AFW - aktuell - Astronomiefreunde Waghäusel

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AFW - aktuell
Heft 15, Ausgabe 3/2004
Ausgabedatum 23.6.04
Saturnmond Phoebe überrascht Forscher
Die von der Raumsonde
Cassini zur Erde gefunkten
Bilder des kleinen Saturnmondes Phoebe bargen
eine Überraschung für die
Planetenforscher. Strukturen an den Rändern der
vielen Krater auf dem
Mond deuten darauf hin,
dass sein Inneres aus Eis gefrorenen Gasen und
Wasser - besteht, überdeckt von einer nur dünnen
Schicht dunkleren Materials. An einigen der Kraterränder
konnten
die
Astronomen
mehrere
Schichten abwechselnd
hellen und dunkleren Materials ausmachen. Die
Forscher
spekulieren,
dass diese Schichten eine
Folge der Kraterentstehung sein könnten. Das bei
dem Einschlag ausgeworfene Material hätte sich
demnach wie ein Mantel
auf die ursprüngliche
Oberfläche des Himmelskörpers gelegt, die ihrerseits nur eine dünne
Schicht dunklerer Ablagerungen auf dem helleren, eishaltigen Inneren war. Cassini hatte am
Freitag, den 11. Juni Phoebe in 2000 Kilometern Abstand passiert. Phoebe hat einen Durchmesser von 220 Kilometern und umkreist den Saturn in fast 13 Millionen Kilometern Abstand
- das ist mehr als das 30-fache des Abstands Erde-Mond. Die Sonde Cassini soll am 1. Juli in
eine Umlaufbahn um den Saturn einschwenken.
Quelle: http://saturn.jpl.nasa.gov/index.cfm
Besuchen Sie uns auch im Internet unter:
http://www.afw2000.de.vu
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Liebe Sternfreunde,
mitten im Jahr tue ich mich meistens etwas schwerer mit meinen Begrüßungsworten. Durch
den späten Einbruch der Nacht gibt es scheinbar nicht so viele Themen astronomischen Ursprungs. Dies täuscht aber. Bedingt durch die warmen Temperaturen sitzt doch so manch
einer bis in die späte Nacht draußen auf seiner Terrasse. Gerade wenn ich mit astronomisch
nicht so versierten Bekannten und Freunden zusammensitze, erlebe ich oft und mit Freude
deren Staunen über die Schönheit des Sternenhimmels.
Einen Glanzpunkt des Sommers werden sicherlich wieder die Perseiden im August markieren - mehr dazu ab Seite 10. Wer das Glück hat, im Urlaub ins Gebirge oder an die See zu
fahren, sollte unbedingt fernab von Lichtern Ausschau nach der prächtigen Sommermilchstraße halten - ein Hochgenuss. Beides, Milchstraße und Sternschnuppen, lassen sich übrigens am besten ohne Fernglas und ohne Fernrohr, einfach mit dem freien Auge
beobachten und genießen.
So wünsche ich Ihnen eine erholsame Urlaubszeit und trotz, oder gerade wegen des späten
Einbruchs der Nacht wunderbare, viele angenehme Stunden unter freiem Himmel.
Sollten auch Sie Interesse daran haben, dieses Heftchen elektronisch als PDF-Datei zu erhalten, so rufen Sie mich einfach unter 07254/60595 an oder senden Sie mir eine E-Mail an
[email protected]. Wir werden dies dann künftig berücksichtigen. Es besteht natürlich
jederzeit der Weg zurück zum Papier.
Und nun viel Spaß beim Lesen.
