ISSN: 1578-9438 CHUNKS UND KONSTRUKTIONEN. — ZUR INTEGRATION VON LERNTHEORETISCHEM UND GRAMMATISCHEM ANSATZ BRIGITTE HANDWERKER HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN Zusammenfassung Der Beitrag stellt eine Verbindung her zwischen linguistisch-lerntheoretisch fundierten Ansätzen, die auf eine Optimierung der Verarbeitung fremdsprachlichen Inputs durch Chunking abzielen, und der konstruktionsgrammatischen Erfassung entsprechender Strukturen. Im Mittelpunkt stehen die Bestrebungen, diejenigen Erkenntnisse aus der Forschung zu Spracherwerb und Sprachverwendung, die holistisch verarbeiteten Sequenzen eine zentrale Rolle zusprechen, für die Steuerung des Fremdsprachenlernens zu nutzen. Auf die Erläuterung des hier relevanten Chunk-Begriffs in Abschnitt 2 folgt ein Überblick über die Komponenten der Lernumgebung „Multimedia-Chunks für Deutsch als Fremdsprache“, mit der eine Basis für die Überprüfung von Hypothesen zu den Effekten des ChunkLernens geschaffen wird. Zum konzeptionellen Hintergrund gehört ein Modell der Instruktion zur Inputverarbeitung (Processing Instruction), das die Lerngegenstände als Chunk-Angebote präsentiert. Als Beispiele dienen Sequenzen mit Partizipien der so genannten psychischen Wirkungsverben sowie Resultativkonstruktionen im Deutschen. Diesen Chunk-Angeboten sind Strategiehinweise und explizite Informationen zur sprachlichen Struktur für die Analyse und Weiterverarbeitung der Chunks beigegeben. Für letztere werden die Instrumente der Konstruktions-grammatik genutzt, die sich mit ihrem Ziel der Erfassung sprachlicher Strukturen als einem Inventar von Form-Bedeutungspaaren für die Anwendung im Sprachlern-bereich anbietet. Mit einem Beispiel zur Kombination von lexikalischen Regeln und konstruktionsgrammatischer Erfassung in einer „Lernbasis Lexikon“ wird die Mög-lichkeit der selbstgesteuerten Optimierung der Inputverarbeitung durch den Lerner illustriert und der Bezug zur Nutzung von Korpora für das Chunking durch den Lerner hergestellt. 1. Fragestellung und Zielsetzung Ausgangspunkt der im Folgenden vorgestellten Ansatzes, der davon ausgeht, dass Chunking Verarbeitung zielsprachlicher Strukturen spielt, schen Ansatzes, der Beschreibungsinstrumente folgenden Fragen: Integration eines lerntheoretischen eine entscheidende Rolle in der und eines konstruktionsgrammatifür Chunks liefern kann, sind die Estudios Filológicos Alemanes (2008) 15, 49 - 64 Brigitte Handwerker (i) Lässt sich die Input-Verarbeitung beim Lernen einer fremden Sprache durch Chunking effizienter machen? (ii) Kann eine Chunk-Datenbasis im Kopf eines Lerners Prozesse des Grammatikerwerbs auslösen? (iii) Welche Instrumente eignen sich für die explizite Analyse und Weiterverarbeitung der Chunks durch den Lerner? Um eine empirische Forschung zu diesen Fragen zu ermöglichen, müssen Lernumgebungen geschaffen werden, die es erlauben, die Hypothesen mit einem vorgegebenen „Chunk-Angebot“ kontrolliert zu überprüfen. Ein Prototyp einer solchen Lernumgebung wird in Abschnitt 3 vorgestellt. Im Sinne der Fragen (i)–(iii) verbindet der Beitrag zwei Vorgehensweisen: Genutzt wird zum einen die in empirischen Studien überprüfte Beobachtung, dass holistisch verarbeitete Sequenzen für den Erwerb einer fremden Sprache eine zentrale Rolle spielen. Dieser Faktor wird für ein „Chunk-Angebot“ im gesteuerten Erwerb umgesetzt (vgl. Abschnitt 3.1). Genutzt wird zum anderen die Möglichkeit, komplexe sprachliche Einheiten als Form-Bedeutungspaare im Rahmen der Konstruktionsgrammatik zu beschreiben. Die konstruktionsgrammatischen Instrumente werden eingesetzt für die Beschreibung der potenziellen Chunks und liefern so die notwendige explizite Information für deren Analyse und Weiterverarbeitung (vgl. Abschnitt 4). Die Zielsetzung, die lexikalisch-grammatische Kompetenz über das Chunk-Lernen zu fördern, trägt sowohl der Rolle des imitativen Lernens Rechnung als auch der Rolle kreativer Prozesse, wenn nämlich Lerner aus im Input wahrgenommenen Mustern eigene Konstruktionen „schaffen“, die als Chunks (eventuell allerdings nicht L2gebrauchsgerecht) verarbeitet werden. Die Anpassung des kreativen Lernerpotenzials an den Output der Muttersprachler ist dem Zusammenspiel von bewusst wahrgenommenem Input und Feedback/negativer Evidenz in den Aufgaben der Lernumgebung unterworfen. Im Folgenden soll eine kurze Klärung des hier verwendeten Chunk-Begriffs erfolgen; Schaubild 1 macht anschließend die Zusammenhänge deutlich, die zwischen den verschiedenen Komponenten in der Steuerung der Inputverarbeitung, den Aktivitäten und Prozessen auf Lernerseite und den angestrebten Erwerbseffekten bestehen. 