Außenhandel und internationaler Wettbewerb | L ö s u n g 2 F T | 2013 Antwort zu Aufgabe 5.2 a) Intra-industrieller Handel funktional homogener Güter und Dienstleistungen (voll. Konkurrenz): 1. Grund: Grenzhandel (Differenzierung durch den Ort) Ausland Ausländische Firma Exporte Grenze Importe Inländische Firma Inland Quelle: Brakman, Steven, Garretsen, Harry, van Marrewijk, Charles, van Witteloostuijn, Arjen, Nations and Firms in the Global Economy, 2006, S. 106 Beispiele: Sand, Steine, frisches Obst, Gemüse und Molkereiprodukte P C Maschinen Maschinen 2. Grund: Zyklischer Handel (Differenzierung durch die Zeit) Y Y C P P C C P Nahrung Nahrung Winter Sommer Elektrizität Elektrizität Nacht Tag Quelle: Grubel, Herbert, Lloyd, Peter, Intra-Industry Trade, 1975, S. 78-79 Vorbereitet durch Martin Hofmann, M.A. (Economics) Seite |1 Außenhandel und internationaler Wettbewerb | L ö s u n g 2 F T | 2013 b) Modell monopolistischer Konkurrenz - Allgemein 1 (Ausgangslage): • • • Jedes Unternehmen produziert eine eigene Variante und verhält sich wie ein Monopolist, d.h. es wählt diejenige Menge, die „Grenzerlös = Grenzkosten“ (1) erfüllt Nachfrage nach jeder Produktvariante nur ein Teil der Gesamtnachfrage in der Branche: Konsumenten haben Präferenzen für alle Produktvarianten Es werden so lange Firmen eintreten, bis gilt, dass der „Monopolpreis = Durchschnittskosten“ (2) und die letze eintretende Firma gerade Nullgewinne erwirtschaftet Preis Durchschnittskosten pM (2) Grenzkosten DKMin (1) Grenzerlös qM Nachfrage Menge Abb. 1: Monopolistische Konkurrenz: Autarkie 1 Brakman, Steven, Garretsen, Harry, van Marrewijk, Charles, van Witteloostuijn, Arjen, Nations and Firms in the Global Economy, 2006, S. 110-116. Vorbereitet durch Martin Hofmann, M.A. (Economics) Seite |2 Außenhandel und internationaler Wettbewerb | L ö s u n g 2 • • F T | 2013 Durch Handel vergrößert sich der Gesamtmarkt für jedes Unternehmen, gleichzeitig nimmt aber auch die Preiselastizität der Nachfrage zu, da es für die Konsumenten mehr Substitutionsmöglichkeiten gibt (NFHandel flacher als NFAutarkie) Das einzelne Unternehmen kann dadurch nur noch einen geringeren Preis erheben und macht Verluste, wodurch einige Unternehmen vom Markt verdrängt werden und die Nachfrage nach den anderen Produktvarianten zunimmt, so lange bis gerade keine am Markt aktive Firma Verluste erzielt pi (3) pM, Handel pM , Autarkie DK GK NFAutarkie Autarkie GE qM, Autarkie GE NFHandel Handel qM, Handel qi (4) Abb. 2: Monopolistische Konkurrenz: Freihandel • • • • 2 Im Endergebnis sehen sich die Konsumenten mehr Produktvarianten pro Land (zwischen n und 2n) 2 zu niedrigeren Preisen (3) gegenüber Obwohl es aus Sicht der Konsumenten mehr Varianten gibt, gibt es pro Land weniger Firmen als bei Autarkie (Summe der Autarkiewerte) Die niedrigeren Preise resultieren dadurch, dass jede Firma mehr Güter produziert (4) und somit die Skalenerträge besser nutzen kann (Produktion zu niedrigeren Durchschnittskosten) Trade-off zwischen Anzahl der Produktvarianten n und niedrigeren Preisen abhängig von der Preiselastizität/Substitutionselastizität der Nachfrage. Reagiert die Nachfrage nach der einzelnen Variante kaum auf das Auftreten zusätzlicher Konkurrenten bzw. die Preiselastizität ist sehr niedrig (Extremfall: Nachfrage senkrecht) wird die Anzahl der verfügbaren Gütervarianten näher bei 2n liegen (es werden keine Firmen den Markt verlassen müssen) und die Preise ändern sich kaum. Reagiert die Nachfrage allerdings sehr stark (Extremfall: Nachfrage waagerecht), wird die Anzahl nahe bei n liegen, bei deutlich gesunkenem Preis. Die Variable n bezeichnet die Anzahl der Firmen in einem Land bei Autarkie, darüber hinaus wird angenommen, dass die beiden Handelspartner symmetrisch (gleich groß) sind. Vorbereitet durch Martin Hofmann, M.A. (Economics) Seite |3 Außenhandel und internationaler Wettbewerb | L ö s u n g 2 F T | 2013 c) • Steigender Verlauf der Bedingung GE = GK: Mit zunehmender Höhe des Pro-Kopf-Konsums c pro Variante (=weniger Varianten