(Wolfgang Stegmüller)
Astronomie heute
Das amerikanische Weltraumteleskop Spitzer
hat neue Erkenntnisse über die Entstehung
von Planeten bei anderen Sternen geliefert. So
gelang Astronomen mit dem Infrarot-Fernrohr
erstmalig der Nachweis vereister Staubpartikel, die organische Substanzen enthalten, in
einer protoplanetarischen Staubscheibe um
einen Stern. Außerdem fanden die Forscher
Hinweise auf den bislang jüngsten Exoplaneten, sowie protoplanetarische Scheiben in größerer Entfernung von der Erde als jemals
Kontaktadressen: 1. Vorsitzender: Rudolf Woll, Kettelerstr. 19, 68753 Waghäusel, Tel.: 07254/3666
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2. Vorsitzender: Wolfgang Stegmüller, Vogesenstr. 11, 68753 Waghäusel, Tel.: 07254/60595
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Spitzer-Teleskop: Auf den Spuren der Planetenentstehung
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zuvor. "Diese ersten Ergebnisse zeigen, dass Spitzer unser Wissen über die Entstehung
von Sternen und Planeten dramatisch erweitern wird", erläutert Michael Werner, ProjektWissenschaftler am Jet Propulsion Laboratory der Nasa in Pasadena, Kalifornien, die Bedeutung des im August 2003 gestarteten Satelliten-Observatoriums. "Das wird uns dabei
helfen, unsere eigene kosmische Herkunft zu ergründen." Die Astronomen stießen bei einem 420 Lichtjahre entfernt im Sternbild Stier gelegenen jungen Stern auf untrügliche Anzeichen für Staubpartikel, die von einem Mantel aus Wassereis, Methanol und Kohlendioxid
umgeben sind. Die Forscher glauben, dass aus solchen Partikeln Kometen entstehen - die
ihrerseits Wasser und organische Substanzen auf erdähnliche Planeten transportieren
könnten. Bei einem anderen Stern, ebenfalls in der Konstellation Stier, stießen die Forscher
auf eine Lücke in der den Stern umgebenden Staubwolke. Die Astronomen vermuten, dass
die Anziehungskraft eines Planeten dort den Staub weggefegt hat. Da der Stern erst eine
Million Jahre alt ist, würde es sich um den jüngsten Planeten bei einem anderen Stern handeln, der bislang aufgespürt wurde. Zum Vergleich: Die Erde ist 4,5 Milliarden Jahre alt.
Quelle: http://www.spitzer.caltech.edu/Media/releases/ssc2004-08/release.shtml
Ausgabedatum 23.6.04
Robotmission: Hubbles Rettung oder Hubbles Tod?
Die amerikanische Weltraumbehörde Nasa hat
eine offizielle Ausschreibung ("Request For Proposals") für Robotmissionen zur Rettung des Weltraumteleskops
Hubble
veröffentlicht.
Die
Angebote müssen bis zum 16. Juli eingereicht werden. Damit reagiert die Nasa auf Proteste insbesondere der Astronomen gegen die Entscheidung,
keine Service-Missionen mehr zu dem Weltraumteleskop zu fliegen. Diese Entscheidung wurde mit
Sicherheitsbedenken begründet: Ein Flug zu
Hubble sei für die Raumfähren zu riskant, da das
Gerät weit entfernt von der Internationalen Raumstation ISS seine Bahn zieht. Die ISS stünde daher
nicht als Nothafen bei Problemen zur Verfügung. Ohne Servicemission könnte Hubble jedoch schon in wenigen Jahren funktionsuntüchtig durchs All torkeln. Kritiker bezweifeln freilich, dass die Nasa ernsthaft an einer automatischen Rettungsmission für Hubble
interessiert ist - und dass so etwas überhaupt technisch machbar sei.
"Die Instrumente von Hubble sind für die Wartung durch Menschenhände konstruiert", meint
etwa Jeffrey Bell, Professor für Planetenforschung an der University of Hawaii, und schließt:
"Ich glaube nicht, dass jemand ernsthaft mit dem Flug einer Robotmission rechnet." Dafür
sprechen auch die Bedingungen der Nasa-Ausschreibung: Jede vorgeschlagene Mission
muss die Installation eines Motors beinhalten, mit dem Hubble gezielt zum Absturz gebracht
werden kann.
