kursiert die Angst vor
einem Hindufaschismus64, sowie einem Rechtsruck, vor allem bei den
religiösen Minderheiten im multireligiösen Indien. Allerdings wurde
Narendra Modi aufgrund der Hoffnung, die er für das Land ausstrahlt,
gewählt. Er zerstreute die Ängste der Minderheiten und will die Wirtschaft
wieder ankurbeln.65 Die Wahlbeteiligung lag bei 66 Prozent der 814
Millionen Wähler so hoch, wie noch nie. Der Wahlkampf der BJP setzte
sich fast ausschließlich auf den Spitzenkandidat Modi, welcher seit zwölf
Jahren den westindischen Bundesstaat Gujarat regiert. Er lockte
zahlreiche
Großkonzerne
in
den
Bundesstaat,
mit
Hilfe
seiner
wirtschaftlichen Politik. Nun wurde er zum Premierminister vereidigt. Die
Wahldauer betrug insgesamt fünf Wochen. Es traten 8.251 Kandidaten zur
Wahl,
darunter
668
Frauen
und
fünf
Transsexuelle
an.66
Die
Wahlbeteiligung der Frauen hat zugenommen, liegt aber noch deutlich
unter der, der Männer. Zumal die Benachteiligung der Frauen stärker in
61
http://www.deutschlandfunk.de/parlamentswahl-machtwechsel-inindien.1818.de.html?dram:article_id=285630, 30. Mai 2014
62 Die Bharatiya Janata Party (BJP) deutsch: indische Volkspartei; ist eine
rechtskonservative,
hindu-nationalistische Partei. Vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Bharatiya_Janata_Party,
20. Mai 2014
63 Vgl.: Christine Möllhoff, Der ungeliebte Modi wird jetzt umworben; Stuttgarter Zeitung
Nr.113 Samstag,17. Mai.2014
64 Hindufaschismus: sogenannte rechtsgerichtete Bewegung, zusammenhängend mit
dem Hindu Nationalismus, Vgl.: http://www.politik-lexikon.at/faschismus/, 25. Mai 2014
65 Vgl.: Möllhoff Christine, Der Hindu-Nationalist triumphiert in Indien; Stuttgarter Zeitung
Nr.113 Samstag,17. Mai 2014
66 Vgl.: http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-05/indien-wahl-auszaehlung, 20. Mai 2014
24
den öffentlichen Fokus gerückt ist und dies zu einer erhöhten
Mobilisierung der Frauen an den Wahlen geführt haben könnte. 67 Laut
einiger Aussagen unserer Befragten, gehen die meisten gebildeten
Frauen
wählen.
Eine
unabhängige
Wahl,
hängt
meist
von
der
Zugehörigkeit zur Kaste ab.68 Der neue Premierminister gewann seine
Stimmen vor allem durch ein Zitat Gandhis,69 welches er am
Weltfrauentag, womöglich zugunsten des Wahlkampfes, wiedergab. Er
kritisierte die wachsende Geschlechterkluft, die in Indien herrscht. Und
gab
somit
allen
Frauen
neue
Hoffnung.
Allerdings
misstrauen
Aktivistinnen, wie Binalakshmi Nepram, Modis Worten. Politiker der BJP
fragten nach der tragischen Gruppenvergewaltigung in Neu Delhi
öffentlich, weshalb die junge Frau abends überhaupt draußen unterwegs
war 70 und schoben mit der Aussage die Schuld dem Opfer zu. Die soziale
Basis der Bharatiya Janata Party war schon zu Zeiten der damalig
amtierenden
Kongresspartei
mehr
an
wirtschaftlichem
Wachstum
einschließlich Recht und Ordnung, als an Gewalt gegenüber Minderheiten
interessiert.71 Durch die Hilfe unzähliger Nichtregierungsorganisationen
und Frauenvereinigungen, wurde in Indien auch in der Gesetzgebung
etwas erreicht. Somit gibt es mehr Schutz für Frauen bei häuslicher
Gewalt und anderen Verbrechen. Allerdings müssen Frauen in Indien
bestimmter gesellschaftlicher Eliten angehören um eine geeignete
politische Basis zu erlangen.72
Erschreckend ist, dass das Thema Sicherheit für Frauen in der indischen
Parlamentswahl nur eine untergeordnete Rolle spielte. Frauen gehen nicht
aus und nehmen keinen Alkohol zu sich. Sie führen den Haushalt während
die Männer arbeiten.73 Die Lage der Frauen sei im Wahlkampf kaum ein
Thema gewesen, so eine Arbeiterin in der Hotline „Helpline 181“ in Neu
67
Vgl.: http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-04/parlamentswahl-indien-analysenarendra-modi, 20. Mai 2014
68 Vgl.: Fragebogen: Robert Philipp, Nane Kieser, Cornelius Stutz, Anhang
69 Vgl.: http://www.tagesschau.de/ausland/modi136.html, 30. Mai 2014
70 ebd.
71 Vgl.: Wolf, Siegfried O.: Hindu-Nationalismus-Gefahr für die größte Demokratie der
Welt?; in: Aus Politik und Zeitgeschichte, bpb 22/2008 ; Indien :S.32
72Vgl.: http://www.dw.de/kaum-frauenpower-in-indiens-politik/a-4233398-1, 20. Mai 2014
73 Vgl.: Fragebogen: Nane Kieser, in: Anhang S.
25
Delhi, die sich für misshandelte Frauen einsetzt. Keine der Parteien hätte
sich ernsthaft mit den Problemen und Situationen der Frauen auseinander
gesetzt. Die Hoffnung der Frauen liegt in dem Spitzenkandidat der erst
kürzlich
gewählten
BJP,
Narendra
Modi.
Knapp
die
Hälfte
der
Wahlberechtigten sind Frauen, trotz der Ansprache der mangelnden
Sicherheit der Frauen, glauben einige Beobachter des Wahlkampfs, das
nicht viel ernste Absicht dahinter stecke.74
Die Opfer von Gewalttaten und anderen Missbräuchen können sich somit
nur an Hilfsorganisationen, sowie auch Nichtstaatliche Organisationen
wenden, die sie dazu ermutigen dagegen vor zu gehen und nicht tatenlos
zu zusehen. Die meisten Mitarbeiterinnen sind selbst noch in ihre eigenen
Prozesse von Gewalttaten und Missbräuchen verwickelt, da die Gerichte
und Verurteilungen sich oft lange hinziehen.
Die erlassenen Gesetze gegen Zwangsheirat, Sexualstraftaten und
häusliche Gewalt, beeinflussen den Alltag von indischen Frauen kaum
merklich. Es haben weltweit immer mehr Frauen einen Anteil an politischer
Macht, sowie Bildung, trotzdem bleibt es ein weiter Weg bis zur
Gleichstellung.75
3.4. Einfluss der britischen Kolonialmacht
Indische Frauen erfuhren schon immer Unterdrückung, egal welcher
Kaste, sie angehörte. Dies liegt dem indischen patriarchalischen System
zu Grunde. Sie waren und sind noch heute Opfer von Vorstellungen,
welche sie gehorsam zu befolgen haben. Beispiele hier zu wären unter
anderem die Witwenverbrennung, sowie die Genitalverstümmelung. Das
Kastensystem diente der britischen Kolonialmacht, um das Verhalten der
indischen Bevölkerung zu erfassen. Als Folge hier zu, festigte sich das
Kastensystem in der indischen Gesellschaft spürbar. Allerdings nutze die
Kolonialmacht diese Klassifizierung um Indien zu regieren und die
74
Vgl.: http://www.dw.de/frauen-kaum-thema-bei-indiens-wahlen/a-17625204,
20. Mai 2014
75 Vgl.: Herrmann, Alex: Situation der Frauen und Kinder in: Menschenrechte,
Informationen zur politischen Bildung 297,4.Quartal 2007, S.44
26
indischen Nationalisten nutzten es, um zu beweisen, weshalb sie ihr
Wissen und ihre Fähigkeiten besaßen um zu regieren. 76
Großbritannien stellte Indien als einen Ort verbotener sexueller Praxis dar,
in dem Frauen als passives, schweigsames und williges Objekt gesehen
wurden. Im Laufe der Kolonialzeit wurde diese Sichtweise weiter verstärkt,
als die Nation zu einem Symbol für familiäre Beziehungen wurde.
Außerdem wurde die Gesellschaft in zwei Teile gegliedert, dem privaten
und öffentlichen Bereich. Seit jeher sind Frauen dem privaten Bereich
untergeordnet. Indische Frauen wurden idealisiert, es sollte allerdings
keine gemeinschaftliche Identität entwickelt werden.77
Da somit die Entgleisung der Kontrolle über die soziale Ordnung drohte.
Sowohl die Kolonialmacht als auch die dominierende indische Elite
konstruierten dieses System. Als Verunreinigung und Verletzung der Ehre
des Ehemannes und der Familie, wurden sexuelle Belästigungen und
Vergewaltigungen gesehen. Durch das Verlangen der Soldaten nach
Prostituierten, war es durch die Kolonialisierung möglich aus dem Körper
einer Frau ein Objekt zu machen. Somit brachte die Kolonialzeit
Unterdrückung, bildende und akademische Entwicklung, Reformen, aber
auch zahlreiche Frauen- und Unabhängigkeitsbewegungen mit sich.78,79
3.5. Frauenbewegung
Die erste Frauenbewegung setzte sich mit Aspekten eines modernen
Lebens auseinander. Dies beinhaltete Gesundheitsfürsorge, Gewalt,
politische und soziale Rechte. Diese Aktivistinnen, welche sich an der
Bildung der Nation beteiligten, definierten die Bräuche als ihre Feinde und
nicht die vermeintlichen Männer. Sie wollten eine gesellschaftliche
76Vgl.:http://www.vhs.at/fileadmin/uploadsrmc/downloads/Service/FGS_Diplomarbeiten/D
A_Guenther.pdf, 20. Mai 2014
77 http://www.kulturradio.de/rezensionen/buch/2013/pankaj-mishra-aus-den-ruinen-desempires.html, 20. Mai 2014
78 http://www.stud.fernuni-hagen.de/q5232694/haind.pdf, 20. Mai 2014
79 http://www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauenbewegung/, 21. Mai 2014
27
Partizipation80 wiederherstellen.81 Eine der berühmtesten Vertreterinnen
war Sarojini Naidu (1879-1949). Eben diese erste Frauenbewegung
Indiens, die nach der Unabhängigkeit von der Bildfläche nahezu
verschwand,
erreichte
Gleichberechtigung
politische
von
Partizipation
Frauen
und
rechtliche
Männern.82
und
Durch die Strukturanpassung der globalen Entwicklung in den 1980er
Jahren, die die Frauen zwang für den halben Lohn des Mannes zu
arbeiten, entstand eine zweite Frauenbewegung. Die Themen umfassten
nun andere, jedoch wie damals, waren sie geprägt durch politische und
gesellschaftliche Gegebenheiten. Allerdings setzten sich die Frauen
besonders intensiv mit den Mitgiftmorden, der Gewalt an Frauen, den
Empfängnisverhütungsmitteln und ihrer rechtlichen Lage auseinander.
Aufgrund wirtschaftlicher Interessen entzog sich der Staat in den letzten
Jahrzehnten seiner sozialen Verantwortung gegenüber der benachteiligten
Bevölkerung.
Der
rekonstruieren.
indische
Die
Staat
ist
dabei
Auseinandersetzungen
seine
Identität
zwischen
zu
Hindu-
nationalistischen und muslimischen Gruppierungen prägen die indische
Gesellschaft, die nicht zuletzt auch einen Einfluss auf Frauen haben.83,84
Nach Butalia wird die Entwicklung der Zweiten Frauenbewegung wie folgt
zusammengefasst:
„Von
einer
aus
den
täglichen
Realitäten
hervorgehenden
Straßenbewegung entwickelte sie sich zu einer stärker institutionalisierten
Bewegung.“85
80
Vgl.: Gesellschaftliche Partizipation ist die Gesellschaftliche Teilnahme, Schubert,
Klaus/Martina Klein: Das Politiklexikon. 5., aktual. Aufl. Bonn: Dietz in:
http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/17998/partizipation, 23. Mai 2014
81Vgl.:
http://www.vhs.at/fileadmin/uploadsrmc/downloads/Service/FGS_Diplomarbeiten/DA_Gu
enther.pdf, 20. Mai 2014
82Vgl.: http://www.kulturradio.de/rezensionen/buch/2013/pankaj-mishra-aus-den-ruinendes-empires.html, 20. Mai 2014
83Vgl.: http://www.stud.fernuni-hagen.de/q5232694/haind.pdf, 20. Mai 2014
84Vgl.: http://www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauenbewegung/, 21. Mai 2014
85 Vgl. Butalia, 2005, 34 in:
http://www.vhs.at/fileadmin/uploadsrmc/downloads/Service/FGS_Diplomarbeiten/DA_Gu
enther.pdf S.35, 22. Mai 2014
28
3.6. Frauenquote
Trotz der Minderstellung der Frau in Indien wurde im März 2010 endlich
nach 13 Jahren das Gesetz zur Frauenquote verabschiedet. Nun soll ein
Drittel der indischen Parlamentssitze von Frauen besetzt werden.
Somit werden 33 Prozent der Sitze in Neu Delhi und in den
Bundesstaaten für Weibliche Abgeordnete reserviert. Allerdings wird zur
Umsetzung noch eine Zwei Drittel Mehrheit des Unterhauses und die
Zustimmung der Hälfte der Parlamente in den Bundesstaaten benötigt.
Das Unterhaus besetzten bereits 59 von 543 Sitzen Frauen und im
Oberhaus waren es 21 von 250 Sitzen.
86
87.
Im neuen indischen
Parlament sitzen 30 Frauen von den 282 BJP- Abgeordneten. Modi hat 45
Minister und Staatsminister in seine Regierungsmannschaft berufen,
darunter zählen sieben Frauen. Als Frauenrechtsbefürworter zählt vor
allem die Kongresspartei. 88
3.7. Vertreter der Frauen in der Politik
Es herrscht eine schwache Frauenpower in Indiens Politik. Bei den
aktuellen Wahlen blieben die Frauen, die sich einen Namen in der
indischen Politik gemacht haben, aus. Der ehemaligen Premierministerin,
Indira Gandhi, Tochter von Jawaharlal Nehru, wurde die Politik in die
Wiege gelegt. Indira Gandhi regierte von 1966 bis 1977 und von 1980 bis
1984 Indien. Somit wurde Indien eine lange Zeit von einer Frau regiert, die
kritisch betrachtet, nur das politische Erbe ihres Vaters antrat. Allerdings
habe nach Meinung der Frauenrechtlerin Madhu Kishwar, die ehemalige
86
Vgl.: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-03/indien-frauenquote-parlament, 22. Mai
2014
87 Vgl.: http://m.spiegel.de/politik/ausland/a682681.html#spRedirectedFrom=www&referrrer, 22. Mai 2014
88 Vgl.: http://www.tagesschau.de/ausland/modi136.html, 30. Mai 2014
29
Premierministerin
nichts
gegen
die
Lage
der
Frauen
in
Indien
unternommen. Weitere politisch aktive Frauen sind Sonia Gandhi, die
Präsidentin der Kongress-Partei Indiens und Ministerpräsidentin von Uttar
Pradesh und Indiens neu vereidigte Frauenministerin Menka Gandhi.
Abbildung 4: Sonia Gandhi
Abbildung 5: Indira Ghandi
1972 trat Indiens erste Polizistin Kiran Bedi in den Polizeidienst ein. Sie
schaffte den Schritt zu einer hochgebildeten Frau zusammen mit ihren drei
Schwestern, durch ihre Eltern. Heute ist sie 63 Jahre alt und aus dem
Dienst ausgetreten, nun arbeitet sie weiterhin als Sozialaktivistin.89
4. Wirtschaft
Zusammen mit Brasilien, Russland, China und Südafrika wird Indien als
einer der BRICS Staaten90 und somit als neue Wirtschaftsmacht gesehen.