2. Zum Begriff Chunk in Sprachverwendung und Spracherwerb In Untersuchungen zur Sprachverwendung wird immer wieder die Frage aufgeworfen, wie groß der Anteil von Äußerungen ist, die im Moment der Produktion kreativ aus atomaren Einheiten erzeugt werden. Mit anderen Worten: Wie viele Versatzstücke bzw. Muster ruft ein Muttersprachler aus seinem mentalen Estudios Filológicos Alemanes (2008) 15, 49 - 64 Chunks und Konstruktionen – Zur Integration von lerntheoretischem und... Speicher ab, um flüssig und natürlich, d.h. den Erwartungen seiner Hörer entsprechend, zu formulieren? Seit große Korpora zur Verfügung stehen, kann nachgewiesen werden, dass rekurrente Muster der Normalfall sind und dass die sprachliche Kreativität in muttersprachlichen Diskursen sehr viel geringer ist als angenommen. Gedeutet werden die Ergebnisse der Korpusanalysen in dem Sinne, dass als Ganzes im Gedächtnis gespeicherte Versatzstücke das Arbeitsgedächtnis entlasten und so u.a. die hohe Geschwindigkeit der sprachlichen Produktion möglich machen. Der viel zitierte Artikel von Pawley/Syder (1983) bringt als Folge des Abrufs gespeicherter Chunks neben der nativelike fluency auch die nativelike selection ein, die sich in der Übereinstimmung der Auswahl von „natürlich klingenden“ Ausdrücken zeigt, wenn in einer Situation verschiedene Paraphrasen möglich sind. Für eine Diskussion der Relevanz für das Sprachenlernen und –lehren vergleiche man Handwerker (2002). Im Bereich der Sprachverarbeitung wird der Begriff Chunk erstmals von George A. Miller (1956) in seinem berühmten Artikel zur magischen Zahl 7 verwendet; er bezieht sich auf Einheiten in der Informationsverarbeitung, die durch Bündelung den Arbeitsspeicher entlasten und die Gedächtnisspanne erweitern. Miller sah die Kapazität des Arbeitsspeichers auf etwa 7 Chunks begrenzt an, was er in verschiedenen Experimenten mit unterschiedlichen Chunk-Materialien testete. Im Sinne einer Einheit der Gedächtnisorganisation hat der Begriff Einzug gehalten in die Literatur zu Erst- und Zweitspracherwerb, wobei neben der Abspeicherung einer Sequenz als Ganzes ein zweiter Aspekt entscheidend ist: In einer gewissen Phase findet keine Analyse der internen Struktur der Chunks statt. Die mentalen Prozesse, die in den frühen Phasen von Erst- und Zweitspracherwerb ablaufen, lassen sich zu einem großen Teil als Sequenzlernen auffassen (vgl. Ellis 1996, 2003). Die zum Teil unanalysierten Sequenzen können bei situationsangemessenem Abruf in der Produktion zu dem bekannten Phänomen der Überschätzung der Kompetenz eines Fremdsprachenlerners führen. Viel diskutiert ist auch der U-Effekt im Erstspracherwerb, wenn auf eine Phase korrekten Sprechens mit Chunks eine Phase mit nicht zielsprachengerechten, aber regelgeleiteten Ausdrücken folgt, was sich in einer Lernkurve als U (mit dem erneuten Anstieg der Erfolgskurve nach erfolgter Erkenntnis der Übergeneralisierung einer Regel) darstellen lässt. Chunking ist evident im Erstspracherwerb; in der Forschung finden sich aber verschiedene Lager, wenn es um die Reichweite des Konzepts für die Erklärung des Erstspracherwerbs geht. Als prominenter Vertreter einer gebrauchsbasierten Spracherwerbstheorie stellt Tomasello (2003, 2006: 23f.) die traditionelle Auffassung der Abfolge im Erwerb der Muttersprache in Frage, der zufolge 1-WortPhase und 2-Wort-Phase von einer Phase des Erwerbs grammatischer Regeln abgelöst werden. Für Tomasello vollzieht sich der Erwerb ausgehend von konkreten Nomina wie birdie (Vögelchen) über Holophrasen wie lemme-see (lass mich sehen) Estudios Filológicos Alemanes (2008) 15, 49 - 64 Brigitte Handwerker und Schemata wie where’s the X? (wo ist der/die/das X?) hin zur Ableitung abstrakter Konstruktionen auf der Grundlage der heranreifenden Fähigkeit, komplexe sprachliche Gebilde zu generalisieren und zu verwenden. Chunking ist aber auch evident im Zweit- und Fremdspracherwerb. Man denke nur an das Problem der