Quelle: http://www.spacetoday.net/
Kontaktadressen: 1. Vorsitzender: Rudolf Woll, Kettelerstr. 19, 68753 Waghäusel, Tel.: 07254/3666
2. Vorsitzender: Wolfgang Stegmüller, Vogesenstr. 11, 68753 Waghäusel, Tel.: 07254/60595
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Dunkle Seite des Mondes spiegelt Erdklima wieder
News-Ticker vom 28.05.04
(RK) Die dunkle Seite des Mondes ist
nicht völlig dunkel: Sie wird vom Licht der
Erde erhellt. Dieser Erdschein wiederum
hängt davon ab, wie stark die Erde von
Wolken umhüllt ist. Auf diese Weise spiegelt die Helligkeit der dunklen Mondseite
das irdische Klima wieder. Amerikanische Forscher sind nun auf unerwartete
Veränderungen des Erdscheins gestoßen. Während er in den 1990er Jahren
immer schneller abnahm - in Übereinstimmung mit der globalen Erwärmung hat sich dieser Trend in den letzten drei
Jahren wieder umgekehrt. Die Forscher
haben für diese Zunahme des Erdscheins bislang keine Erklärung - außer,
dass es sich vielleicht um eine natürliche
Variation des Bewölkungsgrads der Erde handeln könnte. Die Untersuchungen von Philip
R. Goode vom New Jersey Institute of Technology und seinem Team zeigen zunächst eine
langsame Abnahme der Helligkeit des Erdscheins in den Jahren 1985 bis 1994, die sich
dann 1995 und 1996 rapide verschärft. Diese Abnahme steht in guter Übereinstimmung mit
Satellitenbeobachtungen des Bewölkungsgrads der Erde. Von 1997 bis 2000 blieb der Erdschein dann nahezu unverändert, um dann bis 2003 wieder auf die Helligkeit von vor 1995
anzusteigen. Goode wartet nun ungeduldig darauf, dass die Satellitendaten über den Bewölkungsgrad der letzten Jahre verfügbar werden. Der Forscher hofft, dass sich durch seine
Beobachtungen künftig der Einfluss des elfjährigen Sonnenzyklus auf das irdische Klima
von dem durch die Umweltverschmutzung verursachten Treibhauseffekt trennen lässt.
Quelle: http://www.eurekalert.org/pub_releases/2004-05/nsfc-sla052704.php
Das Himmelsgeschehen im 3. Quartal 2004
erstes Viertel
25. Juni
25. Juli
23. August
21. September
Vollmond
2. Juli
31. Juli
30.August
28. September
letztes Viertel
9. Juli
8. August
6. September
6. Oktober
Neumond
17. Juli
16. August
14. September
14. Oktober
Tabelle 1: Mondphasen im 3. Quartal 2004
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2. Vorsitzender: Wolfgang Stegmüller, Vogesenstr. 11, 68753 Waghäusel, Tel.: 07254/60595
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Mondphasen
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Planetensichtbarkeiten
Merkur
Merkur erreicht am 27. Juli mit rund 27° seine größte östliche Elongation. Das heißt, dass
eine gute Abendsichtbarkeit gegeben wäre, stünde er weiter nördlich in der Ekliptik. Jedoch
ist seine ekliptikale Breite niedrig, so dass er, wenn überhaupt, am ehesten in den Tagen
zwischen dem 5. und 10 Juli tief am nordwestlichen Horizont erspäht werden kann. Am besten bedient man sich dazu eines Fernglases. Am 10. Juli erfolgt der Untergang nur wenig
mehr als eine Stunde nach Sonnenuntergang.
Im September folgt dann eine Morgensichtbarkeit. Zwischen dem 8. und 17. September ist
Merkur rund eine Stunde vor Sonnenaufgang am tiefen östlichen Horizont zu erspähen.
Venus
Nach ihrem Vorbeigang vor der Sonnenscheibe am 8. Juni, ist Venus nun Morgenstern. Am
1. Juli geht sie als dünne Sichel um 3:48 Uhr auf, Ihre Helligkeit beträgt dabei 4m1. Im weiteren Verlauf des Quartals nimmt ihr Durchmesser permanent ab, während ihre Phasengestalt immer rundlicher wird. Am 17. August ist Halbvenus. Der Winkelabstand von der Sonne
ist am 12. August mit 46° am größten. Am letzten Tag des Quartals hat ihre Helligkeit ein
wenig auf 3m6 abgenommen. Ihr Aufgang erfolgt um 3:44 Uhr, rund 4 Stunden vor der Sonne.