Nach dem Erlangen der Unabhängigkeit wurde die Außenpolitik von
Indien neu überdacht und der ökonomische Wachstum rückte in den
89
Vgl.: http://www.deutschlandradiokultur.de/weibliche-vorbildergesucht.979.de.html?dram:article_id=235808, 31. Mai 2014
90 BRICS Staaten: bezeichnet die fünf großen Wachstumsmärkte, die Vereinigung
aufstrebender Volkswirtschaften. BRICS steht für die Anfangsbuchstaben der fünf
Staaten: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (APuZ Aus Politik und
Zeitgeschichte BRICS 63.Jahrgang 50-51/2013 02.Dezember.2013)
30
Vordergrund.91 Durch die Reformen der Finanz-, Zins-, und Handelspolitik
Anfang der 1990er Jahre, wurde eine Grundlage zur wirtschaftlichen
Großmacht geschaffen.92
Eine richtige Bezeichnung, die Indiens Status tatsächlich darstellt, gibt es
nicht. Indien kann sowohl als ein Entwicklungsland, ein Schwellenland als
auch ein Industrieland bezeichnet werden, da in den einzelnen
Bundesstaaten
und
Unionsterritorien
wirtschaftliche Bedingungen.93
herrschen
unterschiedliche
94
Allerdings lebt ein Großteil der städtischen und vor allem ländlichen
Bevölkerung in unvorstellbarer Armut. Deshalb lässt sich das Land nicht
eindeutig
zuordnen,
da
in
den
einzelnen
Bundesstaaten
und
Unionsterritorien verschiedene wirtschaftliche Bedingungen herrschen.95
Das Pro-Kopf-Einkommen hat sich nach 19 Jahren verdoppelt, auch das
Bruttosozialprodukt96 hatte 1000 Milliarden erreicht.97 Wie bereits bei
„Gesellschaft“ erwähnt, wird das Ungleichgewicht zwischen Arm und
Reich wird in Indien durch die Vielzahl der dort lebenden Milliardäre
deutlich. Aber weiterhin müssen 26 Prozent der indischen Bevölkerung,
mit weniger als einem Dollar pro Tag leben. Trotz des wirtschaftlichen
Booms, leben die indischen Frauen noch immer in einer patriarchalisch
eingestellten Umgebung. 98 Dieser wirtschaftliche Boom weist die Energie
einer Unternehmerklasse und den Konsumbedarf einer wachsenden
91Vgl.:
Debiel, Tobias und Wulf, Herbert: Indiens BRICS- Politik: Unentschlossen im Club,
in: BRICS: Aus Politik und Zeitgeschichte, 63.Jahrgang 50-51/2013 02.Dezember.2013
92Vgl.: Indien -Tradition und Umbruch ; Politik und Unterricht, Zeitschrift für die Praxis der
politischen Bildung, 4-2010, S.3
93 Vgl.:
http://www.vhs.at/fileadmin/uploadsrmc/downloads/Service/FGS_Diplomarbeiten/DA_Gu
enther.pdf, 05. Mai 2014
94 Vgl.: Indien - Tradition und Umbruch ; Politik und Unterricht, Zeitschrift für die Praxis
der politischen Bildung, 4-2010, S.4-6, 43
95 Vgl.: Interview: Nane Kieser
96 Bruttoinlandsprodukt bezeichnet den Wert aller Güter und Dienstleistungen, welche in
einem Jahr innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft erwirtschaftet werden,
Vgl.: http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-derwirtschaft/18944/bruttoinlandsprodukt, 25.05.2014
97Vgl.: Imhasly, Bernard: Ein reiches Land mit armen Menschen in: Aus Politik und
Zeitgeschichte Indien, 22/2008,26.Mai.2008,S.14
98 Vgl.: Indien - Tradition und Umbruch ; Politik und Unterricht, Zeitschrift für die Praxis
der politischen Bildung, 4-2010, S.4-6, 43
31
Mittelschicht auf.99 Es hat bereits eine Weiterentwicklung Indiens
stattgefunden. Ein Drittel der beschäftigten Frauen in Indien sind in ITBerufen tätig.
Ein Viertel der indischen Wirtschaft hängt von der Landwirtschaft ab. 100
Um
dem
bevorstehenden
Regierungswechsel
2009
optimistisch
entgegenzuwirken, erließ die damals amtierende Kongresspartei für 40
Millionen Kleinbauern die Schulden, da sich im Jahr 2006 über 17.000
Bauern auf Grund hoffnungsloser Überschuldung ihr Leben genommen
haben.101
Abbildung 6: Indien: Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von
2003 bis 2013
Das Diagramm zeigt das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 2003
bis 2013 in Indien.
5. Frauenrechtsverletzungen
5.1. Abtreibung und Femizid102
99
Vgl.: Imhasly, Bernard: Ein reiches Land mit armen Menschen in: Aus Politik und
Zeitgeschichte Indien, 22/2008,26.Mai.2008,S.17
100Vgl.: Ihlau Olaf: Indien auf dem Sprung zur Weltmacht; in : Aus Politik und
Zeitgeschichte, Heft Indien 22/2008; S.4
101 ebd. S.6
102 Femizid bezeichnet die Tötung einer weiblichen Person nur aufgrund ihres
Geschlechtes.
32
In Indien werden traditionell Söhne bevorzugt, da sie auch nach der Heirat
bei ihren Eltern bleiben und sich im Alter um diese kümmern. Für Töchter
müssen die Eltern bei der Vermählung eine hohe Summe an Mitgift 103
zahlen, die arme Familien in den Ruin treibt. Frauen stehen also unter
enormem Druck einen Sohn zu gebären. Oft wird dabei auch
nachgeholfen…
Mit der Möglichkeit der vorgeburtlichen Untersuchung durch Ultraschall,
werden
schätzungsweise
eine
Million
weiblicher
Föten
pro
Jahr
abgetrieben. Jedoch ist es seit 1994 Ärzten verboten, das Geschlecht des
Kindes zu verraten. Patientinnen drohen hohe Geld- und Haftstrafen,
Ärzten der Entzug der Zulassung. Jedoch ist der Missbrauch weit
verbreitet, da die indische Regierung, die Polizei und das indische
Rechtssystem die Gesetze nicht rechtswirksam umsetzen.
Laut einer Studie der medizinischen Zeitschrift „Lancet“ wurden im letzten
Jahrzehnt allein bis zu 6 Millionen Mädchen abgetrieben. Die Anzahl der
Frauen pro 100 Männer hat sich seit Anfang der neunziger Jahre
kontinuierlich vermindert. Deshalb gibt es ungefähr 20% mehr Männer als
Frauen.104 Oft werden Mütter zur Abtreibung von ihrem Ehemann und
dessen Familie gezwungen. Sie wollen einen Stammhalter und kein
Mädchen, das sie in die Armut treibt. Die Frau hat dem Mann zu
gehorchen, wenn sie sich gegen ihn und für ihre Tochter entscheidet, wird
sie von der Familie verstoßen und steht alleine mit einer kleinen Tochter
da. Die eigene Familie nimmt die Ausgestoßene mit ihrem Kind meistens
auch nicht wieder auf. Doch als alleinstehende Frau hat man in Indien mit
Tochter kaum Chancen. Somit sehen viele Frauen keinen anderen
Ausweg als sich dem Willen des Mannes zu beugen und das Mädchen
abzutreiben.
Vgl. http://www.menschenrechte.eu/index.php/meldung-im-detail/items/rita_banerji.html,
30. Mai 2014
103 Mitgift: Güter, die bei der Heirat von den Verwandten, insbesondere den Eltern der
Braut dem Bräutigam und seiner Familie übergeben werden.
Vgl. http://www.grin.com/de/e-book/98731/brautpreis-erbschaft-mitgift, 20. Mai 2014
104 Vgl.: http://www.menschenrechte.eu/index.php/meldung-imdetail/items/rita_banerji.html, 20. Mai 2014
33
Arme Familien können sich oftmals eine Ultraschalluntersuchung und eine
Abreibung nicht leisten. Laut der indischen Kampagne gegen Kinderarbeit
werden jährlich 400 Mädchen direkt nach der Geburt getötet.105 Jedoch ist
die Dunkelziffer um ein vielfaches höher. Viele Geburten werden nicht
registriert, da die Kinder nicht in Krankenhäusern entbunden werden.
Auch fehlt es oft an stichhaltigen Beweisen um nachzuweisen, dass die
Eltern ihre Kinder mit Absicht umgebracht haben.
Oft werden die kleinen Babys lebendig begraben, vergiftet oder ertränkt.
Manchmal werden sie auch in eiskalte Tücher eingewickelt und sterben so
an Unterkühlung. Eine andere grausame Methode ist dem Kind
Reisschleim in die Nase zu stecken, so dass es keine Luft mehr bekommt.
Ein
Bericht
der
UN-DESA
(United
Nations,
Fachabteilung
für
sozialwirtschaftliche Angelegenheiten) von 2012106 beschäftigt sich mit der
Sterblichkeitsrate von Neugeborenen und Kleinkindern im weltweiten
Vergleich.
Es
wird
deutlich,
dass
Indien
eine
unnatürliche
Sterblichkeitsrate bei weiblichen Kindern zwischen einem und fünf Jahren
aufweist. Sie liegt um 75% höher als die Sterblichkeit der vergleichbaren
Altersgruppe der indischen Jungen. Obwohl statistisch betrachtet
Mädchen diesen Alters aufgrund biologischer Vorteile eine höhere
Überlebensrate haben müssten, kommen 56 verstorbene männliche
Kleinkinder auf 100 weibliche.
Laut einem 2011 veröffentlichen Untersuchungsbericht aus „Archives of
Pediatrics and Adolescent Medicine“107, einer Zeitschrift für Kinder- und
Jugendheilkunde besagt eine Studie, dass die hohe Sterblichkeitsrate der
Mädchen auf die häusliche Gewalt zurückzuführen ist. Sie richte sich
gezielt gegen den weiblichen Nachwuchs.
105
Vgl.: http://www.ems-online.org/uploads/media/Dokubrief_Indien6_05_deutsch.pdf,
20. Mai 2014
106 Vgl.: http://timesofindia.indiatimes.com/india/India-deadliest-place-in-world-for-girlchild/articleshow/11707102.cms, 21. Mai 2014
107 Vgl.:http://timesofindia.indiatimes.com/india/Violence-at-home-linked-to-deaths-of-18lakh-girls/articleshow/7232726.cms?referral=PM, 20. Mai 2014
34
Es zeigt sich aber auch, dass Mädchen oft von ihren Eltern vernachlässigt
werden, indem Familien ihre Töchter absichtlich hungern lassen. Sie
verweigern ihnen die Nahrung entweder gänzlich oder geben ihnen die
Reste, die von den Familienmitgliedern übrig bleiben.
Bei Erkrankungen der Mädchen, lassen die Eltern ihre Töchter oftmals
lieber sterben als Geld für Medizin auszugeben.
5.2. Genitalverstümmelung
Bei
der
weiblichen
Genitalverstümmelung
unterscheidet
man
verschiedene Formen dieser traditionellen Praxis. Bei jeglicher Art des
Eingriffes werden irreversible Schädigungen verursacht. Die weiblichen
Geschlechtsorgane werden partiell beziehungsweise vollständig und meist
ohne Narkose und unter unhygienischen und somit lebensbedrohlichen
Bedingungen entfernt. Dies geschieht hauptsächlich im Kindesalter
zwischen vier und vierzehn Jahren.
Hierzu unterscheidet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder
UNICEF die weibliche Genitalverstümmelung in vier Kategorien:
Die Klitoridektomie bezeichnet die Entfernung der Klitoris oder Vorhaut,
mit partieller beziehungsweise vollständiger Entfernung der Klitoris.
Eine weitere Möglichkeit ist die Exzision, welche die Entfernung der
Klitoris bei gleichzeitiger partieller beziehungsweise auch vollständiger
Entfernung der kleinen Schamlippen (Exzision) beschreibt.
Die Infibulation beinhaltet eine der vorangehenden Praktiken, mit
zusätzlicher Verengung oder sogar Verschließung der vaginalen Öffnung.
Das Piercing oder die Dehnung bezieht alle anderen Formen der
Verletzung der äußeren und/oder inneren weiblichen Geschlechtsorgane
mit ein. Dies wird oftmals mit nicht desinfizierten Schnittgeräten (so auch
stumpfe Messer, Rasierklingen, Scheren oder auch Glasscherben)
durchgeführt. Neben den physischen Gefahren durch unmittelbare
35
Infektionen (z.B. HIV) und Blutungen nach der Verstümmelung oder später
bei
der
Geburt
von
Kindern,
führen
diese
Praktiken
auch
zu
schwerwiegenden psychischen Langzeitfolgen bei den Opfern.108,109
Ein häufiges Motiv für diese Praktiken ist meist die Vorstellung nur mit
dieser Methode den weiblichen Sexualtrieb zu zügeln und somit für den
Mann kontrollierbar zu machen.
Die
weibliche
Genitalverstümmelung
wird
meist
als
Symbol
der
Weiblichkeit, sowie der ethnischen Zugehörigkeit betrachtet. Auch
hygienische Faktoren werden als Rechtfertigung für dieses Verfahren
verwendet. Da durch das Fehlen der Klitoris, die Vagina sauber gehalten
werden soll und es zusätzlich die Fruchtbarkeit erhöht. Die Betroffenen
werden durch ihre Beschneidung Mitglied in der Gemeinschaft, die Eltern
lassen ihre Töchter beschneiden um ihnen eine gute Zukunft zu sichern.
Denn die Entfernung des äußeren Genitales zählt als ein Attribut der
Schönheit. Außerdem kursiert der Glaube, dass die Klitoridektomie die
sexuelle
Lust
des
Mannes
steigert
und
es
die
Mütter-
sowie
Kindersterblichkeit senkt. Die medizinischen Laien, die den Durchgriff
vornehmen, sind meist ältere Frauen, die als Mädchen selbst beschnitten
wurden. Sie genießen einen hohen sozialen Status und erzielen gute
Einnahmen, indem sie die Genitalverstümmelung in traditioneller Art und
Weise durchführen.110 Bei der sogenannten Infibulation werden die
Wunden mit Dornen oder Seide zusammengenäht, zur Blutstillung
verwenden die medizinischen Laien, Salben aus Kräutern oder Asche. 111
Aufgrund der mangelnden Hygiene leiden die Frauen oft an physischen
und
psychischen
Krankheiten.112
Unter
anderem
zählen
zu
den
physischen Leiden, Eiterungen, Cystenbildung, Abszesse, Narbenbildung,
108
Vgl.: http://www.amnesty-frauen.de/Main/Genitalverst%C3%BCmmelung, 14.
April2014
109 Vgl.: Informationen zur politischen Bildung 296 ,3. Quartal 2007 – Indien, bpb
S.40 „Grausame Tradition“
110 Vgl.: Jana Tereick, Grausame Tradition, „Die Ära der Unwissenheit“ in: ZEIT.de vom
16.März 2005 in: Informationen 297 zur politischen Bildung 4. Quartal 2007
Menschenrechte, S.40
111Vgl.: http://www.aerzteblatt.de/archiv/50783/Weibliche-GenitalverstuemmelungLebenslanges-Leiden, 22. April 2014
112 Vgl.: http://www.wabnig.net/weibliche_beschneidung__1.htm, 22. April 2014
36
Unfruchtbarkeit, die Gefahr an HIV zu erkranken, Komplikationen bei der
Geburt und schmerzhaftem Geschlechtsverkehr. Bei den psychischen
Folgen
kommt
es
zu
Angst
vor
sexuellem
Kontakt
und
Orgasmusstörungen. 113:
5.3. Vergewaltigung
Ungefähr 24.000 Vergewaltigungen kommen jährlich in Indien zur
Anzeige. Jedoch ist diese Schätzung nur ein Bruchteil der wirklich
stattfindenden Gewalttaten.114 Die meisten Frauen trauen sich nicht zur
Polizei zu gehen, da sie damit die Ehre ihrer Familie beschmutzen. Wenn
sie sich aber überwinden und ihre Peiniger anzeigen wollen, werden sie
von der Polizei oft nicht ernst genommen und werden wieder nach Hause
geschickt. In seltenen Fällen nehmen die Polizisten die Anzeige auf, aber
dann verschleppen Gerichte die Fälle oft jahrelang. Nur in einer von vier
angezeigten Vergewaltigungen kommt es zu einer Verurteilung. Im
männerdominierten
Indien
wird
sexuelle
Belästigung
gern
als
Kavaliersdelikt abgetan. Vergewaltigungen armer Frauen auf dem Land
sind Alltag und fanden bislang kaum öffentliche Beachtung. Es kam sogar
schon öfters vor, dass die eingeschüchterte Frau noch einmal auf der
Polizeistelle vergewaltigt wurde. In den Augen vieler Inder seien
Vergewaltigungsopfer selbst schuld an den Übergriffen. Um die Ehre der
Familie wiederherzustellen, werden die Anzeigen zurückgezogen und im
schlimmsten Fall werden die Frauen von der eigenen Familie gezwungen
den Vergewaltiger zu heiraten. Es werden sogar Unstimmigkeiten
innerhalb
von
Kasten
und
ländlichen
Gemeinschaften
mittels
Vergewaltigungen geregelt. Zum Beispiel wurde im Januar 2014 eine Frau
von zwölf Männern vergewaltigt, da sie mit einem Mann einer anderen
113Vgl.:
Flyer Weibliche Genitalverstümmelung Amnesty International
Vgl.: http://www.fr-online.de/meinung/leitartikel-nicht-nur-inindien,1472602,21381452,view,asFirstTeaser.html, 06. April 2014
114
37
Kaste zusammen sein wollte. Diese Massenvergewaltigung wurde vom
Dorfrat angeordnet, da sie die Geldstrafe nicht zahlen konnte.115
Es heißt das Schicksal einer jungen Inderin habe die Welt endlich
wachgerüttelt und das wahre Indien gezeigt. Eine 23-jährige Studentin
wurde am 16. Dezember 2012 in Neu-Delhi von sechs Männern
vergewaltigt, mit einer Eisenstange traktiert und dann aus einem
fahrenden Bus geworfen.116 Sie wurde so schwer verletzt, dass sie zwei
Wochen später starb. Doch hat sich seit dem wirklich etwas geändert?