Beurteilung von Lerneräußerungen, wenn es um die Frage geht, ob ein sprachliches Phänomen als erworben gelten kann. Das Problem der ChunkIdentifizierung bei korrekten Lerneräußerungen mit den Lösungsversuchen z.B. durch Experimente mit obligatorischen Kontexten ist reich belegt. Im Bereich des kindlichen Zweitspracherwerbs unterzieht Haberzettl (2006) die Daten von Wong-Fillmore (1976) einer erneuten Analyse, in der ausgehend vom Chunking die Entwicklung aus konstruktionsgrammatischer Perspektive betrachtet wird: Wong-Fillmore hatte in ihren Untersuchungen zu 5 mexikanischen Kindern, die Englisch als ihre zweite Sprache erwarben, festgestellt, dass formelhafte Äußerungen eine zentrale Rolle für den Erwerb spielten. Die Kinder griffen Teile des zielsprachlichen Inputs als Chunks auf, die Wong-Fillmore zufolge aufgrund einer späteren Analyse zum Aufbau abstrakter syntaktischer Kategorien in den finalen Erwerbsphasen dienten. Haberzettl (2006: 75) dagegen interpretiert den Output der Kinder als inputbasierte kreative Routine oder aber als „construction blend“, und nicht als regelgeleitete Produktion. Sie arbeitet mit ihrer Datendiskussion das Desiderat heraus, „nachzuprüfen, wie groß der Anteil an atomaren Einheiten überhaupt ist, aus denen sehr fortgeschrittene L2-Lerner oder Muttersprachler ihre Äußerungen zusammenfügen, und wie groß der Anteil an größeren Zeichen bleibt“. Vor dem Hintergrund dieser aktuellen Forschungsergebnisse und vor dem Hintergrund der alten Erkenntnis, dass implizites grammatisches Wissen, das zur spontanen Produktion in einer Fremdsprache befähigt, nicht aufgrund explizit gelernter Regeln erworben wird, wird hier für das Speichern von Sequenzen in Diskursen/Situationen als Lernstrategie plädiert. Zugrunde liegt die Hypothese, dass sich bei entsprechender Masse und entsprechender Weiterverarbeitung eine Datenbasis für die grammatische Abstraktion herausbildet. Zur Überprüfung dieser Hypothese wird die in Abschnitt 3 präsentierte Lernumgebung dienen. Festgehalten sei, dass unter Chunk im Folgenden eine Ausdruckssequenz zu verstehen ist, die zusammen mit ihrer Bedeutung/Funktion im Kontext holistisch, als Ganzes verarbeitet wird. Der Terminus Chunk in dieser Verwendung ist verwandt mit dem weiter gefassten der „formelhaften Sequenzen“, deren unterschiedliche Funktionen z.B. Wray (2002) untersucht. Im Schaubild 1 zur Inputsteuerung durch ein ChunkAngebot werden die Komponenten eingeführt, die bei der Integration von Chunks und Konstruktionen zusammenspielen und die in den weiteren Abschnitten erläutert werden. Estudios Filológicos Alemanes (2008) 15, 49 - 64 Chunks und Konstruktionen – Zur Integration von lerntheoretischem und... Lerner: Steuerung Effekte Aktivitäten und Prozesse Rezeption Strukturierter Input mit ChunkAngeboten Aufgaben zur Verarbeitung der Chunks in „Reinform“ Produktion Identifizieren und Speichern von Sequenzen im Situationskontext als Chunk-Datenbasis Wahrnehmung von Mustern – Bewusstmachung von Typen lexikalischer Füllung Beschreibung von Form und Bedeutung bzw. pragmatischer Funktion in einem geeigneten Analytischer Zugriff auf Format Konstruktionen in Situationskontexten Abruf geeigneter Formulierungsroutinen V O N Füllen der Muster im Situationskontext mit lexikalischen Materialien Auslösen der Lernerproduktion Inputverarbeitung: bei entlastetem Arbeitsgedächtnis effektiver LEXIKON UND GRAMMATIK Aufgaben zum strukturierten Input in seiner komplexen Form E N T W I C K L U N G Produktion: flüssiger und an native Selektion angepasst B E I M LERNER Schaubild 1: Inputsteuerung und ihre Effekte In der linken Spalte finden sich die Komponenten, die in der Lernumgebung „Chunks für Deutsch als Fremdsprache“ auf einer DVD mit begleitendem Buch vorliegen (Handwerker/Madlener im Druck); die mittlere Spalte präsentiert die Estudios Filológicos Alemanes (2008) 15, 49 - 64 Brigitte Handwerker Aktivitäten und Prozesse, die beim Lerner ausgelöst werden sollen, so die Identifikation und Speicherung der zum Chunking angebotenen Sequenzen, die zur bewussten Wahrnehmung von Mustern führt. Durch die Möglichkeit einer Analyse der gespeicherten Chunks mit den Mitteln der Konstruktionsgrammatik wird es möglich, für die Produktion lexikalisch neu gefüllte Muster zu verwenden. Der direkte Abruf der Chunks als Formulierungsroutine ist selbstverständlich (genau wie in den Ansätzen, die vor allem auf kommunikative Hilfsmittel abzielen) ebenfalls vorgesehen. Dem entspricht als direkter Effekt eine flüssigere und an die native Selektion angepasste Produktion. Primäres Ziel ist aber die Entlastung des Arbeitsgedächtnisses in der Inputverarbeitung; der angestrebte Effekt, der in der rechten Spalte erscheint, ist die von der Chunk-Datenbasis ausgelöste Entwicklung des mentalen Lexikons und der mentalen Grammatik beim Lerner. 