Mars
Mars steht Anfang Juli in nur noch geringem Winkelabstand von der Sonne. Auch ist er mit
einer Magnitude von nur 2m0 kein auffälliges Objekt mehr. So ist er allenfalls mit einem
Fernglas noch in den ersten Julitagen tief über dem westlichen Horizont auszumachen. Den
ganzen Rest des Quartals bleibt Mars unsichtbar. Seine Konjunktion mit der Sonne erreicht
er am 17. September.
Jupiter
Auch Jupiters Abgesang hat bereits begonnen. Steht er Anfang Juli am Abend noch auffällig
und recht hoch im Südwesten, so verschlechtern sich die Bedingungen für eine Beobachtung nun rasant. Die letzte Sichtbarkeit ist um den 5. August. Seine Konjunktionsstellung mit
der Sonne nimmt er am 22. September ein.
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Saturn
Am 8. Juli ist Konjunktion, das heißt, Saturn zieht von der Erde aus gesehen „hinter“ der
Sonne vorbei. Bereits ab etwa dem 1. August erscheint der Ringplanet wieder am Morgenhimmel. Er geht dann etwas mehr als 1 Stunde vor der Sonne auf. Pro Monat verfrühen sich
seine Aufgänge um rund 2 Stunden, so dass er gegen Ende September um etwa 1 Uhr
nachts (MESZ) aufgeht und somit ein Objekt der 2. Nachthälfte bleibt.
Uranus
Uranus kommt Mitte August in Oppositionsstellung zur Sonne und ist somit in diesem QuarKontaktadressen: 1. Vorsitzender: Rudolf Woll, Kettelerstr. 19, 68753 Waghäusel, Tel.: 07254/3666
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ta optimal zu beobachten. Am 1. Juli erfolgt sein Aufgang um Mitternacht. Dieser verlagert
sich jedoch pro Monat um rund 2 Stunden nach vorn. Die Helligkeit liegt mit 6m1 knapp unter
der Wahrnehmungsgrenze des freien Auges in einer sehr dunklen Nacht, wie wir sie z. B.
im Hochgebirge, fern ab größerer Ansiedlungen, vorfinden können. Für das Fernglas stellt
dieser Planet jedoch keine Schwierigkeit dar. Will man jedoch das nur 3,7’’
(’’ = Bogensekunde) groß erscheinende Planetenscheibchen rund sehen, so ist Vergrößerung angesagt. Bei rund 450-facher Vergrößerung erscheint uns sein Scheibchen so groß,
wie das des Mondes mit freiem Auge. Strukturen in der Wolkenhülle des Planeten sind jedoch selbst damit nicht erkennbar.
Neptun
Für diesen Planeten gilt sinngemäß das selbe wie für Uranus, nur dass er rund eine Stunde
früher als dieser aufgeht und mit einer Magnitude von 7m7 deutlich schwächer leuchtet.
Aber auch er ist mit dem einfachen Fernglas erreichbar, wenn man weiß wo man suchen
muss. Selbst im großen Teleskop ist er nur schwer als winziges Scheibchen zu erkennen.
Sein scheinbarer Durchmesser liegt mit 2,4’’ hart an der Auflösungsgrenze unserer Teleskope.
Konstellationen und Ereignisse
Datum
05.07.
17.08.
01.09.
09.09.
Ereignis
Erde im sonnenfernsten Punkt (Aphel) ihrer Bahn. Abstand 152,097 Mio. km
Venus in größter westlicher Elongation (Winkelabstand zur Sonne 46°)
Venus bei Saturn (Winkelabstand 2°)
Merkur in größter westlicher Elongation (Winkelabstand zur Sonne 18°)
Tabelle 2: Konstellationen und Ereignisse im 3. Quartal 2004
Rückblick auf den Venustransit vom 8. Juni 2004
Das Wetter hätte besser nicht sein können. Die Sonne ging an diesem Morgen bereits an
einem wolkenlosen Himmel auf. Schon bevor unser Zentralgestirn über den Horizont stieg,
nahm ich auf dem kirrlacher Feld Position ein, um den Sonnenaufgang mit dem Camcorder
einzufangen. Schon lange im Vorfeld des heutigen Ereignisses plante ich, dieses im Film
festzuhalten und der Sonnenaufgang dieses Morgens sollte den Auftakt dazu machen.