Der Fall ging um die Welt und löste auch in Indien massive Proteste aus.
Es wurden schärfere Gesetze und härtere Strafen für die Vergewaltiger
gefordert.
Es handelte sich aber keineswegs um eine Einzeltat. Rund 24.000
Vergewaltigungen wurden im Jahr zuvor gemeldet. Die Medien haben
aber bei diesem, sehr grausamen Fall einen Stein ins Rollen gebracht.
Der Nachrichtensender NDTV kommentierte die schockierende Tat
folgendermaßen. „Sie starb, aber weckte die Nation auf.“117 Die Polizei
und Justiz konnte nicht mehr die Augen verschließen und das Tabuthema
wurde zur weltweiten Debatte. Vier der Männer wurden zum Tode
verurteilt, einer wurde im März 2013 erhängt im Gefängnis gefunden und
der sechste, minderjährige Täter bekam die Höchststrafe von 3 Jahren.
Das Urteil setzte vorerst einen Schlusspunkt unter den Fall. Für viele Inder
ist damit Gerechtigkeit getan und auch die Politik würde dieses Thema
gerne als erledigt ansehen. Aber der Kampf gegen die Gewalt an Frauen
ist noch lange nicht gewonnen. Dieser Schritt war der notwendige Anfang
und ein Zeichen dafür, dass die Polizei nicht länger alles unter den
115Vgl.:
http://www.focus.de/panorama/junge-inderin-gewalt-inderin-affaere-geldstrafedorf-indischer-aeltestenrat-ordnet-gruppenvergewaltigung-an-14_id_3563335.html,
05. April 2014
116 Vgl.: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.vergewaltigungsprozess-in-indientodesstrafe-fuer-eine-bestialische-tat.ecd3d2a2-c670-4758-8d75-3e46dd84e060.html,
06. April 2014
117 Vgl.: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.indien-vergewaltiger-schuldiggesprochen.9b8b1a51-c14b-4dc1-8db3-015e8d2afc28.html, 06. April 2014
38
Teppich kehrt. Immer mehr Frauen trauen sich nun zur Polizei zu gehen
statt zu schweigen, da sie sich ihrer Rechte bewusster sind. Allein in Dehli
verdoppelte sich 2013 die Zahl der gemeldeten Vergewaltigungen auf
über
1000.118
Die
Hauptstadt
Indiens
wird
häufig
die
„Vergewaltigungshauptstadt Indiens“ betitelt, da in keiner der 35 indischen
Megametropolen mehr Frauen vergewaltigt werden. Durchschnittlich wird
dort nach Schätzungen alle 18 Stunden eine Frau vergewaltigt. 119
Schlussendlich hat sich bislang jedoch zu wenig verändert. Die Polizei
reagiert nur auf öffentlichen Druck und Proteste. Die Schnellgerichte, die
extra für Vergewaltigungen eingeführt wurden, bedeuten, dass die Polizei
die Anklageschrift innerhalb von 90 Tagen vorlegen muss. Das
Gerichtsverfahren verläuft aber dennoch so schleppend wie früher. Viele
Frauen müssen fünf oder sogar zehn Jahre warten, bis ein Urteil gefällt
wird.
Der Motor, der diesen Wandel antreibt ist die junge Mittelschicht in den
Städten. In den traditioneller geprägten ländlichen Gebieten, wo immer
noch 70% der indischen Bevölkerung leben, hat sich noch weniger getan.
Dort herrschen grausame, zutiefst patriarchische Strukturen, in denen die
Frau vom Mann dominiert wird. Es stehen Vergewaltigungen fast auf der
Tagesordnung.
Von sexuellem Missbrauch im eigenen Haushalt sind keine Zahlen zu
finden, da die Frauen von ihrem Mann und dessen Familie so sehr
eingeschüchtert werden, dass sie sich nicht trauen zur Polizei zu gehen.
Eine Frau muss zu ihrem Ehemann stehen und Misshandlungen
tolerieren, egal was er ihr antut. Oftmals wissen sogar die Familien der
Frau von dem Missbrauch und unternehmen nichts. Eine Trennung oder
sogar Scheidung wäre ein größeres Verbrechen, als der sexuelle
Missbrauch an sich. Die Gemeinde und Familie würden die Frau
verachten, ächten und nicht unterstützen.
118
Vgl.: http://www.tagesspiegel.de/politik/indien-todesurteile-gegenvergewaltiger/8787188.html, 09. April 2014
119 Vgl.: http://www.schattenblick.de/infopool/politik/soziales/psi00011.html, 25. Mai 2014
39
5.4. Zwangsheirat und Kinderheirat
Kinder- und Zwangsehen kommen in vielen Kulturen und Religionen vor,
dies geschieht auf Grund von Armut und der Geringschätzung von Frauen
und
Mädchen.120
Als eine Zwangsheirat gelten Ehen, welche ohne oder gegen den Willen
einer
oder
beider
Partner
geschlossen
werden.
Die
hiervon
abzugrenzende arrangierte Hochzeit wird zwar von Verwandten oder
Ehevermittlungsagenturen arrangiert, allerdings durch Einverständnis
beider
Ehepartner
geschlossen.
Die klassische Kinderheirat zählt ebenso als Form der Zwangsehe, da sie
nicht durch Entscheidung eines mündigen Ehepartners getroffen wird.121
Zwangsheiraten gibt es meist in Ländern, in welchen Mädchen und
Frauen eine Benachteiligung in Bildung und Durchsetzung ihrer Rechte
haben. Auch Männer können durchaus betroffen sein, jedoch sind in der
Regel meist Mädchen und Frauen diesem Schicksal ausgesetzt.
Seit den Zeiten der Britischen Kolonie sind Kinderehen in Indien verboten,
1929 wurde das erste Gesetz erlassen in dem Kinder mindestens zwölf
sein mussten, um zu heiraten. Offiziell darf in Indien per Gesetz seit 1978
niemand vor dem 18. Lebensjahr eine Ehe eingehen.122
Trotzdem sind Kinderheiraten und Zwangsehen nach wie vor der Alltag für
die indische Bevölkerung.123
Eine Durchsetzung dieser Gesetze wird auf Grund von Armut, Korruption
und patriarchalischem Denken behindert. Deshalb endet nicht selten ein
solcher Konflikt in Gewalt. Eine Sozialarbeiterin aus einer niederen Kaste,
120Vgl.:
http://www.nationalgeographic.de/reportagen/kinderbraeute-zu-jung-zumheiraten?page=2, 14. April 2014
121 Vgl.: http://www.amnesty-frauen.de/Main/Zwangsheirat, 14. April 2014
122Vgl.: http://www.nationalgeographic.de/reportagen/kinderbraeute-zu-jung-zumheiraten?page=2 , 14. April 2014
123 Vgl.: http://www.arte.tv/de/kinderehen-in-indien/1755842,CmC=2870164.html,
14. April 2014
40
zeigte in einem kleineren Dorf eine Familie an, welche Kinderehen
vollzogen hat. Als Strafe wurde sie kollektiv vergewaltigt. Mittlerweile gibt
es bereits Möglichkeiten, damit nun auch Mädchen eine höhere
Schulbildung genießen können und somit erst später heiraten müssen.
Allerdings weigern sich viele gut ausgebildete und berufstätige Frauen
bewusst gegen eine Heirat.
Zur Hauptursache der Zwangsehen zählt deutlich die Religion, welche in
der indischen Gesellschaft eine Funktion übernimmt, die bestehende
Traditionen legitimiert. Häufig spielt allerdings auch die Herkunft eine
Rolle, da zum Beispiel innerhalb einer Dorfgemeinschaft oder auch Kaste
geheiratet werden muss.
In weiten Teilen Indiens wird jedoch bis heute die Mehrheit der
Eheschließungen von den Eltern ausgehandelt. Sie definieren eine
erfolgreiche Ehe, als eine Verbindung zweier Familien und nicht als eine
Verbindung zweier Menschen, die sich lieben. Dies dient dazu, um die
Familie wirtschaftlich abzusichern. Trotz der zahlreichen Zwangsehen
verstehen die leidenden Kinder ihre Eltern, da diese nur das Beste für ihre
Kinder wollen und sehr konservativ aufgewachsen sind. Die Eltern
handeln aus Liebe heraus, zum Wohle ihrer eigenen Kinder.
Liebesheiraten werden oft grundsätzlich von den Eltern abgelehnt, selbst
wenn Religion, Kaste, Bildung und Einkommen in beiden Familien passen
würden. Da die Eltern es in ihrer Pflicht und Verantwortung sehen den
zukünftigen Partner ihrer Kinder auszuwählen. Die freie Wahl der
Ehepartner ist aber ein Menschenrecht, welches in Artikel 16, Absatz 2
der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 steht. Hier heißt
es: „Eine Ehe darf nur im freien und vollen Einverständnis der künftigen
Ehegatten geschlossen werden.“124 Somit sind nach internationalem
Recht die Zwangsheiraten verboten, dasselbe gilt auch für Kinderheiraten,
da Kinder noch unmündig sind.125
124
125
Vgl.: http://www.un.org/depts/german/grunddok/ar217a3.html, 25.05.2014
Vgl.: http://www.amnesty-frauen.de/Main/Zwangsheirat ,14.04.2014
41
Als Konsequenz hierzu, kommt es immer öfter zu einer Flucht von Paaren,
die sich gegen die Zwangsehen entschieden haben. Damit nehmen sie in
Kauf, ein Leben in Anonymität zu führen und untertauchen zu müssen, da
die Familien nichts unversucht lassen um ihre Kinder und ihre Ehre wieder
zu erlangen. Dies führt oft zu den tragischen Ehrenmorden, welche keine
Einzelfälle sind.126
Eine genaue Zahl der Ehrenmorde, die aufgrund von nicht akzeptierten
Beziehungen praktiziert werden, ist schwer ausfindig zu machen, da sie
oftmals als Unfälle oder Selbstmorde vertuscht werden. Meist üben nahe
Verwandte, Geschwister oder sogar die Eltern selbst, diese schrecklichen
Verbrechen aus. Hierbei sind über 90% der Opfer Frauen. Der Körper der
Frau dient als Träger der Ehre einer Familie, deshalb gelten diese Morde
aus traditioneller Sichtweise als ehrenhaft.127
In Indien gibt es Organisationen (z.B. Veerni Project = Woman of
strenght), welche Paaren, die aus Liebe heiraten wollen oder auch nur vor
der Tradition flüchtenden Frauen und Mädchen helfen und anonyme
Unterkünfte für diese finden und sie so lange betreuen wie es benötigt
wird.128
In der nachfolgenden Grafik ist der Prozentsatz von minderjährigen,
verheirateten Mädchen dargestellt.
126Vgl.:
http://www.nzz.ch/aktuell/international/reportagen-und-analysen/liebesheiratenAbbildung 7: Minderjährige Ehefrauen weltweit
unerwuenscht-1.18211163, 14.04.2014
127 Vgl.: http://www.nzz.ch/aktuell/international/reportagen-und-analysen/liebesheiratenunerwuenscht-1.18211163, 14.04.2014
128 Vgl.: http://www.veerni.org/ ,14.04.2014
42
5.5. Mitgiftmorde 129
Obwohl schon seit 1961 Mitgiftzahlungen durch „The Dowry Prohibition
Act“130 verboten sind, müssen die Brauteltern traditionell zur Hochzeit dem
Bräutigam und dessen Familie eine hohe Summe an Mitgift zahlen. 131
Doch oftmals werden die Zahlungen nach der Hochzeit erhöht. Die Familie
des Bräutigams will mehr Geld, ein Motorrad, Fernseher oder sonstige
wertvolle Gegenstände. Wenn die Brautfamilie dieser Forderung nicht
nachkommt, da sie häufig zu arm sind, wird die frisch vermählte, junge
Frau umgebracht. Um den Mord als Unfall zu tarnen, wird das Opfer
meistens mit Kerosin übergossen und angezündet.
2009 veröffentlichte die renommierte medizinische Zeitschrift „The Lancet“
eine Studie, in der eine Untersuchung in Krankenhäusern zeigt, dass
innerhalb von einem Jahr mindestens 106.000 Frauen in ihrem Zuhause
durch Feuer ums Leben gekommen sind. 132 Das bedeutet, dass alle fünf
Minuten eine junge Frau zwischen 18 und 35 Jahren bei lebendigem Leib
verbrennt.133 Die meisten Unfälle weisen auf Fremdverschulden hin.
Anderen Schätzungen zufolge wird jede Stunde eine Frau aus Gier der
Ehemänner oder der Schwiegereltern auf grausame Art und Weise
umgebracht.134
129Vgl.:http://diepresse.com/images/uploads/3/c/6/701382/kein_einzelschicksal_verheirat
eten_kinder_hr_16s39minderjaehrige_ehefrauen_prso_rieger20111015181306.jpg,
14. April2014
130 Vgl.: http://ncw.nic.in/acts/THEDOWRYPROHIBITIONACT1961.pdf, 09. Mai 2014
131 Vgl.: http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Indien/frauen2.html, 09. Mai 2014
132 Vgl.: http://www.menschenrechte.eu/index.php/meldung-imdetail/items/rita_banerji.html, 09. Mai 2014
133 Vgl.: https://50millionenfehlenunskampagne.wordpress.com/tag/mitgift/, 09. Mai 2014
134 http://www.welt.de/vermischtes/article120782429/Brautverbrennung-ist-diebeliebteste-Methode.html, 10.Mai.2014
43
Mitgiftmorde
15000
10000
2005: 6.787
2006: 7.618
2007: 8.093
2012: 8.233
2013: 10.600
5000
0
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Abbildung 8: Nachgewiesene Morde in Indien wegen Streitigkeiten um Mitgift
Wie das Diagramm zeigt ist, gibt es keine positive Veränderung. Vielmehr
steigt die Mordrate stetig an. Die Zahlen der Mitgiftmorde schwanken
stark, aber alle Studien gehen von einer enorm hohen Dunkelziffer aus, da
die wenigsten Morde angezeigt oder in Krankenhäusern registriert
werden. Die „Unfälle“ werden von langer Hand geplant und oft gut
vertuscht. Die Familie des Bräutigams kassiert die Mitgift der Brauteltern
und fordert immer höhere Summen bis diese nicht mehr zahlen können.
Dann entledigen sie sich der jungen Frau, da sie nur als Last gesehen
wird und von ihrem Mann nie wirklich geliebt wurde. Nach einer Weile
heiratet der Sohn ein anderes junges Mädchen nach dem „tragischen Tod“
seiner Frau. Diese ereilt, wenn die Schwiegereltern kein Geld mehr haben,
das gleiche Schicksal. Da die Polizei die Augen davor verschließt und oft
korrupt mit den Familien zusammenarbeitet, kommen sie ungestraft
davon.