3. Werkzeuge für die Inputverarbeitung In den letzten Jahren hat sich das Interesse der Spracherwerbsforscher immer mehr der Verarbeitung des Inputs durch den Lerner zugewandt. Der Verlauf und sein Resultat schaffen erst die Voraussetzungen dafür, dass sich Spracherwerb vollziehen kann. Der Lerner sieht sich mit zwei Informationsquellen konfrontiert: dem Schallstrom und der situativen Parallelinformation (vgl. KLEIN 2001: 608), die es ihm erlaubt, Teile – zunächst unanalysiert – herauszubrechen. Aus der Sprachver-mittlungsperspektive setzt hier die so genannte Processing Instruction an, die die Inputverarbeitung durch die Steuerung der Strategien des Lerners im Umgang mit einem vorstrukturierten Input optimieren will. Wegweisend waren die Arbeiten von Bill VanPatten; die Prinzipien und Umsetzungen sind mitsamt den eingegangenen kritischen Stellungnahmen im Sammelband von VanPatten (2004) dokumentiert. Die Überlegungen zur Steuerung des Lernerverhaltens haben die Konzeption der Lernumgebung „Chunks für Deutsch als Fremdsprache“ beeinflusst, was sich an den verschiedenen Komponenten, die zu den Chunk-Angeboten hinzukommen, ablesen lässt. 3.1 Chunk-Angebote In der Lernumgebung „Chunks für Deutsch als Fremdsprache“ (Handwerker/ Madlener im Druck) wird der Zugriff auf „potenzielle Chunks“ (für die holistische Verarbeitung vorgefertigte komplexe sprachliche Ausdrücke) in Filmsequenzen und Animationen ermöglicht. Der Prototyp enthält drei einander ergänzende Programmteile: (i) Videos und Animationen, in denen die Zielstrukturen als ChunkAngebot massiv gehäuft vorkommen, (ii) Werkzeuge für die Bewusstmachung von lexikalisch-grammatischen Aspekten des Lerngegenstands; (iii) interaktive Aufgaben und Übungen mit automatischen Korrekturfunktionen, Hilfen und Estudios Filológicos Alemanes (2008) 15, 49 - 64 Chunks und Konstruktionen – Zur Integration von lerntheoretischem und... differenziertem Feedback. Eine Beschreibung der Komponenten findet sich in Handwerker/Madlener (2006). „Linguistische Nachrichten“ mit Video-Reportagen bieten den Einstieg in den jeweiligen Lerngegenstand. Das Chunk-Angebot ist in den Beiträgen massiv präsent, bleibt dabei aber in einen natürlichen Kontext eingebettet. Die Filme können mit oder ohne Untertitel angeschaut werden, wobei die Untertitel die Optionen „Volltext“ oder „Erscheinen der Zielstrukturen“ offen lassen. Um die im Input mit unterschiedlicher Wortstellung und mit natürlichem Beiwerk wie Partikeln und anderen Adjunkten auftretenden Sequenzen zur Speicherung in „Reinform“ anzubieten, sind den Videos entsprechende Fotosequenzen mit einem auf die minimalen Zielstrukturen reduzierten ChunkAngebot beigegeben. Durch die Vereinfachung (ohne Adjunkte, Partikeln, kontextinduzierte Wortstellung), treten die parallel strukturierten Zielkonstruktionen deutlich hervor. Sie sind in Schrift und Ton mit Sprechern beiderlei Geschlechts abrufbar. Lexikoneinträge und Erklärungen zur aktuellen Konstruktion sind direkt mit den Chunk-Angeboten verbunden. Der entscheidende Unterschied zum BeispielLernen liegt im permanenten Bezug auf einen offensichtlichen Sachverhaltstyp, der im Chunk-Angebot durch die Videos, Fotos und Animationen hergestellt wird. Letztere dienen mit einem komplexeren und umfangreicheren Chunk-Angebot der Erweiterung der situativen Kontexte. Der konkrete Lerngegenstand im Prototypen der Lernumgebung sind die so genannten psychischen Wirkungsverben mit ihren Partizipien in zwei Konstruktionstypen: „Kopula+P1“ (Das Ergebnis war enttäuschend) und „Kopula+P2 (+ Präpositionalphrase)“ (Von ihren Kuchen war er restlos begeistert). Sowohl Besonderheiten der Verbklasse als auch die grammatischen Eigenschaften der Partizip-Konstruktionen werden in Begleittexten in einer