Nachdem dieser erste Teil erfolgreich erledigt war, ging es wieder nach Hause, um mich mit
einem Frühstück für die eigentliche Show, den ersten Transit der Venus seit 122 Jahren, zu
wappnen. Da meine Frau an diesem Tag das Auto benötigte, hatte ich bereits am Abend zuvor beschlossen, mein gesamtes Instrumentarium auf den Fahrradanhänger meines Vaters
zu laden und damit zu unserem Beobachtungsplatz an der Eremitage zu gelangen.
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2. Vorsitzender: Wolfgang Stegmüller, Vogesenstr. 11, 68753 Waghäusel, Tel.: 07254/60595
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Als ich dort um Viertel vor sieben eintraf, war ich der erste. Ich machte mich
sogleich daran, meine beiden Instrumente für das bevorstehende Schauspiel aufzubauen. Nach und nach
gesellten sich weitere Sternfreunde mit
ihren Optiken dazu. Als die ersten Besucher gegen Viertel nach sieben eintrafen, waren nicht weniger als 11 !!! mit
Sonnenfilter ausgerüstete Teleskope,
Spektive und Ferngläser auf die Sonne
ausgerichtet. Huckepack auf meinem
Teleskop war zusätzlich mein Camcorder montiert, der eine Totale des Venustransits aufzeichnen sollte. Endlich war es so weit,
Oswald rief von seinem Teleskop herüber „1. Kontakt!“, aber auch die anderen hatten die
winzige Delle am linken unteren Sonnenrand bereits bemerkt.
20 Minuten lang dauerte der Vorgang, bis die Venus vollständig
vor die Sonne getreten war.
Etwa 5 Minuten vor diesem 2.
Kontakt war ein geschlossener
Lichtring um die dunkle Seite der
Venus zu erkennen - Licht, das
durch die Atmosphäre der Venus
gestreut wird. Nun begann die
lange, stressfreie Zeit der Beobachtung, wie sich die Venus
langsam über die Sonnenscheibe voranbewegte. In dieser Zeit
nutzten viele eigens dafür gekommene Gäste, dieses Schauspiel zu verfolgen. Zeitgleich
wurde wenige Meter entfernt die neue Dachkuppel auf das Gebäude der Eremitage gehoben. Auch zu diesem Anlass waren zahlreiche Besucher gekommen, die ebenfalls die Gelegenheit für einen Blick durch unsere Instrumente nutzten. Besonders gefreut hat uns, dass
einige Lehrer der Schiller- und Bolandenschule dieses seltene Ereignis für eine kleine Exkursion mit ihren Klassen zu unserem Beobachtungsstandort nutzten. Die Schüler lauschten gespannt den Erklärungen, die Rudolf Woll gab und an vielen Instrumenten waren
ständig Ausrufe wie „coooool“ zu hören.
Eigentlich wollten wir unsere Beobachtungsaktivitäten auf der Beobachtungswiese gegen
Kontaktadressen: 1. Vorsitzender: Rudolf Woll, Kettelerstr. 19, 68753 Waghäusel, Tel.: 07254/3666
2. Vorsitzender: Wolfgang Stegmüller, Vogesenstr. 11, 68753 Waghäusel, Tel.: 07254/60595
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10 Uhr beenden, um den letzten Teil dieser „Minifinsternis“ an unserer Vereinssternwarte
bei August Feuerstein in Oberhausen zu erleben. Aber der große Besucheransturm fesselte
uns bis 11 Uhr an diesen Ort.