Frauen werden auch häufig erhängt, so dass es aussieht als hätten sie
Suizid begangen oder zu Tode geschlagen, ertränkt, vergiftet oder sogar
erschossen. Viele junge verheiratete Frauen werden von ihrem eigenen
Ehemann so lange gefoltert, bis sie letztendlich Selbstmord begehen.
Manchmal
wird
der
nichts
Ahnenden
auch
eine
Überdosis
an
Schlaftabletten oder Pestizide untergemischt. Angeblich misslungene
Operationen sind auch ein häufiger Vorwand, der von dem bestechlichen
Krankenhauspersonal mit gefälschten Sterbeurkunden gedeckt wird.
44
Tausende Frauen, die bei den Mordversuchen nicht gestorben sind,
vegetieren verbrannt, verstümmelt und gebrochen weiter vor sich hin.
5.6. Witwenverbrennung
Im Jahre 1829 verboten die Briten erstmals die Sati135. Bei dieser
inhumanen Tradition, welche besagt, dass die treuen Ehefrauen dem Weg
ihrer verstorbenen Ehemänner folgen sollen, indem sie sich selbst mit
ihnen verbrennen, fand im Kreis der Kriegerkaste Kahatriya erstmals in
Indien ihre Wurzeln. Ein Irrglaube besagt, dass die Sati ein Teil der
Hindutradition ist, allerdings sind in den Hinduschriften keinerlei Hinweise
darauf zu finden.
Durch die Entscheidung der Frauen, den „ richtigen Weg zu gehen“ 136 und
sich mit ihrem verstorbenen Ehemann auf den Scheiterhaufen zu werfen,
gewinnt ihre Familie ein hohes Ansehen. Ursprünglich opferten sich die
Frauen aus Fürstenfamilien, um möglicherweise den Feinden nicht in die
Hände zu fallen. Definiert bedeutet der Selbstmord das willentliche
Beenden des eigenen Lebens, allerdings stehen in diesem Bezug der
soziale Druck und die persönliche Motivation stark im Vordergrund.
Der soziale Druck bestimmt vermutlich das kurze Leben der Witwe, da
oftmals die zurückgebliebenen Frauen gezwungen werden, ihrem Mann in
den Tod zu folgen. Allein die Blicke oder die Stimme einer Witwe gelten
als Fluch und bringen Unglück über die ganze Gemeinschaft. Eine
Wiederheirat ist ausgeschlossen, denn die Frau gehört auch nach dem
Tod an die Seite ihres Mannes. Auch die Tatsache, dass eine junge Witwe
eine große zusätzliche Last für die Familie spielt, ist von zentraler
Bedeutung. Sie kann weder außerhalb des Hauses arbeiten, noch eine
Wiederheirat eingehen. Somit hat sie keine Möglichkeit, sich ihren eigenen
Lebensunterhalt zu verdienen, da eine außerhäusliche Arbeit Schande
Sati wörtlich „die Seiende“, eine Frau, die den richtigen und mutigen Weg wählt Vgl.:
http://www.religion24.net/was-versteht-man-unter-witwenverbrennung.html, 06.05.2014
136 Vgl.: http://www.religion24.net/was-versteht-man-unterwitwenverbrennung.html,06.05.2014
135
45
und Entehrung über die Familie bringen würde.137
138
Doch obwohl sie verboten wurde, wird Sati bis heute vereinzelt
angewandt. Seit dem Vorfall 1987, bei dem eine Frau ihrem Mann in den
flammenden Tod folgte, erließ die Regierung eine Strafe. Nach
Durchführung des Brauchs drohen einem bis zu sieben Jahre Haft.
Außerdem beläuft sich ein Bußgeld auf umgerechnet 539 Euro.139
5.7. Kinderhandel und Kinderarbeit
Indien ist Ziel-, Ausgangs- und Durchgangsland für Kinderhandel zum
Zweck der kommerziellen sexuellen Ausbeutung und für Zwangsarbeiten
unter anderem in der Landwirtschaft, Textil- und Ziegelherstellung, bei
Bettelbanden und als Haussklaven.
Nach Angaben der indischen Regierung arbeiten 12,5 Millionen (5%) der
252 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahren.140 Der Regierung wird
aber immer wieder vorgeworfen, dass sie den wirklichen Umfang an
Kinderarbeit
in
Indien
verschleiern
würde
und
zu
maßlosen
Untertreibungen neige. Andere Quellen geben wesentlich höhere Zahlen
an, wie zum Beispiel eine Studie von indischen Ministerien und UNICEF
von 1994. Diese gehen von 90 Millionen arbeitenden Kindern aus. 141
Sicher ist, dass es eine enorm hohe Dunkelziffer gibt. Die verschiedensten
Studien und vor allem Statistiken zu diesem Thema differenzieren nicht
zwischen Jungen- und Mädchenarbeit.
Die Mädchen werden entführt oder den Eltern für wenig Geld abgekauft.
Da Mädchen als Last gesehen werden, sind viele Familien froh, wenn sie
137Vgl.:
http://www.soika.com/links/kunst/archiv/02d_sati.htm, 06.05.2014
Vgl.: http://www.religion24.net/was-versteht-man-unter-witwenverbrennung.html,
06.05.2014
139 Vgl.: http://www.shortnews.de/id/619524/witwe-vollzog-ritual-der-selbstverbrennungin-indien, 06.05.2014
140 Vgl.: http://www.suedwindinstitut.de/fileadmin/fuerSuedwind/Publikationen/2006/2006-3_Indien__Schule_statt_Kinderarbeit.pdf, S.26, 10. Mai 2014
141 Vgl.: http://www.suedwindinstitut.de/fileadmin/fuerSuedwind/Publikationen/2006/2006-8_Indien__Kinderarbeit_in_der_Steinindustrie.pdf, 10 Mai 2014
138
46
ihre
Töchter
abschieben
Vermittlungsagenturen,
die
können.
Mädchen
aus
Es
gibt
ländlichen
sogenannte
Regionen
in
Großstädte bringen, wo sie als Haussklaven arbeiten müssen. Mädchen
werden auch zum Schuldenerlass der Eltern einem Haushalt überlassen.
Besonders Mädchen unter 14 Jahren werden für diese Art von
Kinderarbeit missbraucht. Ab 2 Jahren werden Mädchen als wertvolle
Ware für Prostitution gesehen. Der Central Welfare Board of India schätzt,
dass 15% aller Prostituierten jünger als 15, weitere 25% unter 18 Jahren
alt sind.142
Wenn Eltern ihre Töchter verkaufen, gibt es keine schriftlichen
Arbeitsverträge über das Arbeitspensum oder die Art der Arbeit. Daraus
resultieren katastropale Arbeitsbedingungen. Die Mädchen müssen
mindestens 15 Stunden am Tag arbeiten und bekommen dafür eine
Bezahlung, die weit unterhalb des gesetzlichen Mindestlohnes liegt. Die
Ergebnisse eines Projekts gegen Kinderarbeit in Indien sind erschreckend:
37% der Kinder wird der Kontakt zu den Familien ganz verboten und die
Mädchen werden wie Sklavinnen gehalten. 68% werden misshandelt und
32,2% werden von ihren Arbeitgebern sexuell missbraucht.143In Indien gibt
es keine nationalen Gesetze, die verbieten, Kinder unter 14 Jahren
anzustellen. Jedoch existiert seit 1986 der „Child Labour (Prohibition and
Regulation) Act“, in dem gefährliche Kinderarbeit in bestimmten Branchen
für unter 14 Jährige verboten ist.144 Seit 1976 wird jegliche Form der
Versklavung durch den „Bonded Labour System (Abolotion) Act“
ausgeschlossen.145 Für eine kommerzielle sexuelle Ausbeutung eines
Kindes kann eine Gefängnisstrafe von sieben Jahren bis lebenslänglich
verhängt werden.146 Aber in der Realität arbeitet die Polizei sogar mit den
Zuhältern zusammen, um einen Profit für sich herauszuschlagen. Bei
142
Vgl.: http://www.hettlich.de/indienhilfe/daten/2011-12-Indienrundbrief.pdf, 09. Mai 2014
Vgl.: http://www.jugendeinewelt.at/kinderarbeit_haushalte_indien.0.html, 17. Mai 2014
144Vgl.: http://tcw.nic.in/Acts/ChildLabour_Prohibition_Regulation_Act,1986.pdf,
16. Mai 2014
145 Vgl.: http://dc-siwan.bih.nic.in/bonded_labour_system_abolition_act_1976.pdf,
17. Mai 2014
146 Vgl.: https://www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/welt/asien/indien/,
17. Mai 2014
143
47
Razzien werden alle Minderjährige beschlagnahmt, aber nach einer
enormen Schmiergeldzahlung wieder zurückgegeben. Seit 2013 wird im
Parlament darüber beraten die Kinderarbeit für unter 14-jährige vollständig
zu verbieten.
Durch den Druck von außen, startete die indische Regierung 2004 ein
nationales Kinderarbeitsprojekt in 50 Provinzen, das eine bessere Bildung,
vor allem für arme und arbeitende Kinder garantieren soll. Es existieren
darüber hinaus aber noch viele andere Programme, die meist in
Zusammenarbeit
mit
internationalen
NGOs
(non
governmental
organisations) durchgeführt werden.147
6. Entwicklung
6.1. Welche Entwicklung zeichnet sich in der Gesellschaft
ab?
Durch die zahlreichen, gezielten Abtreibungen fehlen Indien nun
schätzungsweise
50
Millionen
Frauen.148
Dadurch,
dass
die
Missverhältnisse nun so eklatant geworden sind, kommt es in manchen
Regionen Indiens schon so weit, dass auf uralte Traditionen, wie die
Mitgift, verzichtet wird. Die Hochzeit wird sogar von der Familie des
Mannes bezahlt und auch Kastengrenzen werden überschritten.149
Können durch den akuten Frauenmangel diese tief verwurzelten
Traditionen ins Wanken geraten? Den indischen Männern bleibt in
manchen Staaten, wie in Haryana nichts anderes übrig, da dort künftig
über 300.000 Bräute fehlen werden.150 Diese Entwicklung, so positiv sie
auf den ersten Blick auch scheinen mag, hat auch ihre Kehrseite. Junge
Mädchen werden von ihrer Heimat und Familie weggebracht, in einen
147
ebd.
Vgl.: http://www.menschenrechte.eu/index.php/meldung-imdetail/items/rita_banerji.html, 18. Mai 2014
149Vgl.: http://www.pi-news.net/2012/01/indien-abtreibungen-erhohen-wert-von-frauen/,
17. Mai 2014
150Vgl.: http://www.nzz.ch/aktuell/international/wenn-junge-maenner-keine-braeutefinden-1.14605458, 29. Mai 2014
148
48
anderen Staat Indiens, in dem vielleicht sogar eine andere Sprache
gesprochen wird und andere Regeln gelten. Die Eltern müssen nun keine
Mitgift
mehr
zahlen,
sondern
bekommen
Geld
für
die
Heirat
beziehungsweise den Verkauf ihrer Tochter. Doch geht es dieser dadurch
besser?
Ein weiteres Problem dabei ist, dass somit nur wohlhabende Männer
heiraten können. Arme Bauern können sich keine Frau leisten. Steigert die
Frustration, die sich aus dieser Situation ergeben könnte, die Gewalt an
Frauen? Die Vergewaltigungszahlen steigen in Indien stetig an. Eine Frau
auf der Straße wird vor allem auf dem Land als „Freiwild“ gesehen.151 Man
kann sich als Frau alleine fast nicht auf die Straße trauen, schon gar nicht
nachts.152 Das große Ziel Indiens muss sein, das Bewusstsein der
Bevölkerung zu ändern. Jeder Mensch, egal welchem Geschlecht, Kaste
oder Religion er angehört, sollte gleichgestellt sein. Diesen Grundsatz, wie
er in der indischen Verfassung verankert ist, ist in den Köpfen der
Menschen noch nicht angekommen. Dadurch, dass die Religion einen
großen Teil des Lebens beeinflusst und die Menschen ihren Alltag nach
religiösen Riten ausrichten, ist es sehr schwer allen zu vermitteln, dass
sowohl Dalits als auch Brahmanen die gleichen Rechte haben und gleich
viel wert sind. In vielen Augen haben die Unberührbaren ihren Stand in
der Gesellschaft mit Taten im früheren Leben verdient und müssen
deshalb bestraft werden. Bildung und Aufklärung ist der Schlüssel für eine
offene,
gleichberechtigte
Gesellschaft.
Um
eine
grundlegende
Veränderung zu erzielen, muss die allgemeine Schulpflicht unabhängig
von Geschlecht und Schicht nicht nur gesetzlich verankert sein, sondern
auch durchgesetzt werden. Reformen werden jedoch immer wieder von
oberen Gesellschaftsschichten unterbunden, wie eine Aktion in den 90-er
Jahren von 200 indischen Studenten höherer Kasten zeigte. Sie
verbrannten sich selbst, um gegen eine Studienreform zu protestieren,
151Vgl.:
http://www.nzz.ch/aktuell/international/auslandnachrichten/frauen-als-freiwild1.18169811, 17. Mai 2014
152
Gespräch mit Nane Kieser
49
welche Studenten aus niedrigen Kasten zugelassen hätte.153 Diese
Selbstverbrennung galt als eine Tat der Verzweiflung und politischen
Widerstandes. 2012 trat die Selbstverbrennung erneut in den Fokus der
Medien, als in Indien Menschen protestierten, um ihre Sprache, Kultur und
Religion zu schützen.154
6.2. Welche Entwicklung zeichnet sich im Staat ab?
Trotz der 1950 verabschiedeten Gesetze, die die Emanzipation der
indischen Frauen durchsetzen sollte, blieb die Wirksamkeit und praktische
Umsetzung stark eingeschränkt.155 Seit der britischen Kolonialherrschaft
und bereits zuvor, erfuhren indische Frauen schon immer
eine
Unterdrückung. Sie sind bis heute Opfer von Werten, welche sie
einzuhalten haben. Seit je her zählen Frauen zum privaten Bereich der
Gesellschaft, sie haben sich in der sozialen Ordnung unterzuordnen. Der
Körper einer Frau wurde und wird noch immer als Objekt angesehen. Die
Kolonialisierung von Indien brachte allerdings nicht nur Unterdrückung mit
sich, sondern ließ zahlreiche Frauen- und Unabhängigkeitsbewegungen
entstehen.156 Die im Jahre 1950 in Kraft getretene indische Verfassung
umfasst das allgemeine Wahlrecht, das Recht auf Gleichheit, ein
Diskriminierungsverbot
nach
Geschlecht,
Religion
und
Kastenzugehörigkeit.157 Die erste Frauenbewegung setzte sich bereits mit
Aspekten eines neuen, modernen Lebens auseinander.
158
Das Ziel
beinhaltete die Herstellung der gesellschaftlichen Partizipation, sie
erreichten rechtliche Gleichberechtigung von Frauen und Männern.
153
Vgl.: http://www.sueddeutsche.de/kultur/protest-durch-selbstverbrennungen-paradoxeopfertaeter-1.1423565, 06.05.2014
154Vgl.: http://www.berliner-zeitung.de/archiv/so-makaber-es-klingen-mag---auch-dieausbreitung-der-politisch-motivierten-selbstverbrennungen-ist-ein-zeichen-dafuer--dassdie-arabische-welt-in-der-globalisierten-moderne-angekommen-ist--entsetzlichesfanal,10810590,10776264.html, 06.05.2014
155 Vgl.: Herrmann, Alex: Situation der Frauen und Kinder Informationen zur politischen
Bildung 296 ,4. Quartal 2007 – Indien, bpb S. 36ff.