dreifachen Adressatenstaffelung „Lerner/Lehrer/ Linguisten“ erklärt. Als Lerngegenstand im Prototypen wurden die psychischen Wirkungsverben wegen ihres auffälligen Verhaltens ausgewählt (vgl. HANDWERKER 2004): (i) Das adjektivierte Partizip 1 erlaubt die prädikative Verwendung, es sei denn, es liegen lexikalische Blockierungen vor: Die Ausmaße der Ölkatastrophe sind erschreckend, aber: Der Zustand der Örtlichkeiten ist entsetzlich, *entsetzend. (ii) Sie treten in der Kopula+Partizip2-Konfiguration auf, auch wenn sie nicht die dafür notwendigen semantischen Bedingungen erfüllen (Telizität, Zustandswechsel): Die Lerner sind fasziniert. Da erwachsene Lerner ihre Chunks nicht mehr automatisch aufbrechen, wie es Kinder im Spracherwerb tun, bekommen sie Unterstützung durch explizite Unterweisung in der Verarbeitung und Analyse der in den Chunks „gefrorenen“ grammatischen Information. Estudios Filológicos Alemanes (2008) 15, 49 - 64 Brigitte Handwerker 3.2 Lerngegenstände und die Steuerung der Inputverarbeitung Die Lernumgebung ist im folgenden Sinn dem Ansatz der Processing Instruction (vgl. VANPATTEN 2004) verpflichtet: Der Lerner bekommt explizite Information über das sprachliche Phänomen und über intuitiv verfolgte Strategien, die zu inkorrekter oder ineffizienter Inputverarbeitung führen können. Ein Beispiel für eine intuitiv verfolgte Strategie bei Fremdsprachenlernen, die nicht erfolgsversprechend ist, ist die Fixierung auf isolierte Wörter und ihre Bedeutung. Da das ChunkAngebot als Tuningmaterial für die (Weiter)Entwicklung der mentalen Grammatik konzipiert ist, wird für die Analyse der Chunks ein gut handhabbares Instrument benötigt, das Form und Bedeutung in einem Beschreibungsrahmen zusammen bringt. Im Prototypen werden die Sequenzen in einem Konstruktionsraster dargestellt; die Konstruktionsbedeutung für die Partizipialstrukturen wird mit der lexikalischen Füllung durch die psychischen Wirkungsverben explizit gemacht und in einer Animation für den Lerner illustriert. Aus der Sicht der angewandten Linguistik liefert eine Version der Konstruktionsgrammatik mit einem Inventar von Form-Bedeutungspaaren die passenden Instrumente für das Erfassen der „Reinform“ der (zunächst) holistisch verarbeiteten komplexen Ausdrücke als Konstruktion, was im Abschnitt 4 aufgezeigt werden soll. In Schaubild 2 finden sich in den Spalten „Vorstrukturierter Input“ und „Konstruktionsgrammatische Beschreibung“ die Ziele und gewünschten Effekte bezüglich (i) der Vorgabe des Inputs als Chunk-Angebot mit dem Ziel des Tuning auf weiteren relevanten Input und (ii) der grammatischen Instrumente, die zum Aufbrechen der Chunks und letztendlich zum Aufbau eines parallelen Regelapparats führen sollen. Die psychischen Wirkungsverben sind mit psychWVerb abgekürzt. Neben dem primären Ziel, die Prozesse, die bei der Inputverarbeitung ablaufen, durch das Wiedererkennen der Konstruktion zu entlasten, gibt es ein zweites Ziel, nämlich eine aktive Suche nach rekurrenten Mustern auszulösen, die durch den Lerner den entsprechenden Konstruktionen (Form-Bedeutungspaaren) zugeordnet werden können. Neue Instanziierungen eines Musters können dann je nach bevorzugter Strategie des Lerners als lexikalisch gefüllter Chunk abgespeichert und der Datenbasis hinzugefügt werden oder für die Herausbildung von Abstraktionsgraden genutzt werden (siehe linke Spalte in Schaubild 2). Mit Hilfe der konstruktionsgrammatischen Instrumente können neue Instanziierungen analysiert und mit der bereits entwickelten lexikalisch-grammatischen Kompetenz abgeglichen werden (siehe rechte Spalte in Schaubild 2). Im nächsten Abschnitt werden die konstruktionsgrammatischen Instrumente näher gesichtet. Estudios Filológicos Alemanes (2008) 15, 49 - 64 Chunks und Konstruktionen – Zur Integration von lerntheoretischem und... Vorstrukturierter Input Konstruktionsgrammatische Beschreibung enthält massenhaft Sequenzen mit ähnlicher Struktur macht Form und Bedeutung der als Chunks gespeicherten Sequenzen explizit Beispiel: „Der Film ist ja unglaublich aufregend“ Lernstrategie 1: Erfassen der „Reinform“ als Konstruktion: für den direkten Einsatz als Ganzes mit Situationsbezug abspeichern Der Film ↓ Lernstrategie 2: für die Entwicklung der lexikalischgrammatischen Kompetenz in „Reinform“ abspeichern: Stimulus „Der Film ist aufregend“ Subjekt Ziel ist die Herausbildung von Abstraktionsgraden durch eine Chunk-Datenbasis 1) Etwas ist aufregend 2) Etwas ist psychWVerb-end ist aufregend ↓ psychische Wirkung Kopula + Partizip 1 (ADJ) eines psychischen Wirkungsverbs ↑ Etwas Etwas ↑ ist aufregend ist psychWVerb-end Effekt Tuning für weiteren zielsprachlichen Input mit unterschiedlichen lexikalischen Füllungen Effekt Förderung des Aufbrechens der Chunks für den Aufbau eines morphosyntaktischen Regelapparats Chunks im Lernerkopf Konstruktionen als Lerninstrument Schaubild 2: Chunks und Konstruktionen Estudios Filológicos Alemanes (2008) 15, 49 - 64 Brigitte Handwerker 4. Grammatische Chunk-Analyse über Konstruktionen Vorgeschlagen wird eine Anwendung der Konstruktionsgrammatik, die es erlaubt, die Chunk-Datenbasis eines Lerners mit Beschreibungen zu versehen, die die Verbindung von Bedeutung und Form explizit machen. Dabei wird ausgenutzt, dass sich die Beschreibungen auf lexikalisch gefüllte oder mehr oder weniger abstrakte Einheiten beziehen können. Der Einsatz einer geeigneten Version der Konstruktionsgrammatik muss berücksichtigen, dass die Instrumente benutzerfreundlich sein sollen in dem Sinn, dass die explizite Information zur Verbindung von Form und Bedeutung direkt und auf verschiedenen Abstraktionsebenen entnommen werden kann, ohne dass eine Vertrautheit mit dem linguistischen Hintergrund vorausgesetzt werden muss. Geeignete Versionen der Konstruktionsgrammatik bieten einen Rahmen, in dem sich FormBedeutungseinheiten auf eine vom Sprachlerner und vom Sprachvermittler leicht erfassbare Weise beschreiben lassen. Die konstruktionsgrammatischen Informationen können dabei mehr oder weniger abstrakt sein im Hinblick auf: (i) (ii) den Entwicklungsstand des Lerners den Typ und der eventuellen Beschränktheit/Produktivität der Sequenz. Konstruktionen mit verschiedenen Produktivitätsgraden finden sich in Goldberg (2006): z.B. die „time away construction“ (Twistin’ the night away), die „What’s X doing Y?“-Konstruktion (What’s that fly doing in my soup?) und die „Mad Magazine construction“ (Him, a doctor?!). Außer den im Chunk-Angebot vorgefertigten Sequenzen mit unterschiedlichem Produktivitätsgrad lassen sich zudem die eventuell nicht zielsprachenkonformen Chunks einer Lernervarietät, die nützliche Etappen repräsentieren können, durch die Form-Bedeutungszuordnung in einer Konstruktion darstellen. Zur Frage, ob idiomatische Wendungen den gleichen Status erhalten sollen wie kompositionell interpretierbare Ausdrücke, ist es interessant zu vermerken, dass Autoren mit ganz unterschiedlichen Erkenntnisinteressen, so etwa Feilke (1996) in einem Beitrag zur Bildung idiomatischer Prägungen, betonen, dass es für den nativen Sprecher keine „wörtliche“ oder „primäre“ Bedeutung gebe, sondern dass diese eine Abstraktion der Linguistik sei. So stellen sich in einem gebrauchsbasierten Modell gewisse Fragen der Abgrenzung zwischen mehr oder weniger idiomatischen Ausdrücken gar nicht erst. Konstruktionen, durch die mehr oder weniger spezifizierte Strukturen erfasst werden, bilden somit eine Plattform für den Lerner, der fremdsprachlichen Input verarbeiten muss, ohne sich über den Grad der lexikalischen Fixiertheit bewusst zu sein. Estudios Filológicos Alemanes (2008) 15, 49 - 64 Chunks und Konstruktionen – Zur Integration von lerntheoretischem und... 4.1 Zum Hintergrund konstruktionsgrammatischer Ansätze Im Zentrum konstruktionsgrammatischer Ansätze steht die Annahme, dass ein sprachliches System als Inventar von Form-Bedeutungspaaren bzw. FormFunktionspaaren beschrieben werden kann. Der Fokus liegt dabei auf der Erfassung semantisch und pragmatisch angemessener Äußerungen, im Gegensatz zur Erzeugung potenzieller wohlgeformter Sätze in anderen Modellen. Die Definitionen einiger prominenter Vertreter der Konstruktionsgrammatik enthalten allerdings Bedingungen der folgenden Art: Ein Form-Bedeutungspaar gilt nur dann als Konstruktion, wenn die Bedeutung nicht völlig aus den Bestandteilen und generellen Konstruktionsprinzipien vorhergesagt werden kann. D.h., es herrscht Uneinigkeit bezüglich der Frage, ob auch voll kompositionelle Gebilde als Konstruktionen gelten sollen. In Bezug auf den Erstspracherwerb spezifiziert Goldberg (2003: 