Verspätet trafen wir an der Vereinssternwarte ein, doch es war noch genügend Zeit bis zum
Austritt der Venus. Unser Gastgeber verwöhnte uns derweil mit Speiß und Trank. Der Venus-Austritt gestaltete sich dann etwas ruhiger als der Eintritt am Morgen und so gelangen
hier noch zahlreiche Fotos und weitere Filmaufnahmen. Nachdem um 13:21 der letzt Rest
der Venus vor der Sonnenscheibe verschwunden war, konnte man ringsum in zufriedene
Gesichter schauen. Aber nun merkte ich allmählich die Strapazen der letzten Stunden. Unter der unbarmherzig sengenden Sonne hatte ich mir einen leichten Sonnenbrand eingehandelt. Wir alle suchten nur noch den Schatten. So saßen wir noch eine Zeitlang im Garten
unseres Gastgebers und nippten an kühlen Getränken. Viele Menschen rings um den Erdball hatten in diesen Stunden ein Ereignis verfolgt, das kein zurzeit lebender Mensch je zuvor gesehen hatte - und wir waren dabei.
Beobachtungsbetrieb an insgesamt 11 Instrumenten
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Wer dieses Ereignis verpasst hat, kann sich bei unserem nächsten Astro-Treff am 16. Juli
noch einen Eindruck davon verschaffen. Dann werden wir neben weiteren astronomischen
Themen einen Rückblick auf diesen ersten Venustransit seit 1882 in Bild und Film geben.
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Auch mit einfachen Mitteln war bereits viel
zu sehen
Beobachtung des Austritts an der Vereinssternwarte in Oberhausen
Kontaktadressen: 1. Vorsitzender: Rudolf Woll, Kettelerstr. 19, 68753 Waghäusel, Tel.: 07254/3666
2. Vorsitzender: Wolfgang Stegmüller, Vogesenstr. 11, 68753 Waghäusel, Tel.: 07254/60595
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Beobachtungstipps
Der alljährliche „Sternschnuppenregen“ im August
Wie jedes Jahr Mitte August, so werden auch in diesem
Jahr in den Tagen um den 12. gehäuft Sternschnuppen
zu sehen sein. Was ist eine Sternschnuppe und wie
kommt es eigentlich zu einer solchen Häufung? Nun, innerhalb unseres Sonnensystems sind in der ekliptikalen
Ebene, das heißt der Ebene in der die Planeten um die
Sonne laufen, Staub und kleine Festkörper mit Größen
zwischen Millimetern und Metern fein verteilt. So wie alle
anderen Himmelskörper innerhalb des Sonnensystems
laufen auch diese Kleinkörper auf unterschiedlichsten
Bahnen um die Sonne. Oft sind diese Bahnen nicht annähernd kreisförmig, sondern lange Ellipsen. So kommt
es häufig vor, dass diese Teilchen mit hoher Geschwindigkeit die Bahn der Erde kreuzen. Die Geschwindigkeit
der Erde auf ihrer Bahn liegt bei rund 30 Kilometer pro
Sekunde bzw 107.000 Stundenkilometern. Bei einer
Kollision solcher Teilchen mit der Erde, dringen diese in
die Atmosphäre ein und werden stark abgebremst. Durch diese Bremsreibung findet eine
enorme Erhitzung des Kleinkörpers und der Luftmoleküle entlang der Flugbahn statt. In der
Nacht können wir diesen Vorgang als Sternschnuppe oder besser Meteor sehen. Meistens
sind die Teilchen nur Millimeter groß, so dass der Vorgang des Verglühens nur Sekundenbruchteile in Anspruch nimmt. Wie beim Autofahren die Windschutzscheibe mehr durch aufprallende Mücken verschmutzt als die Heckscheibe, so sind auch mehr solcher Meteore in
„Fahrtrichtung“ der Erde zu sehen. In Fahrtrichtung der Erde schauen wir immer in der 2.