156Vgl.:http://www.vhs.at/fileadmin/uploadsrmc/downloads/Service/FGS_Diplomarbeiten/
DA_Guenther.pdf
157Vgl.: http://www.un.org/depts/german/grunddok/ar217a3.html
158Vgl.:http://www.vhs.at/fileadmin/uploadsrmc/downloads/Service/FGS_Diplomarbeiten/
DA_Guenther.pdf,http://www.kulturradio.de/rezensionen/buch/2013/pankaj-mishra-ausden-ruinen-des-empires.html
50
Rechtlich werden weitere Gesetze verabschiedet, welche die Frauen
besser
stellen
sollen,
trotzdem
scheitert
es
weiterhin
an
der
Durchsetzung.159 So auch bei der Frauenquote, die bereits im März 2010
verabschiedet wurde und noch immer eine Zwei Drittel Mehrheit des
Unterhauses, sowie der Zustimmung der Hälfte der Parlamente in den
Bundesstaaten zur Umsetzung benötigt. Selbst im Wahlkampf, wurden die
Themen der Frauenrechtsverletzung in keinem besonderen Maße
hervorgehoben. Auch Frauenrechtsaktivistinnen kritisieren dies. Selbst für
die
erfolgreichen
Frauen
in
der
indischen
Politik,
war
dieser
Karriereaufstieg nur auf Grund ihrer gesellschaftlichen Situation möglich.
So beeinflussen die erlassenen Gesetze gegen Sexualstrafen und
häuslicher Gewalt, den Alltag einer Frau in Indien kaum merklich. Aber es
gibt Hoffnung, denn im Dezember 2013 besuchte der deutsche
Bundespräsident
Joachim
Gauck
zusammen
mit
der
Vorstandsvorsitzenden von TERRE DES FEMMES, Irmingard ScheweGerigk,
Neu
Delhi
in
Indien.
Er
sprach
gezielt
die
Frauenrechtsverletzungen in der indischen Regierung an. Die brutalen
Massenvergewaltigungen an Frauen, war der Grund weshalb der
Bundespräsident TERRE DES FEMMES zu seinem Besuch in Indien
eingeladen hat. Mit Sicherheit hat der zunehmende wirtschaftliche
Fortschritt Indiens einen gewissen Druck auf die Gesellschaft ausgeübt
und
durch
die
Medien,
war
die
Regierung
gezwungen,
die
Frauenrechtsverletzungen anzugehen. Nicht nachvollziehbar scheint es zu
sein, das es nicht an den Gesetzen zum Schutz der Frauen mangelt,
sondern an der Durchführung. Denn trotz der Verschärfung des
Sexualstrafrechts, kommt es selten zu einer Verurteilung. In großen Teilen
der Gesellschaft sind weder die verschärften Gesetze bekannt, noch
zeigen sie Interesse diese zu befolgen. Ein weiteres Phänomen stellt die
Tatsache dar, dass die meisten Frauen die Gewalt gegen sich selbst in
bestimmten Umständen für angemessen und gerechtfertigt finden. Sie
sind meist so fest in der Tradition verankert, in der sie aufgewachsen sind,
159
Vgl.: Herrmann, Alex: Situation der Frauen und Kinder in: Menschenrechte,
Informationen zur politischen Bildung 297,4.Quartal 2007, S.36
51
dass sie es als einen selbstverständlichen Teil ihres Lebens ansehen.160
Im neuen indischen Parlament sitzen von 282 BJP – Abgeordneten 30
Frauen. Es haben weltweit immer mehr Frauen einen Anteil an politischer
Macht, sowie Bildung erlangt, trotzdem bleibt es ein weiter Weg bis zur
Gleichstellung.161
7. Eigene Meinung
Das
Thema
„
Frauenrechtsverletzungen
in
Indien“
wurde
mit
zunehmender Recherche immer interessanter und vielseitiger. Vor allem
machte die Aktualität die Arbeit besonders realitätsbezogen. Fast tägliche
Meldungen in der Presse oder in den Nachrichten belegen die
Diskriminierungen der Frauen besonders in Indien, aber auch weltweit.
Betroffen und emotional sehr berührend waren die Ausmaße der Gewalt,
mit denen Frauen im alltäglichen Leben konfrontiert sind. Unvorstellbar ist,
dass es oftmals keine Ahndung der Übergriffe auf Frauen gibt, obwohl die
gesetzlichen Grundlagen vorhanden sind. Deshalb gilt es, unserer
Meinung nach, die bereits rechtswirksamen Gesetze auch konsequent
durchzusetzen, wobei die Regierung und Polizei kooperieren müssen.
Bewusster wurde uns
auch wieder, in welchem fortschrittlichen,
demokratischen Staat wir leben, wo das Recht auf Gleichberechtigung
und Bildung (meistens) garantiert ist. Den Frauen und Kindern aus allen
Kasten sollte auch in Indien eine dauerhafte Schulbildung ermöglicht
werden, da Bildung der Schlüssel zu einer erfolgreichen Existenz ist. Den
Frauen kann so aufgezeigt werden, welche Rechte sie eigentlich haben,
denn oftmals sind sie sich diesen nicht bewusst. Außerdem müsste
politisch engagierten Frauen mehr Unterstützung zugesprochen werden,
160Vgl.:
http://www.schewe-gerigk.de/terre-desfemmes/?no_cache=1&expand=511530&displayNon=1&cHash=12abdda8e23779d67e5
3f5f65ce7abf5
161Vgl.: Herrmann, Alex: Situation der Frauen und Kinder in: Menschenrechte,
Informationen zur politischen Bildung 297,4.Quartal 2007, S.44
52
um eine Verbesserung in der Politik zu gewährleisten. Das Umdenken der
Gesellschaft wird wahrscheinlich noch Generationen dauern, da die
Traditionen der Inder so sehr verwurzelt sind. Es ist aber essentiell, dass
sich Indien mit diesem Tabuthema auseinandersetzt, damit es einen
besseren wirtschaftlichen, wie auch öffentlichen Status erlangt. Indien hat
das Potential und das Know-how mit seiner Bevölkerung anderen
Großmächten nachzueifern und seinen Status weiterzuentwickeln. Die
gesetzlichen Grundlagen sind vorhanden und erste Umsetzungen sind
durch den Druck von außen erkennbar. Unter Berücksichtigung von
Traditionen und der Bewahrung der typischen indischen Eigenständigkeit
und Individualität muss es dennoch den Balanceakt schaffen, sich
grundlegenden Denkweisen, speziell die Menschen- und Frauenrechte
betreffend, zu öffnen.
8. Fazit
„Wer Indien verstehen will, muss auf alle Vorurteile verzichten. Bloß keine
Vergleiche!
Indien
ist
anders.“162
So
beschrieb
die
ehemalige
Premierministerin Indira Gandhi ihr Heimatland. Obwohl zahlreiche
Aspekte zum Thema Frauenrechtsverletzungen unsererseits bearbeitet
und angeführt wurden, kann bei dieser vielschichtigen Problematik kein
Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden. Indien ist mit seiner
Vielfältigkeit und Extreme einmalig.
Abschließend bleibt die Frage, welche „Hausaufgaben“ Indien noch
erledigen muss. Es zeigt sich, dass dieses aufstrebende, boomende
Indien mit seiner immensen Bevölkerung die letzten Jahre vor allem im ITBereich, in den Ausbildungen bestimmter Fachkräfte und als Atommacht
große Fortschritte gemacht hat. Dennoch ist es in uralten Traditionen
verwurzelt, die sich mit der Weiterentwicklung des Landes nicht
vereinbaren lassen. Diese Diskrepanz gilt es zu durchbrechen und dieser
Prozess wird nicht von heute auf morgen geschehen, sondern
Generationen dauern. Wichtig ist, dass der Glaube und die Traditionen
162
Farovik, Tor: Indien und seine tausend Gesichter. Menschen, Mythen, Landschaften,
National Geographic, 1. Auflage, München 2006, S. 11
53
nicht gänzlich aus den Augen verloren werden, aber dennoch eine Zukunft
entsteht, die von Toleranz und Gleichberechtigung all seiner Bürger
geprägt ist.
Es müssen vor allem die Gesetzesgrundlagen, die in der indischen
Verfassung schon lange verankert sind, auch im Alltag umgesetzt werden.
Die neue Regierung hätte die Chance klar Stellung dazu zu nehmen und
Korruption in den eigenen Reihen zu unterbinden und zu bestrafen. Aber
ob sie diese Chance nutzt um Indien voranzubringen, bleibt abzuwarten.
Kann Indien als gleichberechtigter, aufstrebender Partner mit Staaten
verhandeln, die zumindest einigermaßen die Menschen- und vor allem
Frauenrechte wahren? Es liegt also auch in der Verantwortung von
anderen Ländern entsprechend Druck aufzubauen und die derzeitige
Rechtsauffassung zu kritisieren, damit die indische Regierung keine
andere Wahl mehr hat, als zu reagieren.
Es bleibt zu hoffen, dass die zunehmende Veröffentlichung von
Missständen eine Veränderung beim Staat, aber auch der Bevölkerung
bewirkt und immer mehr Frauen ihre Rechte einfordern und zu nutzen
wissen.
Abschließend lässt sich sagen, dass es nirgends auf der Welt die Gewähr
gibt,
dass
die
Menschenrechte
nicht
verletzt
werden.
Selbst
demokratische Rechtsstaaten können keinen absoluten Schutz vor
Übergriffen gewährleisten. Es gibt allerdings verschiedene nichtstaatliche
Organisationen, die sich für den Schutz der Gesellschaft und der
Einhaltung der Menschenrechte in der ganzen Welt einsetzen. Durch den
Eingriff der Medien wurde die Regierung gezwungen etwas gegen die
Menschenrechtsverletzungen zu unternehmen. Nicht zuletzt gilt es zu
erwähnen, dass zur Verbesserung der Situation von Frauen weltweit seit
1975
die
Weltfrauenkonferenz
der
UNO
einberufen
wird. 163
Sie
163Vgl.:
Herrmann, Axel: Situation der Frauen und Kinder, in: Informationen zur
politischen Bildung 297. Menschenrechte, 4. Quartal 2007, S. 44
54
verpflichteten die Staaten sich für die Gleichstellung der Geschlechter im
Bereich Gesellschaft, Politik und Wirtschaft einzusetzen.
9. Quellen
Bücherquellen:
Aus Politik und Zeitgeschichte: BRICS, 63. Jahrgang, 50-51/2003, 2.
Dezember 2013, bpb
Aus Politik und Zeitgeschichte: Indien, 22/2008, 26. Mai 2008, bpb
Brunner-Traut, Emma (Hrsg.): Die fünf großen Weltreligionen. Islam,
Judentum, Buddhismus, Hinduismus, Christentum, Band 5900, 18.
Auflage, Breisgau 1974
Das andere Indien: Anarchismus, Frauenbewegung, Gewaltfreiheit,
Ökologie, Heidelberg 2000
Das, Ira: Staat und Religion in Indien. Eine rechtswissenschaftliche
Untersuchung, Tübingen 2004, S. 1-8, 13 ff.
55
Eckert, Julia u.a.: Partizipation und die Politik der Gewalt,
Hindunationalismus und Demokratie in Indien, 1.Auflage, Baden-Baden
2004. Studien zu Ethnizität, Religion und Demokratie Bd.5
Farovik, Tor: Indien und seine tausend Gesichter. Menschen, Mythen,
Landschaften, 1. Auflage, München 2006, S. 11-113
Fluter. Thema Menschenrechte. Dafür lohnt es sich zu kämpfen, Magazin
der Bundeszentrale für politischen Bildung, Nr. 29/ Winter 2008, S. 10 f.
Flyer: Frauen und Mädchen weltweit stärken! Projektarbeit: Weltgebetstag
der Frauen. Deutsches Komitee e.V.
Flyer: Weibliche Genitalverstümmelung: Amnesty International
Indien. 1450-1948. Maharadschas, Moguln, Kolonialherren: GEO Epoche.
Das Magazin für Geschichte. Nr. 41
Knott, Kim: Der Hinduismus, Stuttgart 2009, S.119 ff.
Kristof, Nicholas D./WuDunn, Sheryl: Die Hälfte der Himmels. Wie Frauen
weltweit für eine bessere Zukunft kämpfen, Band 1109, Bonn 2010
Menschenrechte: Informationen zur politischen Bildung 297, 4.Quartal
2007
Petersen, Britta: Wo die Götter leben. Alltag und Religion in Indien. Eine
Reise, Breisgau 2006
Plan Post. Das Paten-Magazin, Juni2014, Nummer 2
Poggendorf-Kakar, Katharina: Hindu-Frauen zwischen Tradition und
Moderne. Religiöse Veränderungen der indischen Mittelschicht im
städtischen Umfeld, Stuttgart 2002, S.21- 94
Rösel, Jakob/Gottschlich, Pierre u.a.: Indien im neuen Jahrhundert,
Demokratischer Wandel, ökonomischer Aufstieg und außenpolitische
Chancen, 1.Auflage, Baden- Baden 2008. Studien zu Ethnizität, Religion
und Demokratie Bd.10
56
Rothermund, Dietmar: Staat und Gesellschaft in Indien, Mannheim;
Leipzig; Wien; Zürich, 1993
Schweizer, Gerhard: Indien, Ein Kontinent im Umbruch, 2. Auflage 2001,
Stuttgart 1995, S. 57-254
Stern, Nr. 49: Die Kohls, S. 88-100
Sudhir/Kakar, Katharina: Die Inder. Porträt einer Gesellschaft, München
2006, S. 12-24, 46-68, 133-174
Tharoor, Shashi: Eine kleine Geschichte Indiens, Band 510, Bonn 2005
Urhahn,
Margrit:
Grenzen
und
Übergänge
von
Kasten-
und
Stammesgesellschaften in Indien, Heidelberg 1985
Wrogemann,
Henning:
Religionen
im
Gespräch.