14) die Fragestellung folgendermaßen: Since every linguist agrees that the ‚peripheral‘, difficult cases must be learned inductively on the basis of the input, constructionists point out that there is no reason to assume that the more general, regular, frequent cases cannot possibly be. Alle Versionen der Konstruktionsgrammatik stimmen aber darin überein, dass Konstruktionen im Sinne von konventionalisierten Form-Bedeutung-Paaren keine Ausnahmen, sondern grundlegende Elemente der Sprache sind, die über Generalisierungen miteinander verbunden werden (vgl. FILLMORE 1988, GOLDBERG 1995, CROFT 2001). Die Frage, welche Rolle Regeln in der Konstruktionsgrammatik spielen, wird in den verschiedenen Versionen unterschiedlich gehandhabt. Im hier präsentierten Ansatz soll ein beschreibender Regelapparat die Parallelität von holistischer und regelgesteuerter Verarbeitung stützen, die als langfristiges Ziel für den Lerner gesetzt ist. 4.2 Konstruktionen als Instrumente für Beschreibung und Analyse Um es noch einmal zu betonen: Im vorliegenden Beitrag wird die Konstruktionsgrammatik nicht eingesetzt für die Beschreibung lernersprachlicher Äußerungen (was sich später aber für die empirischen Untersuchungen der Effekte des Chunk-Lernens anbieten wird), sondern als Instrument für die Beschreibung vorgefertigter Einheiten, die als Chunks abgespeichert und mit Hilfe der konstruktionsgrammatischen Beschreibung weiterverarbeitet werden können. Als ein Beispiel soll kurz auf die Resultativkonstruktionen im Deutschen eingegangen werden, die wegen ihrer besonderen Eigenschaften zu einem beliebten Erprobungsobjekt für die Konstruktionsgrammatik geworden sind (vgl. etwa zum Deutschen BOAS 2003). Estudios Filológicos Alemanes (2008) 15, 49 - 64 Brigitte Handwerker Resultativkonstruktionen wie die reflexiven sich schlank hungern / sich krank arbeiten / sich reich träumen oder wie die mit einem Akkusativ-Objekt auftretenden jemanden schön lächeln / den Weinkeller leer trinken stellen für Lerner des Deutschen als Fremdsprache unter zwei Aspekten eine Herausforderung dar: (i) Zum einen erlaubt die deutsche Resultativkonstruktion mit dem Hinzutreten eines sekundären Prädikats eine dichte Informationsverpackung, durch die zwei Sachverhalte/Ereignisse in einer komplexen Konstruktion kodiert werden. Schwierigkeiten auf der Ebene der Konzeptualisierung bei Lernern mit einer L1, die nicht über ähnliche Konstruktionsmuster verfügt, sind durch Übersetzungstests reichlich belegt (zum Sprachvergleich vgl. HANDWERKER 2006). (ii) Zum anderen ergeben sich Verarbeitungsschwierigkeiten bei Resultativkonstruktionen, in denen entweder das Argument des Resultatsprädikats (z.B. Schuhe in die Schuhe schief laufen) nicht der syntaktischen Valenz des Basisverbs entspricht (intransitiv) oder das Argument des Resultatsprädikats (z.B. Weinkeller in den Weinkeller leer trinken) nicht der semantischen Valenz des Basisverbs (etwas Flüssiges). Goldberg (2006:73) gibt die Resultativkonstruktion im Englischen auf folgende Weise als ein Beispiel für die Korrelation von Form und Bedeutung an: Form/Example Subj V Obj RP e.g. She kissed him unconscious Meaning Construction Label X causes Y to become Zstate Resultative Unabhängig von der Diskussion um eine angemessene linguistische Erfassung der syntaktischen Struktur (vgl. z.B. CARRIER/RANDALL 1992) lässt sich mit einer konstruk-tionsgrammatischen Beschreibung das Verb direkt in die Konstruktion mit ihrer Bedeutung „stöpseln“. Dabei lizensiert die Konstruktion z.B. das für das Verb laufen nicht zulässige Objekt die Schuhe in die Schuhe schief laufen und das vom Verb trinken nicht selegierte Objekt den Weinkeller in den Weinkeller leer trinken; die Konstruktion als Ganzes ist Träger der Resultativbedeutung. 