Nachthälfte in südöstlicher Richtung. Solche Kleinkörper sind zwar ausgesprochen dünn,
aber gleichmäßig in der ekliptikalen Ebene verteilt und somit treten das ganze Jahr über zu
jedem Zeitpunkt im statistischen Mittel etwa gleich viele Meteore dieser Art auf. Ihre Flugrichtung ist dabei zufällig. Diese bezeichnet man als die „sporadischen Meteore“. Völlig anders verhält es sich dagegen mit den Meteorströmen. Sie werden zwar ebenfalls durch
kleine und kleinste Teilchen verursacht, die jedoch nicht gleichmäßig in der ekliptikalen Ebene verteilt sind. Wie wir alle wissen, kreisen nicht nur Planeten und Staub aus der Entstehungszeit unseres Sonnensystems um die Sonne, sondern auch Mittelgroße Körper, wie
Asteroiden und Kometen. Gerade letztere laufen oft in stark elliptischen Bahnen um die
Sonne. Bei ihrer Annäherung an unser Zentralgestirn werden sie erwärmt, wodurch beim
Verdampfen gefrorenen Wassers und Gases oft ein viele Millionen Kilometer langer Kometenschweif entsteht. Bei diesem Verdampfen werden auch feste Partikel aus der Kometenoberfläche ins All gerissen. Diese festen Teilchen verhalten sich dann wie eigenständige
Himmelskörper und folgen in etwa ihrem Ursprungskörper im Abstand. Auf diese Weise bilKontaktadressen: 1. Vorsitzender: Rudolf Woll, Kettelerstr. 19, 68753 Waghäusel, Tel.: 07254/3666
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2. Vorsitzender: Wolfgang Stegmüller, Vogesenstr. 11, 68753 Waghäusel, Tel.: 07254/60595
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den sich entlang der Flugbahn eines Kometen im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende
sogenannte „dust trails“ - Staubbahnen.
Einige Kometenbahnen schneiden die Erdumlaufbahn und immer wenn die Erde auf ihrem
Weg um die Sonne durch eine solche Staubbahn stößt, sammelt sie dabei viele solcher Teilchen auf, die in der Nacht als Meteore wahrgenommen werden können. Die Analogie zum
Autofahren ist die Fahrt durch einen Mückenschwarm. Solche Staubbahnen sind in der Regel nicht allzu ausgedehnt, daher dauert die „Fahrt“ hindurch oft nur wenige Stunden,
manchmal auch einige Tage. Da die Partikel nun nicht gleichmäßig verteilt sind, sondern einen bestimmten Ursprung - die Staubbahn - haben, scheinen alle Meteore eines Meteorstroms vom gleichen Punkt am Himmel auszustrahlen. Dieser Ursprungspunkt am
Sternenhimmel - der Radiant - gibt dem Meteorstrom seinen Namen. Die im August auffälligen Perseiden scheinen allesamt vom Sternbild Perseus auszugehen. Andere bekannte
Meteorströme sind z. B. die Leoniden im November, die aus dem Sternbild Löwe (Leo) zu
kommen scheinen.
Der Metorstrom der Perseiden im August wird durch die Staubbahn des Kometen 109P/
Swift-Tuttle verursacht. Diese Staubbahn ist zudem relativ ausgedehnt, so dass Perseiden
immer mehrere Nächte lang beobachtet werden können. Andere Staubbahnen sind recht
schmal, so dass Wissenschaftler in der Lage sind, fast auf die Minute genau den Ein- und
Austrittszeitpunkt vorherzubestimmen und ob die Staubbahn eher zentral oder mehr streifend durchlaufen wird. Bei periodischen Kometen sind sogar mehrere Staubbahnen nebeneinanderliegend anzutreffen, so dass genau vorhergesagt werden kann, durch welche der
Staubbahnen die Fahrt geht oder ob gar mehrere Staubbahnen nacheinander im Abstand
einiger Stunden durchquert werden.
In diesem Jahr wird die Erde dem Staubpfad begegnen, den der Komet bei seinem Auftreten
im Jahr 1862 hinterlassen hat. Der minimale Abstand zu diesem Staubpfad von 180.000 km
wird am 11. August um 22:54 Uhr (MESZ) erreicht. Es ist mit einer etwas erhöhten Aktivität
zu rechnen von bis zu 100 Meteoren pro Stunde.
Einen hübschen Bonus gibt es für Frühaufsteher in der Nacht des Perseidenmaximums:
Eine schlanke Mondsichel zieht in den Morgenstunden an Venus vorbei, die als strahlend
heller Morgenstern gar nicht zu übersehen ist. Vielleicht gelingt es ja dem einen oder anderen Fotografen, dieses Pärchen zusammen mit einer Sternschnuppe auf Film zu bannen?