Hinduismus,
Buddhismus, Islam. Ein Arbeitsbuch zum interreligiösen Lernen, Stuttgart
2008, S. 29-57
Internetquellen
http://50millionenfehlenunskampagne.wordpress.com/2013/04/17/kampf-gegenweiblichen-volkermord-in-indien/, 16. Mai 2014
http://50millionenfehlenunskampagne.wordpress.com/2013/05/12/woran-sterbenindiens-kleine-madchen/, 21. Mai 2014
http://50millionenfehlenunskampagne.wordpress.com/2013/07/11/catharinemackinnon-der-volkermord-an-frauen-ist-ein-verstos-gegen-internationalesmenschenrecht/, 21. Mai 2014
http://50millionenfehlenunskampagne.wordpress.com/2013/11/15/mitgift-morde106-000-frauen-innerhalb-eines-jahres-lebendig-verbrannt/, 05. April 2014
https://50millionenfehlenunskampagne.wordpress.com/tag/mitgift/, 16. Mai 2014
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/19323/umfrage/gesamtbevoelkerungin-china/, 05. April 2014
http://dcsiwan.bih.nic.in/bonded_labour_system_abolition_act_1976.pdfhttp://ncw
.nic.in/acts/THEDOWRYPROHIBITIONACT1961.pdf, 27. Februar 2014
http://gandhiserve.org/e/d/uber_gandhi.htm, 20.Mai.2014
http://liportal.giz.de/indien/, 19. Mai 2014
http://liportal.giz.de/indien/gesellschaft/, 09. April 2014
http://tcw.nic.in/Acts/ChildLabour_Prohibition_Regulation_Act,1986.pdf,
10. Mai 2014
http://timesofindia.indiatimes.com/india/India-deadliest-place-in-world-for-girlchild/articleshow/11707102.cms, 20. Mai 2014
http://timesofindia.indiatimes.com/india/Violence-at-home-linked-to-deaths-of-18lakh-girls/articleshow/7232726.cms?referral=PM, 03. Mai 2014
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/entwicklungslaender.html,
57
18. April 2014
http://www2.klett.de/sixcms/list.php?page=geo_infothek&miniinfothek=&node=Ind
ien&article=Infoblatt+Kastensystem+in+Indien, 08. Mai 2014
http://www.aerzteblatt.de/archiv/50783/Weibliche-GenitalverstuemmelungLebenslanges-Leiden, 22.April.2014
http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Indien/frauen2.html, 28 Mai 2014
http://www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/2013/01/kinderhandel-in-indien-vor-allemmaedchen-sind-bedroht/, 16 April 2014
http://www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/welt/asien/indien/, 28. Februar 2014
http://www.amnesty.de/2013/9/13/indien-gewalt-gegen-frauen-muss-staerkerbekaempft-werden?destination=startseite, 08. Mai 2014
http://www.amnesty.de/jahresbericht/2013/indien?destination=node%2F2932#ge
waltgegenfrauenundmdchen, 03. April 2014
http://www.amnesty-frauen.de/Main/Genitalverst%C3%BCmmelung,14.April.2014
http://www.amnesty-frauen.de/Main/Zwangsheirat, 14.April.2014
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/savifadok/74/1/nr8_mr_indien_1.pdf,
17. März 2014
http://www.arte.tv/guide/de/050499-000/indiens-verlorene-toechter?autoplay=1,
20.April.2014
http://www.arte.tv/de/kinderehen-in-indien/1755842,CmC=2870164.html,
14.April.2014
http://assets.unicef.ch/downloads/26_02_lm_08_d.pdf, 08. Mai 2014
http://www.authorstream.com/Presentation/RitaBanerji-1601883-six-formsfemicide-india/, 22.Mai.201
http://www.berliner-zeitung.de/archiv/so-makaber-es-klingen-mag---auch-dieausbreitung-der-politisch-motivierten-selbstverbrennungen-ist-ein-zeichendafuer--dass-die-arabische-welt-in-der-globalisierten-moderne-angekommen-ist-entsetzliches-fanal,10810590,10776264.html, 17.April.2014
http://www.bmw-stiftung.de/veranstaltungen/indien-vor-den-wahlen/,18.April.2014
http://www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauenbewegung/, 21.Mai.2014
http://www.bpb.de/internationales/asien/indien/44414/kastenwesen, 9. Mai 2014
http://www.bpb.de/internationales/asien/indien/44443/politisches-system,
20.April.2014
http://www.bpb.de/mediathek/73426/indien-das-gleichgewicht-der-gegensaetze,
22.April.2014
http://www.bpb.de/mediathek/625/my-body-my-weapon,22.April.2014
http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-derwirtschaft/18944/bruttoinlandsprodukt, 25.Mai.2014
http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-derwirtschaft/20580/schwellenlaender, 31. Mai 2014
http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/handwoerterbuch-politischessystem/40275/frauen-und-politik?p=all, 20.Mai.2014
http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/pocket-politik/16482/legitimation,
30.Mai.2014
http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/17998/partizipation,
23.Mai.2014
http://www.bpb.de/wissen/12E6TH, 15. April 2014
http://www.conbookverlag.de/tools/leseproben/9783934918290/9783934918290_lp2.pdf,
31. Mai 2014
http://www.deutschlandradiokultur.de/weibliche-vorbildergesucht.979.de.html?dram:article_id=235808, 31.Mai.2014
http://diepresse.com/images/uploads/3/c/6/701382/kein_einzelschicksal_verheira
teten_kinder_hr_16s39minderjaehrige_ehefrauen_prso_rieger20111015181306.j
58
pg, 14.April.2014
http://www.duden.de/rechtschreibung/Foederalismus, 30.Mai.2014
http://www.dw.de/kaum-frauenpower-in-indiens-politik/a-4233398-1, 20.Mai.2014
http://www.dw.de/lernen-mit-hindernissen-in-indien/a-15934785, 20 Mai 2014
http://www.dieterwunderlich.de/Mahatma_Gandhi.htm, 20.Mai.2014
http://www.ems-online.org/uploads/media/Dokubrief_Indien6_05_deutsch.pdf,
17. März 2014
http://www.europarl.europa.eu/news/de/newsroom/content/20130111STO05287/html/Gewalt-gegen-Frauen-in-Indien,
18. April 2014
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/asien/indien-vor-der-wahl-zumunterhaus-herrscht-die-hoffnung-12875209.html, 14.Mai.2014
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/demographie-neun-frauen-aufzehn-maenner-1281454.html, 28. Mai 2014
https://fareus.wordpress.com/2009/07/14/da-leiden-der-frauen-indien/,
22.Mai.2014
http://www.focus.de/panorama/junge-inderin-gewalt-inderin-affaere-geldstrafedorf-indischer-aeltestenrat-ordnet-gruppenvergewaltigung-an14_id_3563335.html, 14. April 2014
http://frauenrechte.de/online/index.php/presse/pressearchiv/2013/1392weibliche-genitalverstuemmelung-kein-afrikanisches-problem-auch-asiatischelaender-praktizieren-die-menschenrechtsverletzung-ueber-elf-millionenbetroffene, 28.Mai.2014
http://www.fr-online.de/meinung/leitartikel-nicht-nur-inindien,1472602,21381452,view,asFirstTeaser.html, 28. April 2014
http://www.fundus.org/pdf.asp?ID=12358, 21. Mai 2014
https://www.google.de/#q=deutschland+bev%C3%B6lkerung&stick=H4sIAAAAA
AAAAGOovnz8BQMDowAHjxKHfq6-gbGJaYaWaXaylX5OfnJiSWZnn5xCZAuLslMTsyJL0pNBwpZFeQXlOaAZePL84tyUuKTEvOyuxgdueBmCJFrhh
MXJ8iMNIscy2SyDYE6xLy4mFwztnvkbdiqTSsT3_76hyj8gdKbzhqANo1_rotAQAA, 17. April 2014
https://www.google.de/#q=indien+bev%C3%B6lkerung&stick=H4sIAAAAAAAAA
GOovnz8BQMDowAHjxKHfq6-gXFRtoGWaXaylX5OfnJiSWZnn5xCZAuLslMTsyJL0pNBwpZFeQXlOaAZePL84tyUuKTEvOyuxgdueBmCJFrhh
MXJ8iMFAPTcmOyDXGEGGKZbF5uIGRCgiGlxfHJqXnFpcWx0_yNj_536H_Bsjf
56c5y72uPE6cAAMSK1UItAQAA, 17. April 2014
http://www.grin.com/de/e-book/98731/brautpreis-erbschaft-mitgift, 24. Mai 2014
http://www.handelsblatt.com/politik/international/bildung-indien-fuehrt-schulpflichtein/3233658.html, 5. März 2014
http://www.hettlich.de/indienhilfe/daten/2011-12-Indienrundbrief.pdf,
18. April 2014
http://www.hindu-religion.de/dharma/, 9. Mai 2014
http://www.indiendiscover.de/fileadmin/assets/indien/PDFs/INFOS_Indische_Frauen_Religion_und
_Status.pdf, 29. April 2014
http://www.iz.shuttle.de/iz/avs/erdkunde/frauen.htm, 9. Mai 2014
http://www.jaisiyaram.de/blog/schule/7413-alphabetisierungsrate-in-indienbildung-fuer-maedchen-und-frauen-15-feb-11.html, 31. Mai 2014
http://www.jugendeinewelt.at/kinderarbeit_haushalte_indien.0.html, 3. April 2014
http://www.kooperation-international.de/detail/info/indiens-weg-zur-supermachtdes-wissens.html, 7. April.2014
http://www.kulturradio.de/rezensionen/buch/2013/pankaj-mishra-aus-den-ruinendes-empires.html, 21.Mai.2014
59
http://www.manager-magazin.de/finanzen/artikel/a-679602.html, 20. März 2014
http://www.menschenrechte.eu/index.php/meldung-imdetail/items/rita_banerji.html, 19. April 2014
http://www.menschenrechte.eu/index.php/meldung-imdetail/items/rita_banerji.html, 20.Mai.2014
http://m.spiegel.de/politik/ausland/a682681.html#spRedirectedFrom=www&referrrer, 22.Mai.2014
http://www.nationalgeographic.de/reportagen/kinderbraeute-zu-jung-zumheiraten?page=2, 14.April.2014
http://www.nzz.ch/aktuell/international/auslandnachrichten/frauen-als-freiwild1.18169811, 31. Mai 2014
http://www.nzz.ch/aktuell/international/wenn-junge-maenner-keine-braeutefinden-1.14605458, 2. April 2014
http://www.nzz.ch/aktuell/international/reportagen-und-analysen/liebesheiratenunerwuenscht-1.18211163, 14.Mai.2014
http://www.pi-news.net/2012/01/indien-abtreibungen-erhohen-wert-von-frauen/,
28. April 2014
http://www.politik-lexikon.at/faschismus/, 25.Mai.2014
http://www.politikundunterricht.de/4_10/indien.pdf, 15.Mai.2014
http://www.rajasthan-indien-reise.de/indien/religionen-hinduismus.html,
15. Mai 2014
http://www.regionenforschung.uni-erlangen.de/publikationen/dokumente/07Dohrmann.pdf, 15.Mai.2014
http://www.religion24.net/was-versteht-man-unter-witwenverbrennung.html,
06. April 2014
http://www.schattenblick.de/infopool/politik/soziales/psi00011.html, 02. April 2014
http://www.schewe-gerigk.de/terre-desfemmes/?no_cache=1&expand=511530&displayNon=1&cHash=12abdda8e2377
9d67e53f5f65ce7abf5, 23.Mai.2014
http://www.soulsaver.de/weltgeschehen/was-ist-ein-mensch-wert/, 09. März 2014
http://www.shortnews.de/id/619524/witwe-vollzog-ritual-der-selbstverbrennung-inindien, 06.Mai.2014
http://www.soika.com/links/kunst/archiv/02d_sati.htm, 06.Mai.2014
http://www.spektrum.de/rezension/das-verschwinden-der-frauen/1184110,
16. Mai 2014
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/gewalt-gegen-frauen-vergleich-dersituation-in-verschiedenen-laendern-a-876618.html, 02. April 2014
http://www.spiegel.de/politik/ausland/indien-haelt-groesste-wahl-der-welt-ab-a962141.html, 20.Mai.2014
http://www.spiegel.de/spiegel/a-309366.html, 27. Mai 2014
http://www.spiegel.de/video/indien-dorfrat-ordnet-gruppenvergewaltigung-anvideo-1322453.html#ref=vee, 27.Mai.2014
http://www.spiegel.de/politik/ausland/indien-haelt-groesste-wahl-der-welt-ab-a962141.html, 06.Mai.2014
http://www.stud.fernuni-hagen.de/q5232694/haind.pdf, 20.Mai.2014
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.indien-vergewaltiger-schuldiggesprochen.9b8b1a51-c14b-4dc1-8db3-015e8d2afc28.html, 16. Mai 2014
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.interview-zur-lage-der-frauen-in-indienpolitik-und-polizei-versagen.cd32f6b1-d745-4fd8-85be-e64bd8ae6535.html,
09. April 2014
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kommentar-zu-vergewaltigung-indienmuss-weiterkaempfen.a03b89fc-ce2f-42d9-a4ce-a44d147dc6a6.html,
16. Mai 2014
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.vergewaltigungsprozess-in-indien60
todesstrafe-fuer-eine-bestialische-tat.ecd3d2a2-c670-4758-8d753e46dd84e060.html, 03. Mai 2014
http://www.suedasien.info/schwerpunkte/523, 06. Mai 2014
http://www.suedasien.info/nachrichten/719, 22.Mai.2014
http://www.suedwind-institut.de/fileadmin/fuerSuedwind/Publikationen/2006/20063_Indien_-_Schule_statt_Kinderarbeit.pdf, 16. Mai 2014
http://www.suedwind-institut.de/fileadmin/fuerSuedwind/Publikationen/2006/20068_Indien_-_Kinderarbeit_in_der_Steinindustrie.pdf, 06. Mai 2014
http://www.tagesschau.de/ausland/indien-wahl104.html, 30.Mai.2014
http://www.tagesschau.de/ausland/modi136.html, 30.Mai.2014
http://www.tagesspiegel.de/politik/indien-todesurteile-gegenvergewaltiger/8787188.html, 28. April 2014
http://www.t-online.de/nachrichten/panorama/kriminalitaet/id_67540600/dorfratin-indien-ordnet-gruppenvergewaltigung-einer-frauan.html24.Mai.2014http://www.taz.de/!106353/, 31. Mai 2014
http://www.thomasschirrmacher.info/wp-content/uploads/2009/10/Dalits.pdf,
06. April 2014
http://www.un.org/depts/german/menschenrechte/aemr.pdf, 09. Mai 2014
http://www.un.org/depts/german/grunddok/ar217a3.html, 25.April.2014
http://universal_lexikon.deacademic.com/135905/Witwenverbrennung,
06.Mai.2014
http://www.veerni.org/ ,14.April.2014
http://www.vhs.at/fileadmin/uploadsrmc/downloads/Service/FGS_Diplomarbeiten/
DA_Guenther.pdf, 05.Mai.2013
http://videos.arte.tv/de/videos/indien-selektive-abtreibung--3827694.html,
10.Mai.2014
http://www.wabnig.net/weibliche_beschneidung__1.htm, 22.April.2014
http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-05/indien-wahl-auszaehlung, 20.Mai.2014
http://www.wbf-medien.de/medien/geographie/sozialgeographie/media/all/indiendie-rolle-der-frau.html, 08.März.2014
http://www.welt.de/vermischtes/article106264933/Das-Schicksal-von-Indiensverlorenen-Toechtern.html, 27. April 2014
http://www.welt.de/vermischtes/article120782429/Brautverbrennung-ist-diebeliebteste-Methode.html, 29. März 2014
http://www.wikinger-normannen.ch/index.php/die-angelsachsen, 21.Mai.2014
http://de.wikipedia.org/wiki/Bharatiya_Janata_Party, 20.Mai.2014
http://de.youthforhumanrights.org/what-are-human-rights.html, 29.Mai.2014
https://www.youtube.com/results?search_query=arte+doku+2013+indien&sm=3,
25.März.2014
http://www.youtube.com/watch?v=MYthxM_kpc8, 26.April.2014
http://www.youtube.com/watch?v=qx_fpGS0yx8, 28.Mai.2014
http://www.zeit.de/2013/31/indien-hunger-montek-singh-ahluwalia, 31. Mai 2014
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-10/moderne-sklaverei-studie,
18. Mai 2014
http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-04/parlamentswahl-indien-analysenarendra-modi, 20.Mai.2014
http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-03/indien-frauenquote-parlament,
22.Mai. 2014
http://www.zeit.de/video/2013-10/2782558862001/moderne-sklavereimenschenhandel-in-indien-floriert, 20.April.2014
61
Bilderquellen:
Deckblatt:
http://www.heute.de/ZDF/zdfportal/blob/25973090/4/data.jpg, 04.Mai 2014
Abbildung 1:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/9/92/Religionen_Indiens.svg,
15. April 2014
Abbildung 2:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ee/Kastensystem_in_Ind
ien.png, 15. April 2014
Abbildung 3:
Vgl.:http://www.bpb.de/internationales/asien/indien/44534/bildungssystem,
24. Mai 2014
Vgl.: http://www.zeit.de/1990/16/das-schreibwunder, 24. Mai 2014
Abbildung 4:
http://cache.pakistantoday.com.pk/2013/12/Sonia_Gandhi.jpg,
10. Mai 2014
Abbildung 5:
http://www.bestwisewords.com/pictures/Indira_Gandhi.jpg, 29. Mai 2014
62
Abbildung 6:
http://de.statista.com/graphic/1/14564/wachstum-desbruttoinlandsprodukts-in-indien.jpg, 25. Mai 2014
Abbildung 7:
http://diepresse.com/images/uploads/3/c/6/701382/kein_einzelschicksal_v
erheirateten_kinder_hr_16s39minderjaehrige_ehefrauen_prso_rieger2011
1015181306.jpg, 14.04.2014
Abbildung 8:
Vgl. Mahapatra, Dhananjay: Wer die Braut verbrennt, soll gehängt
werden! In: The Times of India (Mumbai Edition) vom 2.Juni 2009
Vgl.: http://www.welt.de/vermischtes/article120782429/Brautverbrennungist-die-beliebteste-Methode.html, 19. Mai 2014
10.
Anhang: Fragebögen
Fragebogen zum Thema „Frauenrechtsverletzungen in Indien“
Name: Cornelius Stutz
1.
Alter: 20
Datum: 30.05.2014
Warum und wo warst/ bist Du in Indien?
Seit August 2013 arbeite ich als Freiwilliger in Hyderabad in einer Schule als
Musiklehrer. Bisher habe ich fast schon jedes Gebiet Indiens besucht, da man als
Lehrer einiges an Ferien bekommt.
2.
Beschreibe Indien mit eigenen Worten.
Kaum zu beschreiben. Jedenfalls ein Land voller Widersprüche, welches
momentan einen Kampf zwischen dem Festhalten an der jahrtausendalten
Tradition und den westlichen Werten, welche mit der Globalisierung
daherkommen, ausficht. Neu auf alt, das verursacht immer Probleme.
3.
Wie würdest Du den Entwicklungsstand Indiens einschätzen?
Schwellenland
4.