n) Höherer Preis für Variante möglich, wenn es weniger Varianten gibt! Begründung: In der Nutzenfunktion der Konsumenten kann angenommen werden, dass die Nachfrageelastizität mit zunehmenden Pro-Kopf-Konsum c abnimmt (höheres c weniger Varianten n weniger Substitutionsmöglichkeiten für Konsumenten geringere Nachfrageelastizität jedes UN hat mehr Marktmacht und kann einen höheren Preisaufschlag auf Grenzkosten vornehmen) • Fallender Verlauf der Nullgewinnbedingung Erlös = Kosten: Wenn der Pro-Kopf-Konsum c ansteigt, wird pro Variante eine größere Menge x produziert, was bei steigenden Skalenerträgen zu sinkenden Durchschnittskosten führt. Damit die Kosten gedeckt sind, genügt ein niedrigerer realer Preis für ein Gut. • Bei Aufnahme von Außenhandel vergrößert sich der Markt durch mehr Konsumenten/Arbeitskräfte L. Dies führt bei jedem Pro-Kopf-Konsum c zu einer höheren produzierten Menge x und somit (aufgrund der Annahme steigender Skalenerträge) zu sinkenden Stückkosten es genügt für jedes c ein geringerer realer Preis um die Kosten zu decken - Graphisch: Die Nullgewinnbedingung verschiebt sich nach unten. Ergebnis: Die Anzahl der Varianten erhöhen sich immer und der Pro-Kopf-Konsum 𝑐 𝐻 geht im neuen GGW zurück. Wie stark 𝑐 𝐻 sinkt (𝑐1𝐻 𝑜𝑑𝑒𝑟𝑐2𝐻 ) und inwiefern der reale Preis gleich bleibt oder sinkt, hängt von der Spezifikation der Nutzenfunktion ab [1]1 [1]2 . Modell trifft keine Aussage zum Handelsmuster: In welchem Land die Unternehmen ansässig sein werden, d.h. ob sie gleich- oder ungleichmäßig verteilt sind, erklärt das Modell nicht (Ausnahme: Nachfrage ist preisunelastisch: da es keine Marktaustritte gibt, sind die Firmen so wie in Autarkie verteilt). Der gleiche Effekt wie Handelsliberalisierung würde auch durch rein inländisches Marktwachstum zustande kommen. Krugman (1979) 3 betrachtet allgemeines Gleichgewichtsmodell, d.h. zusätzliche Berücksichtigung, dass Faktormarkt geräumt (zugleich gilt: Faktoren = Konsumenten) • • • 3 Krugman, Paul R., Increasing Returns, Monopolistic Competition, and International Trade, Journal of International Economics Vol. 9, No. 4 (1979), 469–479 Vorbereitet durch Martin Hofmann, M.A. (Economics) Seite |4 Außenhandel und internationaler Wettbewerb | L ö s u n g 2 F T | 2013 d) Bei Melitz (2003) 4 keine repräsentative, sondern hinsichtlich ihrer Produktivität heterogene Firmen und Einführung von (empirisch relevanten) Exportmarkteintrittskosten. Jede Periode kommt es zu firmenspezifischen Schocks, die zum Marktaustritt einzelner Firmen führen. Zeitstruktur: Besonders unproduktive (unterhalb der „Cut-off Produktivität“) Firmen verlassen den Markt sofort nach Eintritt. Der Rest produziert und erwirtschaftet einen Gewinn. Abhängig von ihrer Produktivität lassen sich drei Arten von Firmen unterscheiden: • N-Typ: Unproduktive Firmen, die den Markt verlassen • P-Typ: Mittelproduktive Firmen, die nur für den inländischen Markt produzieren • X-Typ: Hochproduktive Firmen, die für den inländischen Markt und den Export produzieren 4 MarktAustritt Produktion MarktAustritt Produktion nur für Inland Cut-Off für Produktion Produktion für Inland und Export Produktivität kostspieliger Handel Autarkie Cut-Off für Produktion Cut-Off für Export Melitz, Marc J., The Impact of Trade on Intra-Industry Reallocations and Aggregate Industry Productivity, Econometrica, Vol. 71, No. 6 (November 2003), 1695–1725 Vorbereitet durch Martin Hofmann, M.A. (Economics) Seite |5 Außenhandel und internationaler Wettbewerb | L ö s u n g 2 F T | 2013 Auswirkungen der kostspieligen Handelsaufnahme (im Vergleich zu Autarkie): • • • • Die produktivsten Firmen wachsen, exportieren und erhöhen Marktanteil und Gewinne (XH-Typ) Weniger produktive Firmen exportieren, vergrößern ihren Marktanteil, haben aber Gewinneinbußen (XN-Typ) Noch weniger produktive Firmen sind nur im Inland aktiv und verlieren Marktanteile und Gewinne (P-Typ) Die unproduktivsten Firmen verlassen den Markt (N-Typ) Gewinnsituation: Vorbereitet durch Martin Hofmann, M.A. (Economics) Seite |6