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Aber nicht nur in der Nacht vom 11. auf den 12. August wird es Perseiden zu sehen geben.
Sternschnuppen aus diesem Strom fallen in diesem Jahr zwischen dem 17. Juli und dem 24.
August. Es lohnt sich also, in den Sommernächten einmal danach Ausschau zu halten.
Den Modellen des finnischen Wissenschaftlers Esko Lyytinen zu Folge wird uns der Perseidenstrom im Jahr 2028 einen regelrechten Meteorsturm mit einigen Tausen Meteoren pro
Stunde bescheren - warten wir es ab.
Kontaktadressen: 1. Vorsitzender: Rudolf Woll, Kettelerstr. 19, 68753 Waghäusel, Tel.: 07254/3666
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Vereinsmitteilungen
Sommerfest am Samstag, den 7. August
Unser Sommerfest ist, wenn man dies bei einem so jungen Verein bereits sagen darf, schon
liebe Tradition geworden. So freuen wir uns mit Ihnen, auch in diesem Jahr unser Sommerfest auf dem Anwesen unseres Ehrenmitglieds August Feuerstein in Oberhausen, Augustastraße 13 zu feiern. Der Termin dafür ist Samstag, der 07. August ab 16:00 Uhr. Wir freuen
uns sehr auf Ihr Kommen. Insbesondere unsere Starkidz (Jugend) und deren Eltern möchten wir herzlich dazu einladen.
Neben geselligem Beisammensein am Nachmittag und gegenseitigem Kennen lernen bei
gegrilltem oder Kaffee und Kuchen laden die Teleskope der Vereinssternwarte zum ausgiebigen Beobachten der Sonne ein. Am Abend hat noch in jedem Jahr das riesige C14 der
Sternwarte, gutes Wetter vorausgesetzt, die Besucher auf ausgedehnten Streifzügen über
den sommerlichen Sternhimmel und seinen zahlreichen Deep Sky-Objekten in Verzückung
versetzt.
Termine und Veranstaltungen - unser Angebot auf einen Blick
16.07.2004
07.08.2004
18.09.2004
Öffentlicher Astro-Treff im Vereinsheim des Hundesportvereins Wiesental.
Beginn ist um 20 Uhr. Besonderes Thema dieses Abends ist eine Rückblende zum Venustransit vom 8. Juni 2004.
Sommerfest unseres Vereins ab 16 Uhr an der Vereinssternwarte bei unserem Ehrenmitglied August Feuerstein in Oberhausen, Augustastraße 13.
2. deutscher Tag der Astronomie. Siehe unten, Sternführung.
Sternführung im 3. Quartal
Für unsere Sternführung im 3. Quartal 2004 sind folgende Termine festgesetzt:
Datum
Uhrzeit Beobachtbare Objekte
24. und 25. Juli
22:30 Mond und Objekte des Sommersternhimmels
21. und 22. August
22:00 Mond und Objekte des Sommersternhimmels
18. und 19. September 15:00 Sonnenbeobachtung (nur am 18.09.)
20:30 Beobachtung des Sommersternhimmels
Die Sternführung findet wie üblich nur einmal, am ersten wettermäßig geeigneten Termin
statt. Die Durchführung ist, wenn nicht andereauf der Wiese neben der Eremitage. Parkraum ist vor dem Eingang zum Eremitagegelände reichlich vorhanden. Einen Lageplan
unserer Beobachtungsplätze finden Sie in Heft 14 oder auf unserer Web-Page unter „Terminkalender“. Der Termin am 18.09. findet bei gutem Wetter auf jeden Fall statt.
Mitgliederfortschreibung
Am 18.06.2004 hatte unser Verein 167 Mitglieder.
Kontaktadressen: 1. Vorsitzender: Rudolf Woll, Kettelerstr. 19, 68753 Waghäusel, Tel.: 07254/3666
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2. Vorsitzender: Wolfgang Stegmüller, Vogesenstr. 11, 68753 Waghäusel, Tel.: 07254/60595
Ausgabedatum 23.6.04
Tabelle 3: Termine für Sternführungen im 3. Quartal 2004
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