5 Lernbasis Lexikon Nun ist es unbestreitbar, dass Lerner neben der lerntheoretisch hergeleiteten Erfassung von Konstruktionen auch die Informationen benötigen, die traditionell zum lexikalischen Wissen gezählt werden. Handwerker (im Druck) plädiert für den Aufbau einer selbst gestalteten „Lernbasis Lexikon“ durch den Lerner oder Lehrer, in der in einen Verbeintrag neben den üblichen Informationen (zu Wortaufbau und Wortakzent, Verbklasse und Subkategorisierung, Wortbedeutung, Selektions- Estudios Filológicos Alemanes (2008) 15, 49 - 64 Chunks und Konstruktionen – Zur Integration von lerntheoretischem und... beschränkungen und thematischen Rollen der Verbargumente, zu Flexion und Wortbildung, zu idiomatischen Wendungen und eventuellen Angaben zu Frames und Scripts) auch Konstruktionen im Sinne der Konstruktionsgrammatik aufgenommen werden. Engelberg (2007) stellt in einem Wörterbuchvergleich fest, dass konstruktionelle Varianten im Deutschen – wenn überhaupt – nicht systematisch erfasst werden. Das folgende Beispiel soll illustrieren, dass mit geringem Aufwand Lerner eigene Lexikoneinträge erstellen können, die diesem Mangel abhelfen. Als Ausgangsbasis eignen sich dabei zum Beispiel Valenzwörterbücher wie das VALBU von Schumacher et al. (2004), die selbst keine systematische Lösung anbieten. Versteht man die Felder in einer Lernbasis Lexikon als Aufgabe zum Ausfüllen durch den Lerner, so kann sich bei einem Verb wie träumen für die Felder im oberen Teil von Schaubild 3 eine traditionell bewährte Felderfüllung ergeben, während für die Felder 6, 7, 8 und insbesondere für K und C die hier diskutierten Zusätze relevant wären: Beispiel: Träumen Feld 6 enthält Kollokationen: [schlecht träumen; ...] Feld 7 lässt sich nutzen für idiomatische Wendungen: [Das hätte ich mi nicht träumen lassen] Feld 8 bietet Raum für Fundstücke aus dem Input, die eventuell ein (be)merkenswertes Verwendungsunikat sind. Feld K enthält Verweise auf Konstruktionen mit dem Brückenschlag zu anderen lexikalischen Füllungen, z.B. [Fritz träumt sich nach oben]; [Fritz arbeitet sich nach oben]: (1) X verb-t Reflexivpronomen Direktional (2a) Hier: Subereignis A: Fritz träumt (2a*) Hier: Subereignis A*: Fritz arbeitet (2b) Hier: Subereignis B: Fritz gelangt in seiner Traumwelt an den im Direktional ausgedrückten Ort: oben (2b*) Hier: Subereignis B*: Fritz gelangt in der realen Welt an den im Direktional ausgedrückten Ort: oben (3) Subereignis A/A* bewirkt Subereignis B/B* Feld C kann eine Chunk-Vorlage bereitstellen, die nicht unbedingt einer „typischen“ oder frequenten Verwendung entsprechen muss, aber dem Lerner im Hinblick auf die Weiterentwicklung seiner lexikalisch-grammatischen Kompetenz nützlich erscheint. Die Felder zur L1 des Lerners und/oder anderen Sprachen können Übersetzungskandidaten und Erklärungen für die zwischensprachlichen Unterschiede enthalten. Estudios Filológicos Alemanes (2008) 15, 49 - 64 Brigitte Handwerker VERB L1-Verb Formen des Verbs, Aussprache, Auxiliar 1 Bedeutung Semantische Valenz Frames Scripts 2 9 Wortstruktur Syntaktische Valenz 10 3 Polysemie 4 11 Notizen zu Kontrasten und Übereinstimmungen Kognate Objekte 12 Verwendungsbeispiele Synonyme im Vergleich mit der L1 bzw. früher gelernten Sprachen V 5 Kollokationen Ausdrucksmittel in der L1 und anderen Sprachen 6 KG-Konstruktionen Idiomatische Wendungen 7 Fundstücke K Chunks in Kontext/Situation 8 Zusammenhänge zwischen den Unterschieden in Struktur und Verwendung C Schaubild 3 Lernbasis Lexikon (Handwerker, im Druck) 6 Ausblick Die Ausweitung des Prototypen „Chunks für Deutsch als Fremdsprache“ auf weitere Lerngegenstände mit der Integration von Chunks und Konstruktionen ist geplant. Estudios Filológicos Alemanes (2008) 15, 49 - 64 Chunks und Konstruktionen – Zur Integration von lerntheoretischem und... Dabei wird eine weitere Ausrichtung der Fallstudien zu den Effekten des ChunkLernens darin liegen, dass die Effekte des Einsatzes konstruktions-grammatischer Instrumente mit denen anderer Verfahren expliziter Grammatikvermittlung verglichen werden. Für das Vorgehen beim Erstellen der Chunk-Angebote lässt sich festhalten, dass Korpusanalysen zum vorbereitenden Handwerk gehören. Abfragen in entsprechend annotierten Korpora erlauben es, Konstruktionen zu identifizieren und frequente lexikalische Füllungen als Andockstellen in der Lernbasis Lexikon auszuzeichnen. 7. Literatur BOAS, HANS C., A Constructional Approach to Resultatives. Stanford: CSLI Publications, 2003. CARRIER, JILL/RANDALL, JANET H., “The Argument Structure and Syntactic Structure of Resultatives”. In: Linguistic Inquiry, 23.2, 1992, S. 173-234. CROFT, WILLIAM, Radical Construction Grammar. Syntactic Theory in Typological Perspective. Oxford: Oxford University Press, 2001. 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