Würdest Du Indien als Demokratie bezeichnen? (Formal ist Indien die
größte Demokratie der Welt.)
Demokratie ja, jedoch müssen wir diesen Term einige Abstufungen an Freiheiten
abstreichen. Und da es eben ein gigantisches Land ist, wird es kaum möglich
63
sein die verschiedenen Bevölkerungsschichten demokratisch zu behandeln.
Korruption ist auch gut vertreten.
5.
Wie ist die Stimmung im Land? Ist die Bevölkerung zufrieden mit den
derzeitigen Begebenheiten?
Zufrieden keinesfalls. Auch in Deutschland sind die meisten nicht zufrieden. Die
meisten der gebildeteren Schicht sind sich der Probleme sehr deutlich bewusst,
doch konnte mir noch keiner eine sinnvolle Lösung unterbreiten.
„Faul sind wir“ – deren Worte. Doch auf der anderen Hand schuftet und studiert
die junge Bevölkerung wie verrückt. Viele sagen, es wird noch 2-3 Jahrzehnte
andauern, bis es zu einer zufriedenstellenden Situation wird. Auch in den Augen
unserer westlichen Werte.
6.
Beschreibe die Stellung der Frau in Indien.
Ganz drauf abhängig wo du lebst (Land vs. Stadt), Süden, Norden und in was für
einer Gesellschaft du hineingeboren wurdest. Auch sehr Kasten abhängig.
Den Stand der Frauen kann man auch kaum pauschalisieren, da es hier
verschiedenste Schichten gibt. Im Dorf z.B. wo die Tradition noch überwiegt, sind
die Rollen klar verteilt: während die Frau die häuslichen Arbeiten verrichtet, sich
um die Kinder kümmert und oft noch Geld zu verdienen hat, relaxt der Mann im
Schatten der Palmen. Dort sind die Frauen auch kaum gebildet. Denn in einer
späteren Ehe, die arrangiert sein wird, muss eine Ehefrau nicht gebildet sein.
Mittlerweile müssen Frauen aber im Gegensatz zu Männern keine
Studiengebühren zahlen, was das ganze langsam etwas aufhebt. Öffentlich ist
der Mann ganz klar der Boss, doch im Haus führen die Frauen oft ein hartes
Regime. Sie bestimmt dort. Es ist ihr kleines Reich. In meiner Schule, wo ich als
Lehrer arbeite, hab ich überwiegend Kolleginnen. Die lassen sich eindeutig der
höheren Schicht zuordnen. Die wenigen männlichen Lehrer hier haben kaum
eine Chance den Lehrerinnen gegenüber, da diese ziemlich willensstark sind!
Allein sind Männer hier verdammt schüchtern. Wie auch in China so gibt es auch
hier Gemeinschaften, in denen die Frauen das Sagen haben. Frauen sind auch
viel offener und selbstbewusster. Aber als Pulk kommen die Männer schon aus
sich heraus, was dann öfters in den Schocknachrichten bei uns endet. Meiner
Meinung nach gibt es zwei Probleme in diesem Bezug. 1. Muss der Vater der
Braut die ganze Mitgift zahlen, was enorm hoch ist und die Väter in den Ruin
treibt. Darum werden bevorzugt Söhne geboren, was einen Mangel an Frauen
(200Millionen) mit sich bringt (auf 10 Männer kommen etwa 9 Frauen, oftmals
sogar 10 zu 8). Das frustriert die Männer. 2. wird oftmals die Frau noch als
niedriger eingestuft als die Männer. Beides zusammengenommen macht das
Leben der Frau nicht einfach.
7.
Hast Du indische Familien kennengelernt? Wenn ja, wie verhalten sich
Frauen ihrem Mann gegenüber?
Ich habe in verschiedenen Gemeinschaften Familien kennen lernen dürfen. Im
Haus machen sich die Frauen oftmals über ihre Ehemänner vor uns und ihm
lustig. Doch kommt es beim Reisen, also außerhalb des Hauses oft vor, dass der
Ehemann seine Frau gut in Schach hält. Die Frauen servieren immer das Essen,
ganz egal welche Schicht. Einerseits Tradition, andererseits essensbedingt.
Denn die Chapatis, welche immer dazugehören, schmecken nur frisch gut. Also
der Mann isst, während die Frau serviert.
64
8.
Hast Du etwas über die Frauenrechtsverletzungen in Indien während
Deines Aufenthalts wahrgenommen?
Selber habe ich nichts gesehen. Auch berichten die Medien in anderen Ländern
immer wesentlich gepushter als es eigentlich ist. Die meisten Frauen, mit
welchen ich darüber sprach, meinten, dass sie mindestens eine verzwackte
Situation bereits hinter sich hatten. In andern Ländern ist die
Vergewaltigungsrate wesentlich höher, doch da sich Indien dem Westen geöffnet
hat, muss es auch an die westlichen Werten anschließen.
9.
Was weißt Du über das immer noch aktuelle Kastensystem?
Dass es eigentlich keine Rolle mehr spielen sollte. Dennoch weiß jeder welcher
Kaste er zugehört(e). auch wird der Kaste noch oft im Berufsleben oder
Filmgeschäft selektiert. Also es ist stärker vertreten als sich ein Inder zugestehen
möchte.
10.
Können beschlossene Gesetze unmittelbar die Situation der Frauen
beeinflussen?
Unmittelbar keineswegs. Es hat ja nicht viel gebracht auf Vergewaltigung die
Strafe drastisch zu erhöhen. Es ist noch viel zu sehr in der Einstellung der Inder
verklebt. Wie gesagt, in 2-3 Jahrzehnten sollte hoffentlich Gewissen, Einsicht und
Verstand weiter verbreitet sein.
11.
Welche Begegnungen hast Du mit Kastenlosen/ Dalits/ Unberührbaren
gemacht?
Tagtäglich treffe ich sie an. Sie sind meist als Straßenfeger oder Wachmann
tätig. Wenn ich ihnen bei irgendwas aushelfe, dann freuen sie sich sehr. Doch
Neid sehe ich ihnen nicht an. Vielmehr eine tiefe Akzeptanz, welche auf der
Hoffnung, im kommenden Leben besser gestellt zu sein, fundiert. Da die Kaste
dem Familiennamen abzuleiten ist, werden diese leider immer noch recht häufig
danach in den Berufsalltag eingeteilt.
12.
Hast Du etwas von den aktuellen Wahlen mitbekommen?
Überall finden Wahlprogramme statt. Im Dorf, in der Stadt, nachts, tags. Immer
und überall plärren die Lautsprecher. Recht viele junge Inder sind wählen
gegangen. Zumindest viele Freunde von mir.
Große Parteien geben den unteren Schichten Alkohol und Essen, damit diese für
sie wählen. Doch nehmen es diese Schichten meist gern an, wählen dann aber
trotzdem wen sie wollen. So die Aussage einer Hausgehilfin nach.
13.
Finden unabhängige Wahlen statt? Gehen auch Frauen wählen?
Frauen, zumindest die gebildeteren, gehen wählen. Wie unabhängig die Wahlen
generell sind, das ist schwer zu beurteilen.
65
14.
Glaubst Du, dass die Regierung auf Grund der Neuwahlen mehr
rechtliche Schritte gegen die Frauenrechtsverletzungen unternehmen wird?
Nur zu hoffen. Jedenfalls weiß ich, dass in keinem der Wahlprogramme der
Parteien die Frauenrechte beinhaltet waren. Aber der Druck vom Westen wächst
stetig. Es muss also was passieren.
15.
Glaubst Du, dass die Regierung etwas am etablierten Kastensystem
ändern könnte?
Mehr Toleranz lehren. Allgemein ist das größte Problem, dass so viele kaum,
falsch, oder gar nicht gebildet sind. Ein utopischer aber interessanter Gedanke
wäre einfach neue Familiennamen zu verteilen.
16.
Welche Vorbilder gibt es für benachteiligte Frauen?
TED.com da lassen sich viele Frauen hier inspirieren und euphorisieren. Sonst
Indira Gandhi und immer wieder Figuren im TV, welche fuer das weibliche
Geschlecht einsteigen.
Wir bedanken uns herzlich für Deine Unterstützung und Mühe!!
Fragebogen zum Thema „Frauenrechtsverletzungen in Indien“
Name: Franziska Hess
Alter: 18
Datum: 23.05.14
1. Warum und wo warst/ bist Du in Indien?
Einwöchiger Familienurlaub in Delhi.
2. Beschreibe Indien mit eigenen Worten.
Faszinierend und traurig zugleich..
3. Wie würdest Du den Entwicklungsstand Indiens einschätzen?
Schwellenland
4. Würdest Du Indien als Demokratie bezeichnen? (Formal ist Indien die größte
Demokratie der Welt.)
In einer Demokratie sind meiner Meinung nach alle gleichberechtigt. Dank des
Kastensystems kann man dieses „demokratische System“ nur ab einem
gewissen Status genießen. Im Übrigen werden Frauen oft unterdrückt.
5. Wie ist die Stimmung im Land? Ist die Bevölkerung zufrieden mit den
derzeitigen Begebenheiten?
66
Das ist schwierig zu sagen, da sich die indische Bevölkerung gegenüber weißen
Europäern oder auch Amerikanern sehr separiert und fast unterwürfig verhält.
Aber angesichts der vielen Obdachlosen und Arbeitslosen auf den Straßen und
in den Slums scheint die Stimmung sehr gespalten zu sein. Kommt man aus
einer höheren Kaste, kümmert man sich eher weniger um die armen Leute und
kann ein zufriedenes Leben durchaus führen.
6. Beschreibe die Stellung der Frau in Indien.
In den höheren Bildungsschichten ist es durchaus üblich und auch nicht ungern
gesehen, dass Frauen studieren und Geld in einem guten Beruf verdienen. Ich
habe in Delhi (welches natürlich auch eher als fortschrittliche Stadt gilt) viele
„Businesswomen“ gesehen. In den ärmeren Regionen Delhis allerdings, ist die
Frau hauptsächlich für den Haushalt und das Versorgen der Kinder und der
Männer verantwortlich. Bei den Bettlern hingegen betteln nur Frauen und Kinder.
Sie gehen offensiv auf weiße Touristen zu, während sich die Männer absolut im
Hintergrund halten.
7. Hast Du indische Familien kennengelernt? Wenn ja, wie verhalten sich
Frauen ihrem Mann gegenüber?
Nein.
8. Hast Du etwas über die Frauenrechtsverletzungen in Indien während Deines
Aufenthalts wahrgenommen?
Ich hab einmal mitbekommen, dass ein Mann eine Frau schlug. Es schien sie
allerdings nicht weiter mitzunehmen, vielleicht war sie es schon gewohnt. Eine
andere hochschwangere Frau bedrängte uns, weil sie Geld erbetteln wollte. Sie
wurde daraufhin unsanft von einem indischen Passanten weggestoßen.
9. Was weißt Du über das immer noch aktuelle Kastensystem?
Lebt man in einer höheren Kaste, so kann man ein ordentliches Leben führen, in
Wohlstand leben und sich bilden. Menschen aus einer niedrigeren Kaste erkennt
man immer sofort. Sie haben kaum die Möglichkeit, aus ihrer Kaste
herauszukommen, weder durch Heirat noch durch Arbeit.
10. Können beschlossene Gesetze unmittelbar die Situation der Frauen
beeinflussen?
Nein, ich denke, dafür müsste es ein allgemeines Umdenken in der Bevölkerung
geben. Die meisten Männer sehen Frauen als Objekte. Diese Erfahrung habe ich
persönlich auch sehr oft machen müssen, ich wurde sehr offensiv und auch sehr
unverschämt angestarrt.
11. Welche Begegnungen hast Du mit Kastenlosen/ Dalits/ Unberührbaren
gemacht?
Keine.
67
12. Hast Du etwas von den aktuellen Wahlen mitbekommen?
Überall hingen Wahlplakate, die Leute reden darüber.
13. Finden unabhängige Wahlen statt? Gehen auch Frauen wählen?
Das weiß ich leider nicht.
14. Glaubst Du, dass die Regierung auf Grund der Neuwahlen mehr rechtliche
Schritte gegen die Frauenrechtsverletzungen unternehmen wird?
Ich hoffe, aber bezweifle es.
15. Glaubst Du, dass die Regierung etwas am etablierten Kastensystem ändern
könnte?
Nein, dieses System ist ja schon fast eine Tradition. Und viele Inder scheinen
damit sehr zufrieden zu sein, vielleicht aber auch nur, weil sie es nicht anders
kennen und sich damit abgefunden haben.
16. Welche Vorbilder gibt es für benachteiligte Frauen?
Das weiß ich nicht.
Wir bedanken uns herzlich für Deine Unterstützung und Mühe!!
Fragebogen zum Thema „Frauenrechtsverletzungen in Indien“
Name: Heißler Matthias
Alter: 50
Datum: 27.05.2014
1. Warum und wo warst/ bist Du in Indien?
Studienreise
2. Beschreibe Indien mit eigenen Worten.
Wunderschön, vielseitig, gegensätzlich, farbenreich, schmutzig
3. Wie würdest Du den Entwicklungsstand Indiens einschätzen?
Entwicklungsland: Nein
Schwellenland: Als Land zwischen der rasanten Entwicklung vom Agrarland zum
jjklkjkkjokpkk Industriestaat. In der Entwicklungsgeschwindkeit hängengeblieben.
Industrieland: Nein möchte gern
4. Würdest Du Indien als Demokratie bezeichnen? (Formal ist Indien die größte
Demokratie der Welt.)
Nein: Die Kasten sind scheinbar und sichtbar noch vorhanden. Der mit dem
Großenkastenansehen hat das Sagen.
68
5. Wie ist die Stimmung im Land? Ist die Bevölkerung zufrieden mit den
derzeitigen Begebenheiten?
Es ist alles ständig in Bewegung. Die Stimmung von Ort zu Ort unterschiedlich.
Eine gewissen Leichtigkeit spürbar. Nach Außen sind die Menschen zufrieden.
Ich glaube jedoch, dass der schnelle Wandel Sie komplett überfordert.
6. Beschreibe die Stellung der Frau in Indien.
Weiterhin sehr unterdrückt. Frauen von höheren Kasten werden respektiert und
geachtet. Die unteren Kasten werden verachtet und ausgenutzt.
7. Hast Du indische Familien kennengelernt? Wenn ja, wie verhalten sich
Frauen ihrem Mann gegenüber?
Ja. Die Frauen halten sich immer im Hintergrund und dienen Ihrem Mann sind
Ihm hörig.
8. Hast Du etwas über die Frauenrechtsverletzungen in Indien während Deines
Aufenthalts wahrgenommen?
Nein persönlich und direkt nicht, außer über die lokalen Medien.
9. Was weißt Du über das immer noch aktuelle Kastensystem?
Es gibt immer noch 4 Hauptkasten und mehrere Unterkasten. Wieviel ist mit nicht
bekannt.
10. Können beschlossene Gesetze unmittelbar die Situation der Frauen
beeinflussen?
Nach meinem Gefühl nicht wirklich.
11. Welche Begegnungen hast Du mit Kastenlosen/ Dalits/ Unberührbaren
gemacht?
Kastenlose sind am Straßenrand zu finden. Sie werden zumeist missachtet. Es
ist auffallend sichtbar. Keiner und niemand kümmert sich um Sie
12. Hast Du etwas von den aktuellen Wahlen mitbekommen?
Überall sichtbar durch riesige Plakate und überall hörbar bis tief in die Nacht über
fahrende Autolautsprecher. Sehr störend und unheimlich laut.
13. Finden unabhängige Wahlen statt? Gehen auch Frauen wählen?
Ist mir nicht bekannt. Ob Frauen zur Wahlen gehen weiß ich nicht
69
14. Glaubst Du, dass die Regierung auf Grund der Neuwahlen mehr rechtliche
Schritte gegen die Frauenrechtsverletzungen unternehmen wird?
Vom Gefühl der Bevölkerung wir dies erwartet. Es ist ein großes Thema bei der
Bevölkerung.
15. Glaubst Du, dass die Regierung etwas am etablierten Kastensystem ändern
könnte?
Nein. Die Kasten wurden bereits vor Jahre eigentlich abgeschafft, jedoch
existieren Sie immer noch weiter. Ein alter eingefahrener Kulturablauf ist schwer
zu ändern. Die oberen Kasten haben keine Interessen dies bewehrte System
überhaupt zu ändern. Warum auch!!
16. Welche Vorbilder gibt es für benachteiligte Frauen?
Weltweit überall
Wir bedanken uns herzlich für Deine Unterstützung und Mühe!!
Questionnaire „discrimination of women in India“
Name: Mounica
Age: 23
Religion: Hindu
Date: 27.05.14
1. Where are you from? What are your duties and responsibilities everyday?
I’m from kkd andhra pradesh. My duty is to complete my studies asap.
2. Describe India with your own words.
I love my country’s culture... university in diversity
3. How do you estimate the stage of development of India?
developing country
4. Would you denote India as a democracy?
It “was” a democratic country.
5. How is the atmosphere in India? Is the population content about the current
situation?
Yes awareness is growing...
70
6. Describe the position of the women in India.
Bad.
7. How do women behave to their husbands, fathers or brothers?
Most of the women are kind understanding caring and loving towards their families.
8. Have you ever had an experience of discrimination against women? Please,
explain it.
Not much because in my family and my circle people give equal importance to
men and women.
9. Describe the current caste system. What are you thinking about it?
No one knows the meaning of what a “caste” is. Yet people fight for that!!!
10. Do enacted laws have any influence of the situation of the women?
They should have but they don’t. But I am not blaming the system, implementation is not happening.
11. How are minorities discriminated daily?
12. Did you vote at the current elections?
No.
13. Are the elections independent? Did women vote?
Yes.
14. Do you think that the new government supports women and fights against
discrimination?
Yes... we are expecting more the previous government.
15. Do you think that the government could change the caste system in the Indian society?
No I don’t think so..
16. Do women have any female ideal?
71
No as far as I know.
17. Do you have any idea what everybody can do to change the situation of
women in India (more participation in the daily life, education, equality,…)?
Security at work place, respect, education for every girl.
Thank you for your support and the time you have spend for me!
Fragebogen zum Thema „Frauenrechtsverletzungen in Indien“
Name: Nane Kieser
Alter: 23
Datum: 21.05.2014
1. Warum und wo warst/ bist Du in Indien?
Ich bin von Mai-August für ein 3-monatiges Praktikum in Chennai. Anschließend
werde ich 4 Wochen in einem Kinderheim (wahrscheinlich auch in Chennai)
arbeiten.
2. Beschreibe Indien mit eigenen Worten.
Indien ist kein Vergleich zu Deutschland. Die Straßen sind viel voller, es ist viel
lauter und der Geruch ist anders. Die Menschen leben in einer anderen Kultur
und das merkt man in allen Lebenssituationen. Sie sind streng gläubig, das
spiegelt sich in der Kleidung, im Essen und in der Lebensart wider. Überall
Straßenstände, Bettler und Hunde. Indien ist viel ärmer als Deutschland, die
Häuser meist runtergekommen, aber die Menschen freundlicher und hilfsbereiter
als irgendwo sonst.
3.
Wie würdest Du den Entwicklungsstand Indiens einschätzen?
Indien ist groß. Kommt auf die Region an. Chennai ist eine Industriestadt.
Gesamt betrachtet wohl eine Mischung, daher Schwellenland.
72
4.
Würdest Du Indien als Demokratie bezeichnen? (Formal ist Indien die
größte Demokratie der Welt.)
Gerade waren Wahlen, Regierungswechsel ohne Aufstände. Glaube also jakenne mich dazu nicht richtig aus..
5.
Wie ist die Stimmung im Land? Ist die Bevölkerung zufrieden mit den
derzeitigen Begebenheiten?
Politisch gesehen, weiß ich es nicht.
Die, die ich kenne sind zufrieden mit ihrem Leben, sie kennen es nicht anders.
Teilen das Essen und versuchen es allen recht zu machen. Hingebungsvoll und
offen, da könnten wir uns mal eine Scheibe von abschneiden ;-) Viele haben aber
den Traum nach Deutschland zu kommen.
6.
Beschreibe die Stellung der Frau in Indien.
Frauen gehen nicht aus, sie trinken kein Alkohol. Das machen nur die Männer.
Es ist wie in Deutschland um 100 Jahre versetzt. Die Frau kocht, der Mann
arbeitet. Da Chennai eine Millionenstadt ist, wird es hier nicht ganz so streng
gesehen und einige Frauen arbeiten auch. Die Kleidung der Frau ist nicht nur
Tradition, sondern auch Schutz der Männer. Ich würde die Stellung der Frau
doch etwas unterdrückt beschreiben. In den Dörfern allerdings viel ausgeprägter
als in der Stadt.
7.
Hast Du indische Familien kennengelernt? Wenn ja, wie verhalten sich
Frauen ihrem Mann gegenüber?
Nicht direkt untergeben, aber sehr respektvoll. Er bekommt als erster das Essen
und muss weder „den Fußboden“ decken noch abräumen (sie haben keinen
Esstisch). Frau schmeißt den Haushalt, den Mann geht das nichts an!
8.
Hast Du etwas über die Frauenrechtsverletzungen in Indien während
Deines Aufenthalts wahrgenommen?
Nein, kann ich aber gegebenenfalls noch nachtragen.
9.
Was weißt Du über das immer noch aktuelle Kastensystem?
Eigentlich nur, dass es nicht toleriert wird, wenn ein Paar aus zwei verschiedenen
Religionen heiraten, das wird meist mit Verachtung der ganzen Familie bestraft.
Mittagessen tun wir, bis auf eine Kollegin, alle zusammen. Sie gehört zu der
Gruppe Hindu-Vegetariar und keine Eier. Sie kann nicht mit Leuten am Tisch
sitzen, die Fleisch essen. Stellt jedoch eine Ausnahme in meinen bisherigen
Erfahrungen dar.
Nachtrag:
Der Glaube beherrscht hier das ganze Land... fängt bei Kleidung an und geht
über Liebe, Hochzeit, Essen, Lebensweise. Es gibt drei große Religionen hier:
73
Hinduismus, Islam und Christentum, aber Menschen aus verschiedenen
Religionen können der gleichen Kaste angehören. Das hat mir alles Yogi meine
indische Mitbewohnerin erzählt. Sie meint auch dass der Unterschied der Kaste
eigentlich heute nur noch das Essen betrifft. Früher wurden da richtige Grenzen
zwischen den einzelnen Kasten gezogen, heute nicht mehr. Die Kaste sagt auch
nichts über den Wohlstand aus. Es gibt Unterschiede bei der Nahrung. also die
einen essen Fleisch, andere sind Vegetarier und dann gibt es noch Vegetarier
die zusätzlich keine Eier essen. Das sind aber jetzt alles Hindus, die aber
verschiedenen Kasten angehören
Es gibt hunderte von Kasten, die sich wohl in allem unterscheiden. Der Art zum
beten, der Art zum Leben und Handhabung. Ein konkretes Beispiel hab ich dazu
(noch) nicht. Nach und nach wird es auch erlaubt, aber noch nicht gerne
gesehen, wenn man nicht kastenintern heiratet. Wieder in den Dörfern strenger,
als in den Städten...
10.
Können beschlossene Gesetze unmittelbar die Situation der Frauen
beeinflussen?
Weiß ich nicht.
11.
Welche Begegnungen hast Du mit Kastenlosen/ Dalits/ Unberührbaren
gemacht?
Bis jetzt keine.
12.
Hast Du etwas von den aktuellen Wahlen mitbekommen?
Nur die Auswertung (Zähltag) letzten Freitag. In Tamil Nadu war vor 3 Wochen
Wahltag, in anderen Gebieten später.
13.
Finden unabhängige Wahlen statt? Gehen auch Frauen wählen?
Frauen gehen hier wählen, ganz normal wie Männer auch.
14.
Glaubst Du, dass die Regierung auf Grund der Neuwahlen mehr
rechtliche Schritte gegen die Frauenrechtsverletzungen unternehmen wird?
Wohl kaum auch Yogi, meine indische Mitbewohnerin glaubt nicht, dass sich an
dem Regierungswechsel nun viel ändert. Sie senken oder heben nur die Preise
von Bustickets an...
15.
Glaubst Du, dass die Regierung etwas am etablierten Kastensystem
ändern könnte?
Nein, es ist zu sehr in den Köpfen der Menschen verankert..
16.
Was weißt Du über das indische Schulsystem?
Das Schulsystem ist unterteilt in:
74

lower Kindergarten (4 Jahre alt)

Upper Kindergarten (5/6 Jahre alt)

elementary school bis zur 5. klasse

School bis zur 10. klasse. Bis dahin sind alle zusammen.

plus 1 und plus 2 ( jeweils 1 Jahr),. da kann man dann aber Kurse wählen,
also Naturwissenschaft mit Physik und Mathe oder eher die Biospur mit Bio und
Chemie, oder Art und wird danach getrennt unterrichtet .Das ist die sogenannte
Highschool.
Und danach ist es dann abhängig was man machen will, studieren oder
irgendwelche Ausbildungen
17.
Welche Vorbilder gibt es für benachteiligte Frauen?
Wir bedanken uns herzlich für Deine Unterstützung und Mühe!!
Fragebogen zum Thema „Frauenrechtsverletzungen in Indien“
Name: Robert Philipp
Alter: 19
Datum: 23.05.2014
1. Warum und wo warst/ bist Du in Indien?
Ich bin Freiwilliger in einer Einrichtung zur Betreuung von autistischen Kindern in
Hyderabad. Des weiteren bereiste ich hampi goa dandeli leh ladakh delhi
chennai mahabalipuram jaipur jodhpur ocian.
2. Beschreibe Indien mit eigenen Worten.
Unfassbar, Meinungsbildung nur möglich durch Besichtigung .....liebe es!!
3. Wie würdest Du den Entwicklungsstand Indiens einschätzen?
Entwicklungsland
4. Würdest Du Indien als Demokratie bezeichnen? (Formal ist Indien die größte
Demokratie der Welt.)
Nein.
75
5. Wie ist die Stimmung im Land? Ist die Bevölkerung zufrieden mit den
derzeitigen Begebenheiten?
Jetzt nach den Wahlen herrscht geteilte Meinung. Die Zufriedenheit ist
durchwachsen, aber ich denke es gleicht der deutschen Unzufriedenheit in
einigen Bereichen.
6. Beschreibe die Stellung der Frau in Indien.
Überwiegend unterwürfig.
7. Hast Du indische Familien kennengelernt? Wenn ja, wie verhalten sich
Frauen ihrem Mann gegenüber?
Eine Menge. Die Frau ist selten der dominante Part.
8. Hast Du etwas über die Frauenrechtsverletzungen in Indien während Deines
Aufenthalts wahrgenommen?
Zeitungsartikel über regelmäßige Vergewaltigungen.... persönlich nein.
9. Was weißt Du über das immer noch aktuelle Kastensystem?
Das es tatsächlich aktuell ist! Es beieinflusst Hochzeiten, das Privatleben,
Freundschaften und auch den Job.
10. Können beschlossene Gesetze unmittelbar die Situation der Frauen
beeinflussen?
Nein.
11. Welche Begegnungen hast Du mit Kastenlosen/ Dalits/ Unberührbaren
gemacht?
Keine.
12. Hast Du etwas von den aktuellen Wahlen mitbekommen?
Ja vieles. Viele sind wütend, einige sagen es bringt eh nichts und andere feierten
es wie einen Weltmeistererfolg
13. Finden unabhängige Wahlen statt? Gehen auch Frauen wählen?
Soweit ich mitbekommen habe gehen auch Frauen wählen. Wen du wählst hängt
oft von deiner kaste ab, was es dann nicht unabhängig macht..
14. Glaubst Du, dass die Regierung auf Grund der Neuwahlen mehr rechtliche
Schritte gegen die Frauenrechtsverletzungen unternehmen wird?
Nicht zu sagen.
76
15. Glaubst Du, dass die Regierung etwas am etablierten Kastensystem ändern
könnte?
Nein das kann nur die Globalisierung und Verwestlichung.
16. Welche Vorbilder gibt es für benachteiligte Frauen?
Fallen mir keine konkreten Beispiele ein.
Wir bedanken uns herzlich für Deine Unterstützung und Mühe!!
Questionnaire „discrimination of women in India“
Name: Ramya
Age: 21
Religion: hindu
Date: 27.05.14
1. Where are you from? What are your duties and responsibilities everyday?
Chennai, I am student, living in hostel
2. Describe India with your own words.
Home for everyone in the world.
3. How do you estimate the stage of development of India?
emerging nation
4. Would you denote India as a democracy?
Yes
5. How is the atmosphere in India? Is the population content about the current
situation?
77
Hoping for better place with the new government
6. Describe the position of the women in India.
Our voice is heard too..
7. How do women behave to their husbands, fathers or brothers?
8. Have you ever had an experience of discrimination against women? Please,
explain it.
No so far.
9. Describe the current caste system. What are you thinking about it?
Caste should be abolished!
10. Do enacted laws have any influence of the situation of the women?
Yes
11. How are minorities discriminated daily?
We have not come across.
12. Did you vote at the current elections?
No
13. Are the elections independent? Did women vote?
Yes they did.
14. Do you think that the new government supports women and fights against
discrimination?
Yes we strongly believe that.
15. Do you think that the government could change the caste system in the Indian society?
It should abolish.
16. Do women have any female ideal?
There are lots...
78
17. Do you have any idea what everybody can do to change the situation of
women in India (more participation in the daily life, education, equality,…)?
See the other gender with respect!
Thank you for your support and the time you have spend for us!
Auswertung der Fragebögen: „Frauenrechtsverletzungen in Indien“
Unsere Befragten lernten Indien entweder durch eine Studienreise, ein
Freiwilliges Soziales Jahr oder durch einen Urlaub kennen. Außerdem
hatten wir das Glück zwei Inderinnen den Fragebogen zu schicken. Alle
bezeichneten
Indien
als
faszinierendes,
vielseitiges
und
meinungsbildendes Land. Sie bezeichnen Indien als eine Mischung aus
Entwicklungsland, Schwellenland und Industrieland, da in den einzelnen
Unionsterritorien und Bundesstaaten unterschiedliche Entwicklungen
herrschen. Auf die Frage, ob sie Indien als Demokratie bezeichnen
würden, äußerten sie sich mit unterschiedlichen Meinungen. Einerseits ist
Indien nach der Verfassung eine Demokratie, aber andererseits führen die
zahlreichen Menschenrechts- und Frauenrechtsverletzungen zu einem
Konflikt dieser Aussage. Unsere Befragten lernten zum Teil indische
Familien kennen. Sie beschrieben das Verhalten und die Stellung der Frau
gegenüber dem Mann allerdings als unterwürfig.
Sie
nahmen
während
ihres
Aufenthaltes
nichts
über
79
Frauenrechtsverletzungen vor Ort wahr. Die Befragten bestätigten uns das
noch immer aktuelle Kastensystem in der indischen Gesellschaft.
Allerdings haben sie keinerlei Begegnungen mit Kastenlosen, Dalits oder
Unberührbaren gemacht. Einige der Befragten bekamen von den Wahlen
nichts mit, andere fühlten sich vom Wahlkampf belästigt. Eine befragte
Inderin sagte, dass viele Frauen wählen gingen, jedoch war keine der
befragten Inderinnen wählen. Angeblich sind unabhängige Wahlen nicht
anzutreffen, da es bei der Wahl auf die Zugehörigkeit der Kaste ankommt.
Viele waren der Meinung, dass die Regierung nichts am etablierten
Kastensystem ändern könnte beziehungsweise will. Als Vorbilder für
benachteiligte Frauen wurden Mahatma Gandhi und Indira Gandhi
bezeichnet.
1. Eigenständigkeitserklärung
Schriftliche Versicherung
Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig angefertigt, nur die
angegebenen Hilfsmittel benutzt und alle Stellen, die dem Wortlaut oder
dem Sinn nach anderen Werken entnommen sind, durch Angabe der
Quellen als Entlehnung kenntlich gemacht habe.
_______________________________________
Ort, Datum Unterschrift
80
Schriftliche Versicherung
Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig angefertigt, nur die
angegebenen Hilfsmittel benutzt und alle Stellen, die dem Wortlaut oder
dem Sinn nach anderen Werken entnommen sind, durch Angabe der
Quellen als Entlehnung kenntlich gemacht habe.
_______________________________________
Ort, Datum Unterschrift
81
Herunterladen